Der Tierfilmer Jeff Corwin traut sich für die Doku-Serie „Animal Planet“ überall hin und scheut kein Tier. In diesem Fall geht es nach Venezuela, genauer gesagt in die Llanos. Das sind weite Ebenen, durch die der Orinoco-Strom fließt. In der Trockenperiode graben sich dort diverse Tiere, darunter Krokodile und Anakondas, in den Matsch ein und warten auf die nächste tropische Regenzeit.

Corwin begleitet dort die Biologin Maria Munoz, die die Riesenschlangen katalogisiert. Gemeinsam suchen sie die „Monstra“, eine bei den Einwohnern legendäre Schlange von ungewöhnlicher Größe. Unterwegs begegnen ihnen nicht nur Schlangen, sondern auch Ameisenbären, Krokodile, Faultiere und andere Wesen.

Man erfährt einiges über die Anakonda, etwa, dass die Weibchen deutlich größer sind als die Männchen und dass jede dieser Schlangen ein individuelles Muster am Schwanzende aufweist, über das man sie erfassen und erkennen kann. Daneben lernt der Zuschauer hauptsächlich, dass Corwin nicht nur keine Angst vor der Tierwelt, sondern auch keinen Respekt vor der natürlichen Auslese hat. So stößt er zum Beispiel auf ein Krokodil, das sich im Schlamm eingegraben hat und auf den nächsten Regen wartet. Statt es dort liegen zu lassen und nur zu beobachten, macht sich Corwin die Mühe, es aus dem Erdreich zu zerren und zum nächsten Gewässer zu schleppen. Deutschen Tierfilmern wäre das vermutlich nie in den Sinn gekommen.
Spannung wird hier künstlich durch hektische Musik und Sprüche wie „Etwas hat mein Bein gestreift“ erzeugt. Ansonsten betrachtet man weite Landschaften, die fürs Zuschauerauge eigentlich wenig zu bieten haben, beobachtet Corwin dabei, wie er sich bemüht, ein seriöser Naturfilmer zu sein, und zählt die Schuppen der Anakondas, die die Protagonisten aus dem Dreck ziehen – es ist ja die hochauflösende Blu-Ray-Version. Der Vertrieb HMH verlangt für dieses Produkt rund 15 Euro, das ist allerdings viel zu viel für 50 Minuten Dokumentation und keinerlei Bonusmaterial. Nicht einmal den deutschen Sprecher, der jedes Wort und jedes Ächzen von Corwin übersetzt, kann man abstellen, auch wenn er seine Sache ganz gut macht.

Im Abspann kann Corwin noch mal richtig albern sein, dann ist diese Folge vorbei, ohne besonderen Eindruck zu hinterlassen. Naturwissen wird hier auf locker-flockige, allerdings allzu oft auch nervige Weise vermittelt; die Tiere, denen sich der Dokumentarfilmer aufdrängt, können einem wirklich leid tun. Es stellt sich die Frage, warum für eine einzelne Folge eine ganze Blu-Ray-Disc aufgewendet werden musste. Für den verlangten Preis hätte man wenigstens zwei Episoden auf die Scheibe brennen können.