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 Smoky Barrett, Band 3: Das Böse in uns

Serie: Smoky Barrett, Band 3
Autoren: Cody Mcfadyen
Übersetzer: Axel Merz
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die Tochter eines einflussreichen Kongressabgeordneten wird ermordet – an und für sich schon brisant genug, aber dieser Fall weist gleich mehrere Besonderheiten auf: Der Mord geschah in einem Flugzeug, also praktisch vor den Augen aller Passagiere, im Körper der Toten findet sich ein silbernes Kreuz mit einer rätselhaften Aufschrift, und – das ist am brisantesten – die Tote war transsexuell, also früher einmal ein Mann, bevor sie sich zu einer Geschlechtsumwandlung entschied. Da dieser Umstand keinesfalls an die Öffentlichkeit gelangen darf, werden Smoky Barrett und ihr dreiköpfiges Team in die Mordermittlungen einbezogen. Bald schon zeigt sich, dass dieser Fall ausnehmend speziell und ausnehmend grauenhaft ist: Anscheinend mordet ein Serientäter schon seit Jahrzehnten; die Tote im Flugzeug war sein 143. Opfer, und es ist kein Ende in Sicht. Smoky und ihr Team überlegen fieberhaft, was das gemeinsame Bindeglied zwischen den Opfern sei und was der Täter für ein Motiv haben könnte. Da meldet sich der Serienmörder, der sich selbst "Der Prediger" nennt, via Videobotschaft im Internet und gibt seinen irrwitzigen Plan preis …

"Das Böse in uns" ist nach "Die Blutlinie" und "Der Todeskünstler" der dritte Fall, in dem die ungewöhnliche FBI-Agentin Smoky Barrett ermittelt. Konsequent führt Autor Cody Mcfadyen fort, was in Band eins so schrecklich begann – noch immer trägt Smoky die Spuren ihrer grausamen Verstümmelung, noch immer betrauert sie den gewaltsamen Tod von Mann und Tochter. Doch das Leben geht weiter, und an manchen Tagen fühlt Smoky so etwas wie Glück in sich aufsteigen. Das liegt vor allem an Bonnie, ihrer Adoptivtochter, die ein ebenso grausames Schicksal wie Smoky durchlitten hat, und an ihrer Beziehung zum Security-Mann Tommy, den sie immer mehr lieb gewinnt. Wie Mcfadyens andere Thriller auch ist auch "Das Böse in uns" wieder starker Tobak mit einigen schlimmen, sehr gewalttätigen Schilderungen und bizarren menschlichen Abgründen – kein Wunder, sind doch Smoky Barretts Spezialgebiet so furchtbare Verbrechen wie Serienmord, Vergewaltigung und Verstümmelung. Der Roman ist aber etwas subtiler und eleganter als beispielsweise "Die Blutlinie" ausgefallen und damit in sich stimmiger und weniger sensationsheischend ("Die Blutlinie" ließ sich ja kaum noch steigern).

Der Autor hat sich zum Glück entschlossen, nicht immer weiter einen draufzusetzen, was Folter und Mord angeht, und zumindest einen kleinen Gang zurückgeschaltet. Zwar gibt es auch hier viel Gewalt und das abgrundtief Böse – was natürlich einen großen Reiz des Lesevergnügens ausmacht, wenn man auf Spannung und Thrill aus ist -, aber ebenso sehr hat der Autor die Charaktere weiter entwickelt, und das sehr glaubhaft. Vor allem Smoky ist eine Figur, in die man sich immer mehr hineinliest und die nachvollziehbar für den Leser viele innere Konflikte durchlebt, vor allem in der Frage, ob sie nach dem Tod ihrer Liebsten noch persönliches Glück zulassen darf. In "Das Böse in uns" muss Smoky nun ein furchtbares Geheimnis aus ihrer Vergangenheit preisgeben, das auch den Lauf der Handlung ein wenig verändert. Damit spricht Mcfadyen über Umwege auch den Leser an, der sich bald bang fragt, ob er auch das eine oder andere dunkle Geheimnis hütet …

Ansonsten gibt es natürlich wieder eine Reihe von Klischees - die Charaktere in Mcfadyens Serie sind, zumindest auf der FBI-Seite, ziemlich übermenschlich und eben recht stereotyp: der menschenfeindliche James, der aber ein Genie ist; der herzliche Vernehmungsspezialist Alan mit der Statur eines Rugby-Spielers (Marke harte Schale, weicher Kern), die extrem gut aussehende und extrem intelligente Profilerin Callie mit dem losen Mundwerk oder die Auftragskillerin Kirby, die aussieht wie eine Surfer-Barbie. Da kommt man sich als Leser, der kein Genie ist, keine beste Schützin Amerikas oder kein Uniabsolvent im zarten Alter von 18, etwas unzulänglich vor - aber dafür ist man eben auch keine Romanfigur und muss keine durchgeknallten Serienkiller zur Strecke bringen.

Erneut ein extrem spannender, flüssig geschriebener und sehr an die Nieren gehender Fall für Smoky Barrett. Wer drastische Psychothriller mit ebenso drastisch vorgehenden Psycho-Killern mag, der wird "Das Böse in uns" lieben – es ist ein echter Pageturner! Wer es lieber subtil und weniger blutig mag, der sollte um Mcfadyens Bücher auf jeden Fall einen großen Bogen machen.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 11. Juni 2010 | ISBN: 9783404164219 | Originaltitel: The Darker Side | Preis: 9,99 Euro | 448 Seiten | Sprache: Deutsch

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