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 Das Geheimnis der Geisha


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Der französische Krimiautor und Dozent Alexandre Fayard gilt als Experte für den japanischen Schriftstellerkollegen Shundei Oe. Oe ist ein ganz besonders eigenwilliger Zeitgenosse: Seine Romane strotzen nur so vor Gewaltfantasien, das Böse siegt bei ihm stets über das Gute, und angeblich hat noch kein Mensch Oe überhaupt zu Gesicht bekommen.
Als Fayard nach Japan reist, um seinen neuesten Krimi zu promoten, will er sein Vorbild – und seinen Rivalen – Oe persönlich kennenlernen. In einer Fernsehsendung provoziert Fayard den geheimnisvollen Schriftsteller, und fortan bekommt er immer wieder anonyme Drohungen mit dem Befehl, das Land so bald als möglich zu verlassen.
Fayard ist nun erst recht angespornt, mehr über Oe herauszufinden. Zusammen mit dem Verlagsmitarbeiter Ken macht er sich auf die Suche nach dem Schriftsteller. Als er die wunderschöne Geisha Tamao kennenlernt, glaubt er, einen Schritt weitergekommen zu sein. Denn Tamao berichtet ihm, Oe zu kennen. Allem Anschein nach waren die beiden vor vielen Jahren Freunde, doch als sie seine Liebe nicht erwiderte, kam es zum Bruch. Nun hat sie Angst, denn kurz nach Fayards Ankunft in Japan bekam sie einen Brief von Oe, in dem er ihr drohte. Hals über Kopf verliebt sich Fayard in die anziehende Geisha und beginnt eine Affäre mit ihr. Doch bald schon merkt er, dass Oe ein Spiel mit ihm treibt, in das auch Tamao irgendwie verwickelt ist. Und dann gibt es einen Todesfall – offenbar Mord …

Gleich die ersten zehn Minuten des Films „Das Geheimnis der Geisha“ sind vielversprechend und spannend gestaltet, beginnt der Film doch auf sehr mysteriöse Weise. Sobald man dann den Protagonisten Alexandre Fayard kennenlernt und mit ihm gemeinsam nach Japan reist, verliert das Geschehen ein wenig an Seltsamkeit, und es entwickelt sich ein solider japanisch-französischer Thriller. Gut lässt Regisseur Barbet Schroeder europäische und asiatische Kultur aufeinandertreffen, was nie direkt in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt wird, jedoch in zahlreichen Szenen spürbar ist, etwa wenn Fayard mit Ken ein Teehaus besucht. Schroeder, der mit Thrillern wie „Kiss of Death“ mit Nicolas Cage oder „Mord nach Plan“ mit Sandra Bullock“ schon mehrfach sein Können unter Beweis stellte, zeigt auch hier wieder, dass er ein routinierter Geschichtenerzähler ist. Vielleicht mag der eine oder andere Zuschauer bereits früh die Zusammenhänge um Shundei Oe erkennen, insgesamt jedoch bleibt der Eindruck eines spannenden Rätselratens bis zum Schluss.
Woran der Film vor allem krankt, sind die Glaubwürdigkeit in Bezug auf das Handeln der Figuren sowie die Logik, die zwar nie gänzlich außer Kraft gesetzt wird, den Zuschauer ab und an aber den Kopf schütteln lässt. Dass noch eine sadomasochistische Note beigemengt wird, die dem Erotikfaktor des Films geschuldet ist, macht aus dem Thriller allerdings noch lange keinen Erotikthriller, wie es auf dem Cover zu lesen ist. Vieles bleibt nur angedeutet, einzig eine Szene gegen Ende ist von besonderer Pikanterie.
Benoît Magimel als selbstgefälliger Krimiautor und Hobbydetektiv sowie Lika Minamoto als undurchsichtige Geisha bieten solide Darstellerleistungen, leider fehlt es ein bisschen an dem besonderen Knistern zwischen den beiden, das ihre Affäre vollends glaubwürdig gemacht hätte.

An Extras gibt es Trailer zum Film, weitere Trailer zu Produkten aus dem Hause Sunfilm Entertainment sowie ein Making-of. Dieses ist allerdings sehr gelungen und entführt den Zuschauer hinter die Kulissen von „Das Geheimnis der Geisha“, lässt ihn am Entstehungsprozess teilhaben, manchmal auch ohne Erklärungen, und verzichtet auf lobhudelnde Interviewfetzen, wie man das häufig aus Hollywood kennt. Die Originaltonspur sei der deutschen vorzuziehen; zwar gibt es nichts daran zu meckern, denn die Synchronisation ist absolut gelungen, jedoch wird im Film abwechselnd Französisch, Japanisch und Englisch gesprochen, was im Deutschen nicht immer entsprechend berücksichtigt wurde. Lobenswert ist zudem der Einsatz eines Wendecovers, mit dem das grässlich plakative FSK-Logo im Innern verschwindet.

„Das Geheimnis der Geisha“ ist ein solider Krimi, der mit gut aufgelegten Darstellern und einem interessanten Blick in die japanische Kultur punkten kann. Ein paar Schwächen in Sachen Logik und Glaubwürdigkeit werden durch Spannung wettgemacht. Freunde des Aufeinandertreffens verschiedener Kulturen und Fans von Asien-Krimis können bedenkenlos zugreifen.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4041658223096 | Erschienen: 30. September 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 101 Minuten | Originaltitel: Inju, la bête dans l'ombre | Preis: 14,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Französisch

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