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 Hitler - Die letzten 10 Tage


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Die letzten Tage Hitlers und seiner engsten Vertrauten im Führerbunker wurden mehrmals verfilmt. Nun ist auch der legendäre, 1972 entstandene Film mit Alec Guinness als Hauptdarsteller als DVD erhältlich.
20. April 1945. Berlin ist von der Sowjetarmee eingekesselt, und im Führerbunker wird der 56. Geburtstag von Hitler mit guter Verköstigung, Musik und Tanz gefeiert. Die Nachrichten von außerhalb freilich bieten wenig Anlass zur Freude. Doch wer auch immer, ob präsent oder ins Kampfgeschehen verwickelt, nur den geringsten Eindruck erweckt, am Endsieg zu zweifeln, wird bestenfalls seiner Würden enthoben, schlimmstenfalls rasch liquidiert.
Hitler weigert sich, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Er bewegt nicht mehr existierende Armeen, und sein Gefolge wagt es nicht, ihn aufzuklären – Ansätze hierzu enden mit Wutausbrüchen des "Führers", wüsten Beleidigungen und Anschuldigungen.
Als Hitler seine langjährige Geliebte Eva Braun im Bunker heiratet, sind die Zyankali-Kapseln an seine Vertrauten längst verteilt. Das schreckliche Spiel ist aus: Herr und Frau Hitler nehmen sich im Bunker das Leben.

"Hitler – die letzten 10 Tage" wird oft verglichen mit Oliver Hirschbiegels "Der Untergang". Der Vergleich soll in dieser Rezension entfallen, denn die beiden Filme setzen unterschiedliche Schwerpunkte und verdienen eine unabhängige Betrachtung.
Der hier besprochene Film, ein gutes Vierteljahrhundert alt, steht und fällt mit dem herausragenden Alec Guinness. Es ist bekannt, dass dieser historisches Foto- und Filmmaterial ausgiebig studiert hat und Hitler in einer wohl bemerkenswert authentischen Weise wiedergibt – einen meist müden, kranken, gealterten Hitler, der nur gelegentlich bei seinen gefürchteten Wutausbrüchen etwas von dem Demagogen aufweist, als den man ihn aus den ersten Jahren seiner Diktatur kennt.
Ein kurzer filmischer Vorspann erzählt die Vorgeschichte von Hitlers Machtergreifung, und es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Film auf historischen Tatsachen beruht und sich vor allem auf das Zeugnis eines Bunkerbewohners, dem damaligen Rittmeister Gerhard Boldt, beruft. Darauf folgt rasch die erwähnte Geburtstagsfeier, in deren Verlauf das Geburtstags"kind" seinen Getreuen Zyankalikapseln schenkt.
Viel "Action" gibt es eigentlich nicht im Bunker – am ehesten vielleicht in den eingestreuten Szenen von außerhalb, die das total zerstörte Berlin, die Gräuel in den KZs, die Gemetzel bei den Schlachten andeuten. Wert wird auf die groteske Situation gelegt - das Feiern mit akustischer Untermalung durch die immer näher rückenden Einschläge von schweren Geschossen, Eva Brauns Eitelkeiten, Magda Goebbels, die sich als wahre deutsche Mutter hervortut, indem sie ihre Kinder vergiften will, das ratlose, starre Staunen der Offiziere, wenn Hitler Befehle zum Vorrücken von Armeen erteilt, die es nicht mehr oder nur noch rudimentär gibt. Beeindruckend ist auch das Auftreten von Diane Cilento als Hanna Reitsch und Eric Porter als Robert Ritter von Greim. Eher etwas schwach wirkt John Bennett als Goebbels. Alle liefern sie sich, wie im wahren Führerbunker, teils wirklich ideologisch blind, teils sehenden Auges, jenem von Alec Guinness so ausgezeichnet verkörperten und seinem Wahn verfallenen "Führer" aus bis zum unausweichlichen Ende.
Die letzte Szene, jene des Selbstmordes des frischgebackenen Ehepaares Hitler, hatte keine Zeugen. Etwas kühn wird Hitler hier in den Mund gelegt, er habe seit Stalingrad gewusst, dass der Krieg nicht zu gewinnen sei, und ein letztes Mal zeigt er seine Frauenverachtung. Das mag so gewesen sein – vermutlich war es anders. Egal; die Szene bildet einen würdigen Abschluss für den Film und ein Leben, dem man gern jede Würde abspräche.
Extras werden nicht angeboten. Diese würden freilich den tiefen Eindruck, den der Film selbst hinterlässt, nur herabwürdigen. Er fängt das Groteske, den Wahnsinn jener zehn Tage vorzüglich ein, beeindruckt, verstört. Denn, dies bleibt stets im Hinterkopf des Betrachters präsentiert, es handelt sich, wie auf dem Cover beschrieben, um einen "historisch getreuen Spielfilm".

Regina Károlyi



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 17. November 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 110 Minuten | Preis: 9,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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