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 Frag Gold Edition

Autoren: Philip Reed
Illustratoren: John Zeleznik
Übersetzer: Jens Kaufmann
Verlag: Pegasus Spiele GmbH

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
"Frag Gold Edition" ist ein Ego-Shooter in Brettspiel-Form - was verrückt klingt, aber erstaunlicherweise sogar funktioniert. In "Frag" versuchen zwei bis sechs Spieler sich gegenseitig umzubringen. Dabei helfen dicke Wummen, stabile Rüstungen und diverse Gadgets. Wer stirbt respawnt in der nächsten Runde, muss sich aber neu ausrüsten. Seine Waffen verbleiben auf dem Spielfeld und können von den Überlebenden aufgesammelt werden.

Das Spiel ist leicht erlernbar und nach ein bis zwei Proberunden sollten flotte Jagden möglich sein. Es ist ein sehr direktes Mann-gegen-Mann-Spiel, nur zu überleben reicht nicht, Punkte bekommt man nur für Abschüsse, was für ein schnelles Spiel sorgt, denn Rumstehen nützt nichts. Man spielt nicht den Solo-Modus eines Ego Shooters nach, sondern den Multiplayer-Modus. Nur dass es bei "Frag" kein Capture the Flag oder ähnliche Spielmodi gibt und auch kein Zeit-Limit.

"Frag Gold Edition" beinhaltet folgende Komponenten: Ein robustes und beidseitig bedrucktes Spielbrett mit zwei Spielplänen, 112 Karten, sechs Plastik-Figuren, wieder beschreibbare Charakterkarten, eine Anleitung, 18 Würfel und zwei Stifte. Das Ziel des Spiels ist es, als erster Spieler drei Frags, also Abschüsse, zu sammeln und so das Spiel zu gewinnen. Im Turnier-Spielmodus kann der Sieger dann einen Eigenschaftswert seines Kämpfers verbessern und weiter geht es.

Die Spielvorbereitung geht schnell vonstatten. Jeder Spieler erhält eine der farbigen Spielfiguren und die dazu farblich passende Charakterkarte. Dann verteilt er sieben Punkte auf die drei Eigenschaftswerte (Leben, Geschwindigkeit und Zielsicherheit); wobei der Minimalwert eins beträgt und der maximale vier. Man braucht eine Weile um heraus zu finden welche Verteilung sinnvoll ist (obwohl das natürlich auch von den Taktikvorlieben des Spielers abhängt), denn sieben Punkte sind recht wenig, gerade wenn man bedenkt, dass eigentlich irgendwie jede Eigenschaft wichtig ist. Leben zeigt an, wie viele Treffer man einstecken kann; dazu beträgt die maximale Anzahl der Waffen Lebenswert+1. Geschwindigkeit zeigt an, wie schnell man laufen und wie weit man springen kann. Empfohlen wird ein Wert von mindestens zwei bis drei. Eine Zielsicherheit ab drei erlaubt zwei Angriffe pro Runde, was sehr wichtig sein kann. Aber die Punkteverteilung geht von Spiel zu Spiel immer schneller vonstatten.
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Jeder Spieler erhält je eine Karte der drei getrennt gelegten Kartenstapel (Waffen, Gadgets, Spezialkarten) und danach muss nur noch gewürfelt werden, wer anfängt. Die Spielfiguren werden der Reihe nach auf die Respawnfelder gestellt und dann geht es los.

Der Spielablauf verläuft immer gleich und ist schnell verstanden. Jeder Spielzug läuft in vier Phasen ab:
Respawnen: Wurde der Spieler gefraggt, respawnt er im nächsten Zug und erscheint wieder auf dem Spielplan.
Bewegungswurf: Die Bewegungsweite wird per Wurf ermittelt; alternativ kann der Spieler ansagen, dass er eine "Teleportieren"-Karte benutzen will.
Bewegung/Power-Up/Angriff: Die Handlungsmöglichkeiten in dieser Phase können so lange in jeder beliebigen Reihenfolge durchgeführt werden bis keine Bewegungen oder Angriffe mehr übrig sind. Der Spieler kann sich bewegen, angreifen, ein Power-Up-Feld betreten (und würfeln, ob er was erhält), sich noch mal bewegen, erneut angreifen (wenn er zwei Angriffe zur Verfügung hat) und so weiter.
Zugende: Der Spieler sagt an, dass der nächste Spieler dran ist.

Gewürfelt wird in der Form, dass man die Anzahl der Würfel würfelt, die dem entsprechenden Wert entsprechen.
Soweit, so gut, aber "Frag Gold Edition" ist ja ein Ego-Shooter in Form eines Brettspiels, wie funktionieren jetzt also die Kämpfe? Hat sich der Spieler für einen Angriff entschieden und die Waffe dafür ausgesucht, geht es ans Abzählen und Rechnen, was am Anfang noch etwas langsam vonstatten geht, aber später wenn die Regeln sitzen recht flott. Man zählt die Felder zwischen der eigenen Spielfigur und dem Ziel ab, wobei das Feld auf dem das Ziel steht mitzählt, das eigene aber nicht. Diese Zahl muss mit einer Anzahl an Würfeln erreicht werden, die der eigenen Zielsicherheit entspricht. Wurde das Ziel getroffen, muss geschaut werden, ob der Treffer Schaden anrichtet. Der Angreifer würfelt mit einer Anzahl von Würfeln, die dem Schadenswert der Waffe entspricht und das Ziel würfelt zur Verteidigung mit einer Anzahl von Würfeln, die seinem derzeitigen Leben (modifiziert von Karten oder Schaden durch frühere Angriffe) entspricht.
Nun wird das Ergebnis des Angriffswurfes durch das des Verteidigungswurfes geteilt und das Ergebnis abgerundet. Das Resultat gibt die Anzahl an Leben an, die das Ziel verliert. Der Getroffene hat aber oft Rüstung und Erste Hilfe-Sets, dazu kommen diverse Spezialkarten, die zum Beispiel dazu führen können, dass das Ziel doch nicht getroffen wurde. Sinken die Lebenspunkte auf Null, so wurde das Ziel eliminiert und der Angreifer hat einen Frag erzielt.

Während des Spiels können auf den Power-Up-Feldern neue Ausrüstungs- und Waffenkarten gesammelt werden, sofern dem Spieler das Würfelglück hold ist. Die Spezialkarten sind besonders gelungen in der Umsetzung der Computer-Thematik; wenn zum Beispiel gecheatet werden kann oder ein Lag einen Treffer verhindert hat.

Die Box ist ziemlich stabil, aber nur zu gut zwei Dritteln mit Material gefüllt. Das Innenleben ist etwas ungeschickt konstruiert und reißt leicht ein, was aber zu verschmerzen ist. Leider gibt es keine Fächer für die verschiedenen Kartenarten. Die Spielregel ist ebenso dünn wie kurz, die drei Eigenschaftswerte werden überwiegend auf den Charakterkarten erklärt. Prinzipiell funktioniert die Spielanleitung trotz ihrer Kürze, da das Spiel wirklich einfach aufgebaut ist. Trotzdem beinhaltet sie ein paar etwas unklare Formulierungen und ist nicht sehr sinnvoll aufgebaut; schnell etwas zu finden ist auch fast unmöglich.
Ein Beispiel: Dass man bei der Zielsicherheit den Wert halbiert und aufrundet, ist nur einmal vermerkt; auf der Charakterkarte steht dazu nur, dass man zwei Schüsse mit dem Wert 4 hat. Normal sind ein Schuss je Runde, sodass man vermuten könnte, nur mit dem Wert von 4 wären zwei Schüsse möglich, was aber nicht richtig ist - auch mit einem Wert von 3, der aufgerundet wird, hat man zwei Schüsse.

Nicht optimal gelöst ist die Abnutzung der Rüstungen. Hat eine Rüstung einen Wert von 2 und bekommt einen Punkt Schaden, muss der Spieler sich das merken; denn es gibt dafür weder Marker noch eine abwischbare Fläche.
Letztlich steht alles irgendwo, aber oft versteckt oder eher indirekt. Letztes Beispiel: Die Standardpistole zählt nicht zu der zulässigen Gesamtmenge an Waffen. In der Anleitung steht "Du darfst jedoch nicht mehr Waffen im Spiel haben, als deinem aktuellen Lebenswert +1 entspricht". Im Spiel sind aber nur Karten, die vor einem liegen, also weder Handkarten noch die Standardpistole, denn die ist ja automatisch vorhanden und hat keine Karte, sondern steht auf den Charakterkarten.
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Die Charakterkarten sind im Übrigen nicht allzu hübsch, aber abwischbar und auch ansonsten funktionell. Blut-, Patronen- und Waffenmarker sind stabil und funktionell und in ausreichender Anzahl vorhanden. Die Spielkarten sind von ausreichender Dicke und bieten eine ansehnliche Anzahl an Waffen, Gadgets und Spezialkarten. Gelungen ist das sehr stabile zweiseitige Spielbrett, das einmal eine sehr offene und einmal eine verwinkeltere Spielfläche zeigen.

Fazit: Die Spielanleitung könnte besser sein, aber nach ein paar Runden hat man die Regeln intus und kann den nur bedingt sinnvollen Aufbau der Anleitung verschmerzen; zusätzlich wird einem bei Fragen schnell im Pegasus-Forum geholfen.
"Gold Edition" lässt zwar etwas mehr vermuten, aber für den Preis geht das Spiel völlig in Ordnung, es sind ja schon Dinge dabei, die oft fehlen. Abwischbare Charakterkarten sind jedenfalls eine sehr gute Idee. Es fällt schwer, sich einen Ego-Shooter als Brettspiel vorzustellen, die Testspiele hinterließen aber begeisterte Spieler. Wer Ego-Shooter und konfrontative Brettspiele mag und nicht immer nur über LAN oder Skype mit seinen Mitspielern verbunden sein will, sollte sich "Frag" einmal anschauen. Man darf gespannt sein, was noch an Erweiterungen folgt, denn einiges ist denkbar.

Bernd Wachsmann



Brettspiel | Erschienen: 20. Oktober 2009 | Preis: 39,95 Euro | für 2 - 6 Spieler | Sprache: Deutsch

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