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 Wo die wilden Kerle wohnen

Autoren: Maurice Sendak
Verlag: Diogenes

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Max tobt durchs Haus. Er sagt schlimme Sachen zu seiner Mutter und muss dafür ohne Essen in sein Zimmer. Doch dort wachsen Bäume und Gras und Schlingpflanzen ... bis er inmitten eines Urwaldes steht. Und ein ganzes Jahr segelt er über den Ozean, der inmitten seines Zimmers entsteht. Bis er an den Ort gelangt, wo die wilden Kerle wohnen. Schaurig sind sie anzusehen, die wilden Kerle. Riesige Augen, gewaltige Zähne und Klauen. Sie brüllen, rollen mit den Augen und sind sehr ungezogen.
Doch Max starrt ihnen in ihre gelben Augen und sagt: "Seid still!"
Und dann beginnen die Abenteuer bei den wilden Kerlen, bis Max wieder nach Hause fährt - doch das dauert noch eine lange Zeit.

Dieses Kinderbuch gibt es schon seit 1963. Unglaublich, aber wahr. Und es ist immer noch zu haben. Man kann es immer noch kaufen. In Anbetracht der tausenden von Neuerscheinungen, die seither den Buchmarkt überschwemmen, muss man sich fragen, warum?
Das ist gar nicht so einfach zu erklären. Das Buch ist kurz, wenig Text findet sich auf den Seiten. Die Bilder sind eher hässlich und das betrifft Bleistiftstriche und Kolorierung. Wenig spannend und sehr unglaubwürdig ist die Geschichte. Es passiert eigentlich nicht viel. Der Junge träumt wohl nur. Als eine mitleidige Seele dem auf sein Zimmer verwiesenen doch noch sein Abendessen auf den Beistelltisch stellt, kommt er aus dem Land der Fantasie zurück.
Das klingt nach einem schlechten Buch. Aber alle Kinder, denen es vorgelesen wird und die sich die Bilder ansehen, sind begeistert. Ihre Eltern kaufen es seit vierzig Jahren und Auflage folgt auf Auflage. Unverändert wird es immer wieder gedruckt. Weder die Zeichnungen wurden verändert, noch der Text.
Seltsam, dieses Buch. Warum ist es so erfolgreich? Warum wollen es Kinder mit fünf Jahren, sieben Jahren, neun Jahren, vierzig Jahren immer wieder lesen und vorlesen?

Weil es einfach nur großartig ist. Die Geschichte ist einem Kind jedes Alters sofort einsichtig: Mama behandelt mich schlecht, also geh ich fort - mindestens um die ganze Welt und noch weiter. Ich sehe sie nie wieder und ich werde irgendwo bestimmt von den wilden Tieren gefressen. Geschieht ihnen recht, warum sind sie auch immer so gemein zu mir. Mindestens bis zum Abendessen bin ich jetzt sauer, supersauer. Wehe, irgendwer ärgert mich jetzt - auch ein Monster wird sich dann vor mir fürchten.
So etwa funktioniert die Geschichte. Und die hässlichen Bilder sind kindgerecht und einprägsam. Genau so sehen Monster aus. Mit gelben Augen und langen Zähnen. Die Wirkung dieses Buches ist erstaunlich. Scheinbar ist es so genau auf die Gedankenwelt des Kindes zugeschnitten, dass es sofort ins Herz geschlossen wird.

Pädagogisch hat der Autor seine Lektion gelernt. Er malt und schreibt knapp über Bodennähe, genau auf Augenhöhe seiner Zuhörern und Zuschauern. Er erfindet nichts hinzu, lässt seinen Zeigefinger gekrümmt und belehrt niemanden. Außer vielleicht die Eltern: Seht her, so fühlt ein Kind, so denkt und so reagiert ein Kind.
Liebenswert beobachtet und humorvoll verwirklicht ist dieses Buch eine aufrichtige Empfehlung wert.
Liebe Eltern, machen Sie die Reise Ihres Kindes zu den wilden Kerlen mit, es ist ungefährlich, Ihr Kind passt schon auf, das alles gut ausgeht! Glauben Sie mir, sonst geht es ohne Abendessen ins Bett!

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 1992 | ISBN: 9783257005134 | Preis: 14,90 Euro | 40 Seiten | Sprache: Deutsch

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