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 Revenge of the Tiger


Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Thailand im Jahr 1786: Krieg überschattet das Land. Auf Befehl des Königs werden alle wehrfähigen Männer in die Armee eingezogen, unter ihnen auch der Bauer Klom. Als die Heere am King River aufeinandertreffen, stürzt Klom tödlich verwundet von seinem Kriegselefanten und treibt sterbend den Fluss hinab. Seine Frau Niam (Prangthong Changdham) erfährt von der Tragödie, gibt aber die Hoffnung nicht auf und sucht den Fluss nach ihrem Mann ab. Dabei gerät sie in die Fänge brutaler Räuber, die sich an ihr vergehen wollen. In dem Augenblick, als sie von ihrem Peiniger getötet wird, werden die Banditen von einem Tiger angegriffen. Niams Geist wandert daraufhin in den Körper der Raubkatze, so dass sie fortan mal als Tiger, mal in Menschengestalt durch den Dschungel streift.
Hundert Jahre später erzählen sich die Einheimischen noch die Legende um den "Dämonentiger", der durch den Urwald geistern soll. Die Jägerin Julia (Sunissa Brown) und ein ehemaliger britischer Armeeangehöriger aber tun die Geschichten als Hirngespinst ab und organisieren eine Expedition zum King River, um wilde Tiere zu jagen. Doch der Urwald ist von einer geheimnisvollen Macht erfüllt: Wie aus dem Nichts taucht ein Kriegselefant auf und verschwindet wieder, geisterhafte Gestalten liefern einander erbitterte Kämpfe und ein scheinbar unverwundbarer Tiger reißt einen Jäger nach dem anderen. Auf der Suche nach ihrem Ehemann kennt Niam keine Gnade und wütet unter der Gruppe, bis der verschlossene Mönch Wan (Panu Suwanno) auftaucht. Ist er möglicherweise Kloms Reinkarnation?

Was Regisseur Bhandit Rittakol mit "Revenge of the Tiger" – im Original "Sabsua thi lam nam kasat" – präsentiert, klingt nach einem malerisch-melodramatischen Mix aus klassischem Abenteuerkino, magischem Historienfilm und poetischem Fantasy-Movie mit Herzschmerz-Prädikat: Die exotische Welt des unberührten Dschungels, Geschichten über vergangene Schlachten und eine Liebe, welche die Jahrhunderte überdauert. Das stille Versprechen auf großes thailändisches Kino kann Rittakol aber doch nicht einlösen, stattdessen erblickte mit "Revenge of the Tiger" eine wenig berauschende Produktion das Licht der Welt, die sich mehr schlecht als recht auf den Beinen hält. Grund hierfür sind nicht etwa die einfach gestrickte Story – die zählt eindeutig zu den besseren Facetten des Films –, sondern vielmehr augenfällige Mängel in der Produktion: Der Film will nicht so recht Spannung aufkommen lassen, stattdessen hat er immer wieder mit Längen zu kämpfen. Weder gelingt es Darstellern und Drehbuch Atmosphäre aufzubauen, noch können die Actionszenen über eine eingerostete Spannungsschraube hinwegtäuschen; stattdessen plätschert der Film gemächlich dahin, bar jeglicher Höhepunkte oder einbrennender dramatischer Momente. Als besonders nervtötend erweist sich der zeitweilige Einsatz einer Handkamera, der wohl einerseits Dynamik vorgaukeln und gleichzeitig von den qualitativ minderen Effekten ablenken soll. Das Ergebnis ist ein unscharfes, hektisches und kopflos wirkendes Gewackel, das dem Film mehr schadet, als dass es ihm tatsächlich einen Nutzen bringt.

Dabei hat "Revenge of the Tiger" durchaus interessante Punkte zu bieten, allen voran die Gewichtung der Rollen: Es gibt keinen wirklichen Helden; jede Figur ist der Macht des Schicksals unterworfen. Die Jägerin Julia und der – namenlose – britische Soldat verhalten sich über weite Strecken passiv und haben keinen Einfluss auf Niams ewige Suche nach ihrem geliebten Mann, Julias Helfer entwickeln sich mit fortschreitender Handlung zu brutalen Banditen und auch Wan ist mit seinem verschlossenen Charakter alles andere als der strahlende Ritter, der den Fluch des "Dämonentigers" aufhebt. Bedauerlicherweise geht dieser interessante Vorzug im kalten Wasser des King River baden: Die Charaktere wirken allesamt blass, die Darsteller in ihren schauspielerischen Qualitäten bescheiden. Der Mönch trottet drehbuchhörig von A nach B, Julia kann kaum mehr als mit finsteren Blicken um sich werfen und der englische Jäger läuft als teilnahmsloser Saufbold mit dem schwersten Kater, der je auf Zelluloid gebannt worden ist, vor der Kamera auf und ab. Keiner der Protagonisten schafft es, auch nur annähernd hervorzustechen; stattdessen verschmelzen sie mit den Statisten und Nebenbesetzungen zu einer flachen, austauschbaren Masse an Akteuren, aus der gerade einmal Prangthong Changdham als von Flüchen und Sehnsucht gezeichnete Niam heraussticht – sowie der Kriegselefant, nicht zu vergessen!

Als eine geradezu unerhörte Beleidigung präsentiert sich die deutsche Synchro, die dem Zuschauer den Film wohl aufs Schlimmste vergällen soll: Abgrundtief miserabel ausgewählte Sprecher sorgen dafür, dass der Film jeglichen Reiz einbüßt und ernste oder dramatische Szenen wie etwa die versuchte Vergewaltigung Niams ins bodenlos Lächerliche gezogen werden.

Die DVD aus dem Hause KNM Home Entertainment ist durch und durch eine Blamage: Das Bild ist den gesamten Film hindurch unscharf und strotzt nur so vor zum Teil hässlichen Blockbildungen, daneben schickt ein garstiges Rauschen den Zuschauer auf eine nostalgische Reise zurück ins Zeitalter gebrauchter VHS-Kassetten. Der deutsche Ton zeichnet sich durch eine schwache Abmischung aus, die Dialoge fallen viel zu leise aus, was sich besonders in der Eingangssequenz bemerkbar macht: Die Stimme des Erzählers geht an einer Stelle vollständig im Kampflärm unter. Am ausgewogensten präsentiert sich der Originalton.

Die Extras fallen nicht minder bescheiden aus: Neben einer Handvoll Trailer und einem Wendecover wartet die Silberscheibe noch mit einem Making Of im O-Ton auf, das durch das Fehlen deutscher Untertitel unattraktiv wird. Die Menüs sind schlampig zusammengeschustert, der deutsche 5.1-Ton ist überhaupt nicht anwählbar; will man sich für diese Tonspur entscheiden, so muss man diese bei laufendem Film manuell per Fernbedienung auswählen. Bis auf den Tiger weisen die Motive auf Frontcover und Rückseite nicht den geringsten Bezug zum Film auf, stattdessen täuschen sie einen Mix aus fernöstlichem Fantasy-Kino und historischem Martial-Arts-Film vor.

Fazit: Bemühtes, jedoch nur leidlich unterhaltsames Thai-Fantasy-Melodram, dem es an handwerklichem Feingefühl wie auch an schauspielerischen Qualitäten mangelt. Unabhängig von seinen Schwächen hätte der Film jedoch eine würdigere Veröffentlichung verdient.


Alternativer Titel: Tigress of King River

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4036382500643 | Erschienen: 10. Dezember 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 99 Minuten | Originaltitel: Sabsua thi lam nam kasat | Preis: 9,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Englisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1 und 2.0), Thailändisch (Dolby Digital 5.1)

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