Media-Mania.de

 Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Arthur Spirit, genannt Junior, hat es nicht leicht im Leben. Er ist einer der schwächeren Jugendlichen des Reservats, sein ganzes Leben lang wurde er immer wieder verspottet und verprügelt, nur unterstützt von seinem einzigen Freund Rowdy und seiner Familie. Das Leben im Spokane-Reservat ist hart: Fast jeder ist ziemlich arm, viele der Erwachsenen haben ein Alkoholproblem und den jungen Leuten fehlt eine Perspektive im Leben.
Als Junior in der Schule aus Versehen seinen Lehrer mit einem Buch bewirft, ändert sein Leben sich schlagartig: Er entscheidet, nicht mehr auf die Reservatsschule zu gehen, sondern in den nächsten Ort zur Highschool der Weißen. Im Reservat stößt er damit nur auf wenig Gefallen. Außer seinen Eltern wenden sich alle von ihm ab, sogar Rowdy. Allein macht er sich jeden Tag auf den Weg in eine andere Welt: Die Welt der Weißen, mit Hoffnung, teuren Jeans, Football und Vorbildern.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft es in der Schule besser als gedacht: Er verdient sich – fast schon zufällig – den Respekt eines der Wortführer der Schule, verliebt sich in Penelope – und gewinnt sie sogar für sich – und findet in der Intelligenzbestie der Stufe einen neuen Freund. Doch die Schwierigkeiten im Reservat haben sich noch lange nicht erledigt, wie Junior bald erfahren muss.

Junior ist eine schräge Gestalt. Nicht nur dadurch, dass er sich als Indianer in den Kopf setzt, sich nicht mehr mit seinem vorbestimmten Leben abfinden zu wollen und nach mehr zu streben, sondern durch sein ganzes Verhalten und auch sein Auftreten und Aussehen. Wie er aussieht, davon kann der Leser sich ein gutes Bild machen, denn die Geschichte wird von Bildern begleitet – Comics, die Junior zeichnet, wenn ihm Worte nicht reichen.
Diese Comics heben das Buch nochmals aus der Reihe der Jugendbücher heraus. Ehrlich und ungeschönt wird hier vom Leben eines jungen Indianers im Reservat erzählt und von den Schwierigkeiten, die sich ihm außerhalb in den Weg stellen, dem Rassismus, auf den er trifft.

Aber nicht nur in negativer Hinsicht gibt das Buch einen Einblick in das Leben der Indianer, auch viele Rituale und einige Mythen werden eingeflochten und erklärt – alles von Junior, dem jungen Indianer, der dem Leser in diesem Buch seine Geschichte erzählt.

Dieser Charakter wächst dem Leser schnell ans Herz. Wie er zufällig auf der „weißen“ Highschool landet – der einzige andere Indianer ist das Schulmaskottchen – und sich dort durchschlägt, obwohl alle sich ganz anders verhalten und nach ganz anderen Regeln zu leben scheinen als zuhause, ist auf der einen Seite herzzerreißend, auf der anderen einfach nur köstlich amüsant.
Sherman Alexie hat bereits in anderen Büchern das Leben der Indianer in Amerika aufgegriffen; mit „Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers“ gelingt es ihm, das Elend, die Armut, die Hoffnungslosigkeit, die Gewalt, die Alkoholsucht, die kulturelle Entwurzelung und so vieles mehr in einem Jugendbuch unterzubringen – kein Wunder, dass dieses Buch preisgekrönt ist! Das alles aber, ohne zu düster und bedrückend zu wirken. Dies gelingt zum einen dadurch, dass Junior doch immer wieder Gutes und Hoffnungsweckendes erlebt, zum anderen dadurch, dass ihm auch in den übelsten Situationen nie sein Humor und seine Schlagkraft verlassen. Ein absolut lesenswertes Buch!

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2009 | ISBN: 9783423247429 | Originaltitel: Absolutely True Diary of a Part-time Indian | Preis: 12,90 Euro | 272 Seiten | Sprache: Deutsch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
Butterfly CodeGhostgirlFußball-TeufelIndigosommerDas absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers