Herbert Steffny gehört zu den bekanntesten deutschen Gesichtern des Laufsports; nicht zuletzt erregte er dadurch großes Aufsehen, dass er vor einigen Jahren den damaligen Außenminister Joschka Fischer zum Marathonläufer coachte. Auch wenn Fischers schlanke Zeiten längst wieder der Vergangenheit angehören – was ihm viel Häme einbrachte – ist das eine beachtenswerte Leistung.

Die Zeiten, als Läufer noch belächelt wurden und sich belustigte oder spöttische Kommentare anhören mussten, sind lange vorbei. Laufen boomt – an schönen Tagen kommen einem in Parks und Grünflächen mehr Läufer als Spaziergänger oder Fahrradfahrer entgegen; nahezu jeder hat sich schon mal am Laufen versucht, verspricht der Sport doch mehr Fitness, eine bessere Gesundheit und viel Spaß, und das bei einem sehr geringen Aufwand und verhältnismäßig kleinen Kosten. Anstelle teurer und komplizierter Ausrüstung und Gebühren für Vereinsmitgliedschaften braucht der Läufer eigentlich nur hochwertige Laufschuhe – die allerdings sollten mit Bedacht gekauft werden und können ganz schön ins Geld gehen -, der Rest der Ausrüstung muss aber nicht teuer sein. Dann heißt es auch schon die Laufschuhe schnüren, vor die Tür und los geht's.

In "Optimales Lauftraining" vermittelt Herbert Steffny, ehemaliger Profisportler, Olympiateilnehmer und mehrfacher Deutscher Meister auf diverse Distanzen, in insgesamt elf Kapiteln Grundlegendes und tiefergehende Informationen rund ums Laufen. Das Buch ist wie folgt gegliedert:

- Motivation
- Die Ausrüstung
- Loslaufen
- Know-how für Profis
- Der eigene Trainer werden
- Methoden des Lauftrainings
- Wettkampflaufen
- Halbmarathon
- Gymnastik und Laufstil
- Entspannung & Prävention
- Ernährung für Läufer

Am Anfang steht logischerweise die Motivation, und bevor es so richtig losgeht, preist Steffny zunächst die vielen Vorteile des Laufens an. Gesundheit, Fitness, Spaß, Wohlbefinden – wer noch nie gelaufen ist, wird sich mit diesem Einstieg zweifellos überzeugen lassen; sogar Laufmuffel lassen sich bestimmt umstimmen, wenn Steffny "12 faule Ausreden und 12 Lösungen" präsentiert. Wer schon länger läuft, kann dieses Kapitel im Prinzip überspringen, weil er die angenehmen Seiten des Laufens bereits aus eigener Erfahrung kennt. Das darauffolgende Kapitel zur Ausrüstung spricht auch eher noch Anfänger an und klärt die wichtigsten Fragen zum richtigen Laufschuh, wobei zum Beispiel auf häufige Fußfehlstellungen wie Überpronation und Supination eingegangen wird; die Klamotten-Ratschläge, etwa dass Funktionstextilien sich weniger vollsaugen und atmungsaktiv sind, sind heute schon relativ geläufig, seit auch Discounter und Kaffeeröster immer wieder mal mit Lauftextilien locken.

Richtig interessant wird es mit dem dritten Kapitel "Loslaufen", denn hier sind erste Trainingspläne enthalten, die an die unterschiedlichen Fitnessniveaus von Anfängern angepasst sind. Es gibt einen Plan für absolute Anfänger, der auf sechs Wochen Walking ausgerichtet ist, außerdem einen Plan, der den Walker zum Jogger macht und den Jogger zum "Fitnessläufer". Die Pläne orientieren sich in der Intensität an der Herzfrequenz und bauen Schritt für Schritt die Ausdauer auf. Bevor ein Trainingsplan aufgenommen wird, wird anhand eines von Steffny entwickelten "30-Minuten-Tests" das individuelle Leistungsvermögen eingeschätzt – eine gute Hilfe für Laufeinsteiger, die oft dazu neigen, sich selbst zu überfordern und dann rasch den Spaß am Laufen verlieren.

Kapitel vier richtet sich dann an eher Fortgeschrittene und geht auf die Basics der Sportbiologie ein. Interessant sind hier vor allem die Ausführungen über das notwendige Zusammenspiel von Reizen und Regeneration und über das Vermeiden von Übertraining. Darauf aufbauend hilft das fünfte Kapitel, einen effektiven Trainingsplan zu erstellen, damit man sich kontinuierlich steigert und das Laufen nicht direkt wieder an den Nagel hängt. Von Interesse ist hier besonders das Unterkapitel "Trainingssteuerung", das hilft, die eigenen Fort- oder vielleicht auch Rückschritte zu kontrollieren und bewusst zu steuern mit Hilfe von Atmung, Herzfrequenz oder mittels Laktattest.
Damit sich keine Langeweile einschleicht und dem Körper immer neue Anreize gesetzt werden, geht Kapitel 6 auf die verschiedenen "Methoden des Lauftrainings" ein, namentlich verschiedene Dauerlaufvariationen, Intervalltrainings, Steigerungs- und Bergläufe und Crosstraining als sinnvolle Alternative zum Laufen.

Wer schon etwas länger läuft, möchte sich mit Sicherheit irgendwann an ersten kleinen Wettkämpfen in Form von Volksläufen beteiligen. Kapitel 7 geht sowohl auf diese beliebten Wettläufe mit geringen Distanzen als auch auf ambitioniertere Projekte wie den ersten 10-Kilometer-Lauf ein. Hier gibt es wieder eine Reihe von Trainingsplänen, die helfen, das gesteckte Ziel ohne Frust zu erreichen, seien es fünf oder zehn Kilometer. Das Kapitel beinhaltet viele praktische Hilfen, zum Beispiel eine Checkliste für die Wettkampftasche.
Kapitel 8 widmet sich folgerichtig den Vorbereitungen zum Halbmarathon; auf den Marathon wird in diesem Buch nicht eingegangen, was auch sinnvoll ist, da es hierzu genügend eigene Literatur gibt und das Thema den Rahmen sprengen würde. Die letzten drei Kapitel im Buch geben dem inzwischen schon versierten Freizeitläufer den letzten Schliff und beschäftigen sich ausführlich mit dem richtigen Laufstil, mit der nötigen Ruhe und Erholung – ohne Regenerationsphasen, die im Eifer des Gefechts oft vernachlässigt werden, gibt es keine Leistungssteigerung – und mit einer auf die Bedürfnisse von Läufern zugeschnittenen Ernährung.

Laufbücher gibt es inzwischen wie Sand am Meer, warum also noch ein weiteres kaufen? Die große Stärke von "Optimales Lauftraining" von Steffny ist, dass es alle relevanten Informationen kompakt und attraktiv aufbereitet zusammenfasst und sich an Anfänger wie Fortgeschrittene gleichermaßen richtet. Vor allem ist das Buch sachlich und gleichzeitig informativ geschrieben - wer also den aufgedreht-euphorischen Ton beispielsweise eines Ulrich Strunz nicht ertragen kann oder den Mythos vom Fettverbrennungspuls nicht mehr hören mag, der ist mit Steffny gut beraten.

Insgesamt ist "Optimales Lauftraining" ein sehr gutes, leicht verständliches und trotzdem umfassendes Buch für Laufeinsteiger und fortgeschrittene Läufer, das den Leser von den ersten Schritten bis hin zum erfolgreich absolvierten Halbmarathon begleitet. Die Texte sind lesefreundlich in leicht verdauliche Häppchen und eher kurze Abschnitte eingeteilt, der Ton ist durchweg sympathisch. Illustrationen, Checklisten, Trainingspläne und Grafiken lockern die Informationen auf und verdeutlichen das Beschriebene sinnvoll.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite: Optimales Lauftraining