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 Hundstage, Band 1: Hundesöhne


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Nach „Der Kristall von Al’Zul“ veröffentlicht FanPro mit „Hundstage“ eine zweite Novellenreihe für das Rollenspiel „Das Schwarze Auge“. Der erste Band „Hundesöhne“ aus der Feder von DSA-Neuling Carolina Möbis ist nun erschienen.

Ein Dutzend Schwerverbrecher werden im Bornland von einem geheimnisvollen Boron-Geweihten für ein Himmelfahrtskommando ausgewählt: Sie sollen einen jungen tobrischen Widerstandskämpfer aus der Sklaverei befreien und sicher aus den Schwarzen Landen hinaus bringen. Den ersten Teil ihres Auftrags erfüllen die zwölf Gesetzlosen relativ schnell, doch schon bald müssen sie sich nicht nur mit götterlosen Häschern, sondern auch mit Konflikten innerhalb der Gruppe herumschlagen.

Die Zusammenfassung der Handlung erinnert stark an „Das dreckige Dutzend“, einen amerikanischen Kriegsfilm aus dem Jahr 1967, beziehungsweise seine zwei Jahre ältere Romanvorlage. Auch hier werden zwölf Schwerverbrecher zu einem Spezialkommando zusammengestellt, um einen wichtigen Auftrag hinter feindlichen Linien – in diesem Fall Nazideutschland – auszuführen. Es ist keine innovative Idee, bekannte Film- und Romanplots auf Rollenspielwelten zu übertragen, aber bei einer gelungenen Umsetzung sicher auch nichts Nachteiliges.

Für Autorin Carolina Möbis ist dies die erste Veröffentlichung für „Das Schwarze Auge“. Allerdings hat sie für FanPro bereits die zwei atmosphärisch dichten Battletech-Romane „Duo Infernale“ und „Royal Flush“ verfasst. Als Redakteurin von „Hundstage“ hat sie die Aufgabe übernommen, den Einstiegs- und den Abschlussband der Reihe zu schreiben.

Gerade die Einführung in die Geschichte ist eine schwierige Aufgabe für den Autor, gilt es nicht nur, die Charaktere vorzustellen und in Position für den weiteren Verlauf der Geschichte zu bringen, sondern gleichzeitig den Leser derart zu fesseln, dass er gewillt ist weiter zu lesen. Leider legt bereits der Umfang eines herkömmlichen DSA-Novellenbandes strenge Beschränkungen auf. Zieht man von 64 Seiten Editorial, Titelblatt, Karten, Glossar und Werbung ab, bleiben nur noch magere 54 Seiten für die eigentliche Geschichte. Diese reichen in „Hundesöhne“ leider bei weitem nicht aus. Während sich „Der Kristall von Al’Zul“ auf fünf Heldencharaktere beschränkt und somit jeder Band einen Protagonisten näher beschreiben kann, müssen bei „Hundstage“ nicht nur das zwölfköpfige Rettungskommando sowie der gefangenen Widerstandskämpfer Travin vorgestellt, sondern auch eine Befreiungsaktion samt deren Folgen abgehandelt werden. Sehr schnell erkennt der Leser, dass für diese Aufgabe eigentlich die doppelte Seitenzahl benötigt werden würde. Die Handlung wirkt sprunghaft und hastig erzählt, was stark auf Kosten der Atmosphäre geht. Zudem gelingt es dem Leser nicht, zu einem der Protagonisten eine Beziehung aufzubauen. Von den zwölf Söldlingen bleibt lediglich der Al’Anfaner Anturon in Erinnerung, während der Widerstandskämpfer Travin als überforderter Jüngling erscheint, mit dem man (noch) kein Mitleid empfinden kann. Polarisierend dürfte zudem der Meckerdrache Culex wirken, dessen Gattung meist für komödiantische Einlagen genutzt wird. Dies ist zwar in „Hundesöhne“ nicht der Fall, allerdings fügt sich dieser Charakter aufgrund der Mentalität von Meckerdrachen auch nicht astrein in die düstere Geschichte ein.

„Hundesöhne“ wirkt aus diesen Gründen leider etwas unausgegoren, ein Problem, mit dem viele Einstiegsbände zu kämpfen haben. Dies soll jedoch nicht der Autorin angelastet werden, die ihr Talent bereits unter Beweis gestellt hat. Auch kann über den Serienplot selbst noch kein Urteil gefällt werden, hier muss man auf die Entwicklung in den weiteren Bände warten.

„Hundesöhne“ ist somit eine eher mittelmäßige Erzählung, die sich in den folgenden Bänden hoffentlich noch steigern wird. Die Grundidee einer Umsetzung dieser Geschichte für „Das Schwarze Auge“ hat nämlich durchaus ihren Reiz, weswegen man die Hoffnung nicht vorzeitig aufgeben mag. Auf die allgemeine Problematik der DSA-Novellenreihen wird - um Wiederholung zu vermeiden - erst in der Rezension zu Band 5 „Hundsfott“ eingegangen werden.

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH, www.fanpro.com und www.f-shop.de

Markus Goedecke



Softcover | Erschienen: 19. März 2010 | ISBN: 978-3-89064-131-7 | Preis: 5,00 Euro | 64 Seiten | Sprache: Deutsch

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