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 Erfahrungen: ... doch helfen musste ich mir selbst

Serie: Erfahrungen
Autoren: Silvia K.
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Spannung


In der Reihe "Erfahrungen" schildert die Autorin Silvia K. in diesem 252-seitigen Taschenbuch ihre unglaubliche Geschichte.

Als Silvia K. sechzehn Jahre alt ist, nimmt sie bei einem recht gut situierten Ehepaar einen Job als Babysitterin an. Das Verhältnis zu dem Paar ist so gut, dass dieses Silvia schließlich sogar mit in die Ferien nimmt. Dort kommt es zu ersten sexuellen Annährungsversuchen, doch Silvia wehrt sich, kündigt und reist ab.
Schließlich jedoch reagiert sie auf einen der Versöhnungsversuche des Paars, zumal dieses noch einen Koffer von Silvia hat - doch als sie sich mit ihnen trifft, schlägt der Mann sie nieder und Silvia wird angekettet in ein Verlies gebracht.
Im Verlauf der nächsten fünfzehn Monate zwingen sie Silvia, eine Postkarte an ihre Familie zu schreiben, dass es ihr gut gehe, halten sie fest, zwingen sie zu sexuellen Handlungen und misshandeln sie.
Erst nach dieser Zeit lässt der Mann sie frei, weil er scheinbar ernsthaft glaubt, Silvia würde niemandem etwas verraten.
Silvia hingegen geht zur Polizei und erlebt ihre Tortur vor Gericht erneut.
Während sie parallel dazu versucht, wieder ins Leben zu finden, wird sie vom Ehemann verprügelt, lässt sich scheiden, hat danach einige ebenfalls "schlagkräftige" Beziehungen und landet zu guter Letzt auch noch im Drogensumpf.

Die Geschichte klingt beim ersten Eindruck unglaublich, bei näherer Betrachtung hingegen scheint sie durchaus schlüssig. Zwar werden die meisten den Kopf schütteln, wieso gerade diese junge Frau dann auch noch in Beziehungen feststeckt, in denen sie wiederum misshandelt wird, tatsächlich aber ist auch dies selbst mit nur grundlegenden psychologischen Kenntnissen durchaus nachvollziehbar, ebenso wie die sich entwickelnde Drogensucht.
Der Titel hingegen ist nicht sonderlich gut gewählt, denn Silvia K. ist derart passiv, dass sie wohl noch heute im Keller des Ehepaars sitzen würde, wenn ihr niemand die Freiheit angeboten hätte. Später ist es dann vor allem die Mutter, die Silvia immer wieder aus dem Schlamassel reißt und sie nicht aufgibt. Gerade den letzten Punkt scheint die Autorin aber selbst beim Verfassen ihres Buches noch nicht wirklich realisiert zu haben.

Insgesamt eine sicherlich schockierende Geschichte, allerdings fehlt dem Buch ein klares Ende. Im Zentrum steht die Erfahrung im Keller des Ehepaares und nach den Verhandlungen fragt man sich durchaus, warum das Buch nicht an dieser Stelle schon endet. Es gibt viele Bücher, bei denen man sich fragt, wie das Leben der Hauptfiguren weitergeht, doch dieses gehört nicht unbedingt dazu.

Wer über gewisse voyeuristische Tendenzen oder einen großen Hang zu Schicksalsgeschichten verfügt, mag dieses Buch gern lesen, allen anderen ist es eher nicht zu empfehlen. Ebenso ungeeignet ist es für Zartbesaitete, denn der Anteil an einigermaßen detaillierten Gewaltszenen ist relativ hoch.

Diese Rezension bezieht sich auf die vergriffene sechste Ausgabe von 1996. Aktuell erhältlich ist die elfte Auflage.

Tanja Elskamp



Taschenbuch | Erschienen: 01. November 1996 | ISBN: 3404252837 | 252 Seiten | Sprache: Deutsch

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