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 Vor den Hymnen

Berlin Krimi


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
„Vor den Hymnen“ ist der zweite Kriminalroman, den der Tausendsassa Alfred Hellmann geschrieben hat. Ganze zehn Jahre lagen zwischen den beiden Veröffentlichungen, in denen er Kabarettprogramme, Drehbücher und einen Ratgeber schrieb, Bücher übersetzte, Workshops veranstaltete und die Veranstaltungsreihe „Cinema Royal“ organisierte. Ein umfangreiches Repertoire, aus dem der Wahlberliner schöpft, und das mit entsprechendem Erfolg.

In dem Buch „Vor den Hymnen“ geht es um Versicherungen gegen Kaufhauserpressungen, eine recht neue Gattung in diesem Bereich, die erst seit Ende der neunziger Jahre angeboten wird. Der Inhaber eines alteingessenen Herrenausstatters und angebliche Kaufhauserpresser wird in seinem Haus in Grunewald erschossen. Bei den sofort eingeleiteten Ermittlungen stoßen Kriminalhauptkommissar Viktor Land und seine Kollegin Irina Heinrichs auf ähnliche Fälle, bei denen ihnen recht schnell klar wird, dass seit einiger Zeit mehrere Produkt- und Kaufhauserpresser in ganz Deutschland drangsaliert und bedroht worden sind. Immer wieder berichten Zeugen über eine Gruppe von schwarz maskierten Männern, die, ausgestattet mit Kampfanzügen, dem Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei ähnlich sind bzw. für dieses gehalten werden. Eine Tatsache, die den Beamten so gar nicht schmeckt. Denn wer möchte schon, dass die eigenen Kollegen straffällig werden. Doch nicht nur der militärisch anmutende Privattrupp steht im Mittelpunkt der Ermittlungen der 9. Berliner Mordkommission, auch ein verantwortlicher Mitarbeiter einer bekannten Versicherung steht ganz oben auf ihrer Liste der Menschen, denen sie intensiv auf den Zahn fühlen müssen. Und so haben die Ossifrau und der Rheinländer eine Menge zu tun, bis sie den kriminellen Machenschaften auf die Spur kommen.

„Vor den Hymnen“ ist ein Kriminalroman, der nachdenklich werden lässt. Bereits während der Lektüre fragt sich der Leser des Öfteren, ob es wirklich sein kann, dass Mitarbeiter der Polizei in kriminelle Handlungen verstrickt sind, Politiker diese Machenschaften decken und Verantwortliche von Versicherungen Verbrechen in Auftrag geben. Fragen, die im Leben wie im Buch ihre Antwort finden. Interessant dabei sind die Figuren am Rande: die Menschen, die ungläubig daneben stehen und hoffen, dass es nicht so ist. Die aber immer wieder nachfragen, ermitteln und sich zunehmend Klarheit verschaffen. Wie der im Buch agierende Kriminalhauptkommissar Viktor Land, der, für sich gesehen, bereits eine interessante Figur darstellt. Ehemals Alkoholiker und im Rheinland in seiner Karriere gescheitert, kommt er nach Berlin und beginnt noch einmal ganz von vorn.
Ohne Alkohol, dafür mit viel Elan und kriminalistischem Spürsinn gelingt ihm, was zunächst undenkbar zu sein scheint. Er schaut hinter eine Mauer des Schweigens, die allen Seiten gut zu Gesicht steht. Den Kaufhausketten, die ihre Produkte verkaufen wollen, den Versicherern, die lieber Geld einnehmen als ausschütten, und den Politikern, die nach außen hin immer sauber erscheinen wollen. Und so kommt allmählich ans Tageslicht, was lieber im Dunkeln geblieben wäre, und der Roman endet letztendlich in einem Showdown, der dramatisch in Szene gesetzt wurde.

Fazit:
„Vor den Hymnen“ ist ein Kriminalroman, der mitten in der Wirklichkeit agiert und mit erschreckender Nüchternheit zeigt, wie korrupt unsere Welt ist. Doch nicht nur das führt der Autor seinen Lesern vor, er präsentiert auch eine Stadt, die sehr vielfältig ist. Ob durch die in ihr lebenden Menschen oder auch den Orten und Schauplätzen, an denen er seine Handlungen spielen lässt. Ein Buch, in dem jeder Berlinfan bekannte Ecken findet und welches sich äußerst lesenswert präsentiert.

Dorit Wiebke



Taschenbuch | Erschienen: 1. März 2008 | ISBN: 9783897055575 | Preis: 9,90 Euro | 240 Seiten | Sprache: Deutsch

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