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 Der Bildermacher

Autoren: Susanne Graf
Herausgeber: Tamara Rapp
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Das Ziel künstlerischen Schaffens ist es, Eindrücke, Gedanken und Gefühle in Bildern, Skulpturen oder anderen Kunstgegenständen festzuhalten und den Menschen zugänglich zu machen. Ausstellungen, Museen, Kunstgalerien - alles Orte, an denen diese zu bewundern sind und in welchen sie einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Doch was wird wohl derjenige denken, der an einem Montagmorgen in einem Park eine gelbe Skulptur auf einem ebenfalls gelben Stuhl sitzend entdeckt? Zunächst einmal wird er einen neuen Kunstgegenstand vermuten. Einen Gegenstand von einem Künstler, der eben mal für einige Zeit sein Werk hier ausstellen möchte.
So in etwa sind die Gedanken einer jungen Frau, die an einem Montagmorgen im Karlsruher Schlosspark eine ebensolche, in angenehm gelbes Licht getauchte, strahlende Figur entdeckt. Voller Neugierde tritt sie an das ungewöhnliche Kunstwerk heran, um es näher zu betrachten. Wie groß daraufhin allerdings ihr Schreck ist, als sie feststellen muss, dass es sich bei diesem Kunstwerk um eine mit gelbem Industrielack bemalte Leiche handelt, kann sich jeder wohl vorstellen.

Doch es soll nicht die einzige Todesskulptur bleiben, mit der sich die Kriminalkommissarin Carmen Henning und ihr Kollege Albert Schneider in nächster Zeit beschäftigen. Denn kurz darauf wird der Künstler Andrew Bloom am Küchentisch seines Hauses sitzend und von Kopf bis Fuß in grünem Lack getaucht tot aufgefunden. Ein wahres Unding, denn genau zu der Zeit, als die Leiche vom Mörder in das Haus in Pforzheim gebracht wurde, stand dieses bereits unter polizeilicher Bewachung. Die Vermutung, dass Andrew Bloom etwas mit dem Tod seines gelb lackierten Künstlerkollegen zu tun hatte, hat sich mit dieser Tatsache sozusagen in Lack aufgelöst.

Bei der Durchsuchung des Hauses finden die Polizeibeamten eine Unmenge an kleinen Tonmenschen, die, in allen erdenklichen Posen gestaltet, kunterbunt lackiert sind. „Menschen im Mittelpunkt des Seins“ – eine wunderbares Motto für eine derartige Sammlung und doch beschäftigt die Beamten bei deren Auffinden etwas ganz anderes: Zwei der gefertigten Figuren ähneln den aufgefundenen Leichen bis ins kleinste Detail. Als dann auch noch bei einer ehemaligen Freundin der Künstler eine rote Skulptur im Zimmer liegt, weiß die Kriminalkommissarin, dass der Mörder bereits sein nächstes Opfer in Arbeit hat. Eine nervenaufreibende Suche beginnt, denn Modelle für seine Kunstwerke hat der todbringende Lackierer wahrlich noch genug.

„Der Bildermacher“ ist das Krimidebüt der Journalistin Susanne Graf, die hauptberuflich für die Badischen Neuen Nachrichten in Karlsruhe tätig ist und zuvor bereits mehrere Sachbücher verfasst hat. In Karlsruhe und Umgebung ist es auch, wo die Handlung des Romans spielt und die Kriminalkommissarin Carmen Henning mit einem Kollegen zusammenarbeiten muss, den sie so gar nicht leiden kann.

Immer wieder geraten die beiden Ermittler aneinander, bis plötzlich Carmens verbissen aufrecht erhaltene Fassade ins Wanken gerät, als sie bemerkt, dass ihr derzeitiger Traummann in den aktuellen Fall verwickelt ist. Das einzige männliche Wesen, dem sie alles erzählen kann, ist ihr Kater Captain Cook. Doch dieser kann in der bis über alle Maßen vertrackten Situation leider nicht helfen und so vertraut sich Carmen gezwungenermaßen ihrem Kollegen an, mit dem sie vor kurzem nicht einmal einen Kaffee zusammen getrunken hätte. Eine interessante Konstellation zwischen den beiden Ermittlern, die von der Autorin zwar nicht neu erfunden wurde, trotz alledem aber eine Entwicklung erfährt, die den Roman in eine unterhaltsame Richtung lenkt.

Als äußerst interessant und mal anders stellt sich hingegen der vorliegende Kriminalfall dar, in welchem es die Autorin vor allem in der ersten Hälfte des Buches geschickt versteht, Spuren zu legen und den Leser gekonnt in die Irre zu führen. Doch leider ist die Ungewissheit, welcher der Protagonisten der Mörder ist, im zweiten Teil des Buches schnell vorbei und die anschließenden Handlungen verlieren dadurch etwas an Spannung.

Insgesamt aber ist dieses Debüt ein wirklich gelungener Kriminalroman, der es trotz einiger weniger Spannungsschwächen versteht, gut zu unterhalten und ein Ermittler-Duo ins Leben ruft, von dem man gerne mehr lesen möchte.

Dorit Wiebke



Taschenbuch | Erschienen: 5. Oktober 2009 | ISBN: 9783453434387 | Preis: 8,95 Euro | 320 Seiten | Sprache: Deutsch

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