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 Der Vampir

Autoren: John Marks
Übersetzer: Wolfgang Thon
Verlag: Aufbau Verlag

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Evangeline Harker kann sich rühmen, eine der besten Producerinnen der erfolgreichen amerikanischen Nachrichtensendung „The Hour“ zu sein. Doch an der nächsten heißen Story scheint sie sich die Zähne auszubeißen. Es geht um das Interview mit dem Oberhaupt einer kriminellen Organisation, die Osteuropa fest im Griff hält. Als Evangeline nach Rumänien reist und Ian Torgu trifft, merkt sie schnell, dass dieser abstoßende und zugleich faszinierende Mann mehr ist als ein einfacher Verbrecher. Doch auch die vorsichtigen Warnungen einer ebenfalls in Rumänien weilenden Amerikanerin namens Clemmie schlägt sie in den Wind und begleitet den seltsamen Torgu in ein heruntergekommenes Hotel in die transsylvanischen Berge.
Was Evangeline an diesem Ort des Grauens erlebt, wird sie für den Rest ihres Lebens verfolgen. Sie kann fliehen und kehrt mit Clemmies Hilfe erst in die zivilisierte Welt und später mit ihrem Vater, der ihr nach Rumänien nachgereist ist, in die USA zurück. Doch das Grauen hat dort bereits Einzug gehalten, denn Videobänder, die die Producerin mit dem unheimlichen Torgu aufnehmen musste und auf denen nichts als ein leerer Stuhl zu sehen und flüsternde Stimmen zu hören sind, sind längst in den Büros der Nachrichtensendung angelangt und werden dort digitalisiert. Wie ein Virus verbreitet sich die Macht Torgus über diese Bänder im zwanzigsten Stock des Hochhauses, setzt sich als Flüstern in den Köpfen der hier Arbeitenden fest. Und die Menschen, die mit diesen Bändern direkt zu tun haben, verändern sich …

Statt eine eingängige Erzähl- und Erzählersituation zu wählen, lässt der amerikanische Journalist und Autor John Marks verschiedene Personen erzählen und den Leser an deren Gedanken teilhaben. Und wer sich bei dieser Art des Romanaufbaus und der Geschichte an Bram Stokers Klassiker „Dracula“ erinnert fühlt, der liegt damit gar nicht so verkehrt, gibt nicht zuletzt der Nachname der Protagonistin doch einen recht eindeutigen Hinweis. Tatsächlich könnte man „Der Vampir“ – im Englischen lautet der Titel etwas kreativer „Fangland“ – zumindest teilweise als modernes Remake des Schauerromans, der Ende des 19. Jahrhunderts erschien, auffassen, ist die Situation doch eine recht ähnliche. Erst in der zweiten Hälfte des Romans gehen die Parallelen zurück.
Der Herkunft Marks’ aus dem Journalismus wurde Tribut gezollt, indem aus der Protagonistin Evangeline eine Produzentin wurde, und wenn die Handlung sich in die USA verlegt, spielt sich vieles in den Büroräumen der Nachrichtensendung ab. Tatsächlich wird durch diese Modernisierung das Vampirthema abgeschwächt, und viel zu oft bekommt man das Gefühl, einen konventionellen Thriller mit ein paar Horrorelementen in den Händen zu halten. Der Grusel hält sich entsprechend im Rahmen.
Zudem fehlt es den erzählenden Personen etwas an Profil. Bei manchen Abschnitten, besonders zu Beginn des Romans, tappt man lange im Dunkeln, wer denn da gerade erzählt und wie dieser mit den Ereignissen in Beziehung steht; und längst nicht jeder der Erzählenden hat in jedem seiner Abschnitte auch wirklich viel zu sagen. Dadurch wirkt die Erzählstruktur bisweilen ein wenig bemüht; Evangelines Berichte aus der Ich-Perspektive sind da die gelungensten, die den roten Faden der Geschichte retten und bisweilen richtig spannend werden. Wer in Anbetracht des Genres allerdings mit viel Blut und Ekelszenen rechnet, wird enttäuscht; richtig blutig wird es nur selten, das Hauptaugenmerk liegt auf dem Grauen, das sich langsam, aber sicher in den Nachrichtenbüros einnistet.

Alles in allem ist „Der Vampir“ von John Marks ein Beitrag zum Vampirthema, der sich wohltuend von den vielen romantisch-verkitschten Romanen der letzten Zeit abhebt, der es dann aber doch versäumt, deutlichere Akzente zu setzen und dem Genre seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Da helfen auch keine Leihgaben vom berühmtesten Vampirroman der Literaturgeschichte.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 24. September 2009 | ISBN: 9783746625287 | Originaltitel: Fangland | Preis: 9,95 Euro | 494 Seiten | Sprache: Deutsch

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