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 Die Kreuzritter 6 - Für Heimat und Vaterland


Cover
Gesamt +----
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Sie eroberten im Namen Gottes Jerusalem und das Heilige Land – und haben im Filmmarkt ein neues Akkon gefunden, das so schnell wohl nicht erstürmt werden wird: die Kreuzritter. Die mittelalterlichen Kriege zwischen christlichen Nationen und muslimischen Staaten erfreuen sich heute großer Beliebtheit, so dass sich bereits mehrere Kino- und Fernsehproduktionen der "Soldaten Christi" angenommen haben. Doch Vorsicht: Nicht überall, wo "Kreuzritter" draufsteht, sind auch solche drinnen. So sucht man etwa in "Die Kreuzritter 6 – Für Heimat und Vaterland" vergebens nach Templern, Heiden und Kreuzfahrerfestungen.

[PIC] Rumänien im Mittelalter: Nach jahrelanger Abwesenheit kehrt Dragondi, des Königs Zwillingsbruder, in die Heimat zurück, um den Thron an sich zu reißen. Mittels einer List gelingt es ihm, seinen Bruder zu erschlagen und dessen Platz einzunehmen, ohne dass der Hof diese blutige Ablöse mitbekommt. In eben dieser Nacht gebärt die Königin Zwillinge, bevor sie stirbt. Um einen möglichen Bruderzwist abzuwenden, befiehlt der neue Herrscher Hauptmann Goru, das schwächere der beiden Kinder zu töten. Goru aber verweigert den Befehl und zieht in der Abgeschiedenheit der Berge das Kind an Sohnes statt auf. Zwanzig Jahre ziehen ins Land, bevor er dem jungen Prinzen von seiner Herkunft erzählt und ihn darauf vorbereitet, den ihm angestammten Platz einzunehmen. Der richtige Zeitpunkt scheint gekommen, denn der dekadente und wolllüsterne Zwillingsbruder verführt ehrbare Frauen und gibt sich finsteren Ränkespielchen hin, anstatt sich um das Wohl seines Landes zu kümmern. Goru setzt alles daran, dem sittenlosen Treiben des Königssohns ein Ende zu bereiten und seinem Schützling zu dessen Recht zu verhelfen …

[PIC] Mit "Coroana de foc" – zu Deutsch: "Krone des Feuers" – des namhaften rumänischen Filmemachers und Schauspielers Sergiu Nicolaescu wird hierzulande einmal mehr ein osteuropäischer Mittelalterfilm mit dem Brandzeichen eines Kreuzfahrerstreifens versehen, obwohl von Abenteuern im Heiligen Land oder monumentalen Schlachten zwischen Muslimen und Kreuzrittern jede Spur fehlt. Ganz an den Haaren herbeigezogen ist der deutsche Titel nicht, zu Beginn rennt ein unkoordiniert anmutender Haufen von Kreuzfahrern gegen die Königsburg an; allerdings fällt ihr Auftritt zu kurz und für den Plot zu unbedeutend aus, als dass man 96 Minuten Rüstungsschau nach ihnen benennen könnte. Stattdessen erzählt "Coroana de foc" von zwei ungleichen Königssöhnen und von Ränkespielen am königlichen Hof, von klirrenden Schwertern und berstenden Lanzen, dargeboten vor der Kulisse der eigenen – sprich: rumänischen – Geschichte. So finden sich mehrere Verweise auf die bewegte Vergangenheit des Landes, einige davon allegorisch verpackt und daher für ein Massenpublikum ohne entsprechendes Hintergrundwissen ungeeignet. Somit dürfte der Film lediglich an der rumänischen Geschichte Interessierte sowie Balkanologen mit einer cineastischen Ader ansprechen.

[PIC]Ob diese aber auch tatsächlich Unterhaltung finden werden, dürfte mehr als fraglich sein: Regisseur Sergiu Nicolaescu, der auch die Rolle des Hauptmann Goru übernahm, gelingt es zu keiner Zeit, Spannung und Dramatik aufzubauen. Stattdessen liefert er mit "Coroana de foc" einen plumpen und ideenlosen Ritterstreifen ab, genrebedingt hübsch ausstaffiert mit Rüstungen, Schwertkämpfen und bunten Bannern, aber auch mit schmächtigen Schauspielleistungen, trägen Dialogen und einem missglückten Soundtrack. Die Charaktere wirken brutal flach und klischeeüberladen – der gutmütige, fernab des Hofes aufgewachsene Königssohn und sein wolllüsterner Zwillingsbruder, der edelmütige Mentor –, von einem dürftigen Drehbuch dazu verdammt, ihre konturlosen Masken bis zum bitteren Ende zu tragen. Die Krönung bilden aber gewiss die heillos fehlplatzierten Fantasy-Elemente: Die Titel gebende Feuerkrone, die in Flammen aufgeht, wenn sie von einem Unwürdigen berührt wird, drei im Felsen steckende Schwerter – Excalibur lässt grüßen – und die Verkörperung der Zeit durch einen entfernt an Merlin erinnernden alten Mann, der mit ach so weisen, abgedroschenen Phrasen um sich wirft. Unterm Strich erscheint Sergiu Nicolaescu entfernt als die rumänische Antwort auf Kevin Costner: Er setzt sich selbst Beifall heischend als Inbegriff von Edelmut und selbstlosem Heldentum in Szene und beweist als Regisseur wie auch als Darsteller bemerkenswertes Kassengiftpotential.

[PIC] Doch nicht nur die Drehbuchautoren, auch die Kampfchoreografen haben über weite Strecken versagt. Die Schwertkämpfe setzen sich nicht selten aus denselben zwei, drei ungelenken Bewegungen zusammen und die Schlacht um die königliche Burg zu Filmbeginn wirkt bedenklich oberflächlich: Bunt zusammengewürfelte Scharen von Statisten in den unterschiedlichsten Rüstungen und Harnischen rennen von hier nach dort, stoßen Kampfschreie aus und lassen sich hier und da auch mal vom Wehrgang hinunterstoßen. Allerdings wirken die Schlachtszenen etwas kopflos und unkoordiniert; man vermisst als Zuschauer allzu oft die ordnende Hand eines Choreografen, der seinen Beruf versteht und mit Hingabe ausfüllt. Lediglich das Lanzenstechen im finalen Kampf besitzt einen gewissen Schauwert, doch verhält es sich wie in der Schule: Eine gute Hausübung kann ein Schuljahr voller negativ beurteilter Tests nicht aufwiegen.

Ebenso wenig wie der Film weiß sich auch die vorliegende DVD mit Ruhm zu bekleckern, nicht zuletzt, da auf ein ordentliches Remastering geflissentlich verzichtet worden ist: Das Bild im 4:3-Format hat alters- wie auch produktionsbedingt mit Unschärfe und Grieseln zu kämpfen, das besonders halbdunkle Szenen unangenehm körnig erscheinen lässt. Die deutsche Stereo-Tonspur wirkt ausgesprochen flach und ist dem 5.1-Ton in jeder Hinsicht weit unterlegen – auch wenn letzterer nur bedingt mit einem räumlichen Klangbild aufzuwarten weiß. Über die Extras gibt es nicht viele Worte zu verlieren, mehr als eine Trailershow und ein Wendecover hat die Silberscheibe nicht zu bieten.

Fazit: Ein rundweg belangloser Historienstreifen, flach, kraftlos und uninspiriert. "Coroana de foc" ist gewiss keine Sternstunde des rumänischen Mittelalterfilms und keine Perle im Schaffen Sergiu Nicolaescus.

Eine kleine Bemerkung am Rande: Eurovideo und MIG haben mit "Mircea" bereits einen weiteren historischen Streifen von Sergiu Nicolaescu angekündigt, der unter dem Titel "Die Kreuzritter 7 – Schlacht um die Ehre" seine DVD-Premiere hierzulande feiern soll. Der Verleihstart ist auf den 25. März angesetzt, am 8. April wird der Film voraussichtlich im Handel erscheinen.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4009750239520 | Erschienen: 13. November 2009 | FSK: 12 | Laufzeit: 96 Minuten | Originaltitel: Coroana de foc | Preis: 10,88 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1 und 2.0), Rumänisch (Dolby Digital 2.0)

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