Die beiden Dörfer Furtwasser und Grünweg liegen seit vielen Jahren in Fehde zueinander. Nun droht der Konflikt zu eskalieren, nachdem der Getreidespeicher in Grünweg niederbrannte und man zwei Jäger aus Furtwasser als Täter stellte. Die einzige Hoffnung auf eine friedliche Lösung scheinen die Reliquien von Bernfried, einem Held alter Tage, zu sein. Doch diese sind seit langem verschollen. Eine Gruppe kluger Abenteurer muss aufbrechen, um die Gegenstände zu finden. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die Aufenthaltsorte der Reliquien nicht das einzige Rätsel sind, das gelöst werden muss.

Mit "Held alter Tage" ist nach "Elisera" der zweite Abenteuerband für das neu aufgelegte Rolemaster-Rollenspiel erschienen. Laut Verlagsangaben ist es von mittlerer Schwierigkeitsstufe und eignet sich für drei bis sieben Spieler. Offiziell ist es, wie schon "Elisera", in der neuen Rolemaster-Spielwelt Aborea angesiedelt und kann relativ problemlos als dessen Folgeabenteuer gespielt werden. Da das Kampagnenset zu Aborea bislang nicht erschienen ist, findet sich zu Beginn des Abenteuers eine grobe Beschreibung des Handlungsortes mit Bezug auf "Elisera".

Ähnlich wie beim Vorgängerabenteuer besticht "Held alter Tage" durch einen abgeschlossenen, auf begrenztem Raum stattfindenden Plot, in dem es einmal nicht um Dämonenhorden, Schwarzmagier mit Weltherrschaftsanspruch oder ein zu rettendes Königreich geht. Dennoch ist es dem Autor Robert Wenner gelungen, ein spannendes Abenteuer mit genügend Anforderungspotential für Abenteurergruppen zu entwerfen, das sich nicht nur in der Schnitzeljagd nach den Reliquien erschöpft. Kampffertigkeiten werden zwar stellenweise dringend benötigt, stehen aber nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Vielmehr kommt es darauf an, dass die Spieler Kombinationsgabe und Kooperationsbereitschaft besitzen.

Der Schauplatz des Abenteuers ist das Suderland, genauer das Verwaltungsgebiet des Adelshauses Mengen, vorwiegend die Region um die Dörfer Grünweg und Furtwasser. Zu den für das Spiel relevanten Orte sind Karten im Abenteuer abgedruckt, die vom Spielleiter kopiert und ausgehändigt werden können. Leider sind diese Karten allesamt sehr dunkel geraten, sodass die Spieler bei einer schlechten Kopie leicht Probleme bei der Entzifferung bekommen könnten. Es empfiehlt sich daher, die Karten – wenn möglich – einzuscannen und am Rechner aufzuhellen, bevor man sie ausdruckt. Weiterhin sind die Entfernungen der einzelnen Orte zueinander angegeben, wobei man als Spielleiter die Werte zuvor noch einmal überdenken sollte. 36 Kilometer Weg legt man zumindest in der heutigen Zeit nicht innerhalb von drei Stunden Fußmarsch zurück. Abgesehen von diesen kleinen Schönheitsfehlern kann das Abenteuer jedoch überzeugen. Für unerfahrene Rolemaster-Spieler sind am Ende des Bandes Kurzregeln für den schnellen Einstieg ins Spiel enthalten.

Das Cover ziert ein gerüsteter Krieger mit Schild und Schwert, im Hintergrund eine Standarte und eine brennende Burg. Das Bild wirkt durchaus stimmungsvoll und kann den Spielern getrost als Darstellung des Helden Bernfried vorgelegt werden. Abgesehen von den enthaltenen Karten und einigen Ziergrafiken ist das Artwork im Inneren eher spartanisch geraten. Auch bei die Nichtspielercharakteren finden sich keine Charakterporträts, sodass man sich voll und ganz auf die Beschreibungen verlassen muss. Satz- und Rechtschreibfehler halten sich im Rahmen, was im Vergleich mit anderen aktuellen Rollenspielprodukten besonders lobend hervorgehoben werden muss.

"Held alter Tage" ist nach "Elisera" ein weiteres gelungenes Rolemaster-Abenteuer aus dem 13Mann Verlag. Angenehmerweise wird der Trend beibehalten, die ersten Abenteuer in kleinerem Rahmen anzusiedeln und nicht gleich zur Weltbedrohung überzugehen. Wenn diese Strategie beibehalten wird, können sich Rolemaster-Fans noch auf einige hochwertige Abenteuer einstellen. Lediglich ein Kampagnenset zu Aborea fehlt noch in der Produktpalette, denn was man bisher von dieser Welt gesehen hat, macht Appetit auf mehr.