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 Geschichte der Kriegskunst


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Die voluminöse "Geschichte der Kriegskunst" aus der Feder des konservativen Historikers Hans Delbrück (1848 - 1929) gilt als Standardwerk der Militärgeschichte. Delbrück spielte als Außenseiter der historischen Zunft vor allem im Kaiserreich eine wichtige Rolle in den öffentlichen Debatten, verortete sich politisch bei den Freikonservativen und erhob nach dem Ersten Weltkrieg seine Stimme gegen die Dolchstoßlegende. Mit diesem vierbändigen Werk legte er seine Sicht der Kriegsgeschichte vor, mit teilweise schon damals umstrittenen Deutungen und einen starken Bezug auf den Militärstrategen Clausewitz.
Der Nikol-Verlag macht Delbrücks umfangreiche Untersuchung in einer preiswerten Buchausgabe dem Leser wieder zugänglich. Zwei dicke Taschenbücher umfasst der Pappschuber, in dem die "Geschichte der Kriegskunst" ausgeliefert wird. Sie enthalten die vier Bücher der Delbrückschen Kriegstheorie. "Das Alter" umfasst die Zeit von den Perserkriegen bis zu den Caesarischen Feldzügen. "Die Germanen" widmet sich der Spätantike und Völkerwanderungszeit. "Das Mittelalter" beginnt bei Karl dem Großen und behandelt weiterhin die arabischen Eroberungen, den Fall von Byzanz und das italienische Söldnerwesen während der Renaissance. "Die Neuzeit" schließlich reicht bis zu Cromwell und den napoleonischen Feldzügen.

Eine Menge Stoff also, und diesen bändigt Delbrück vor allem durch seine Konzentration auf einzelne Schlachten. Die jeweiligen militärhistorischen Hintergründe, waffentechnischen Neuerungen und die sozioökonomischen Bedingungen der jeweiligen Kriege werden jeweils recht kurz abgehandelt. Aus heutiger Sicht ist das sicherlich recht dürftig. Damals jedoch war Delbrück der wohl erste Historiker, der auch diese Aspekte in seine Kriegsgeschichte mit einbezog. Die Schlachten wiederum werden ausführlicher geschildert, mit den jeweiligen Taktiken der Heerführer und den Gründen für Sieg oder Niederlage. Dabei fällt immer wieder auf, dass Delbrück in großen Linien denkt und sehr nüchtern, ohne den damals üblichen Pathos, über die Feldzüge schreibt. Das macht seine Untersuchung auch für heutige Leser noch interessant, auch wenn Delbrücks Werk in weiten Teilen als veraltet gilt und er viele wichtige Quellen für die jeweiligen Kriege und Schlacht unberücksichtigt lässt (oder schlichtweg nicht kannte).

Für Studenten der Geschichte und Militärgeschichte sowie historisch Interessierte kann die "Geschichte der Kriegskunst" vor allem dank seines attraktiven Preises empfohlen werden, zumal es ein vergleichbares Werk bis heute nicht gibt.

Hagen Hoffmann



Taschenbuch | Erschienen: 15. Januar 2009 | ISBN: 978-3868200089 | Preis: 14,95 Euro | 2712 Seiten | Sprache: Deutsch

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