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 Die dunkle Chronik der Vanderborgs, Band 1: Estelle

Dein Blut so rot


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Jakob Vanderborg ist ein Erfinder, der ein ganz besonderes Ziel hat: Er will einen echten Vampir fangen. Nicht für sich, sondern für den Großen Pilati, einen Zauberer, der den Vampir der Menge vorführen will. Denn um die Jahrhundertwende ist der Vampirmythos auch dank Bram Stokers Roman "Dracula" ein beliebtes Gesprächsthema.
Im Jahre 1900 schafft Vanderborg es, eine Maschine zu entwickeln, die Fledermäuse fangen kann. Nachdem ihm dieser erste Schritt geglückt ist, verfeinert er die Technik und reist mit seinem Sohn Friedrich und seiner Tochter Estelle in die Karpaten, denn dort soll es Vampire geben.
Als es ein Gewitter gibt, fährt ein Blitz in die Maschine und trifft zudem auch Estelle. Was Vanderborg nicht ahnt: In diesem Moment wird ihr Körper von der vierhundert Jahre alten Vampirin Eleonore übernommen. Fortan ist diese nun in Estelles Körper, hat auch ihre Erinnerungen und kann so als Estelle weiterleben.
Allerdings hat Eleonore als Vampirin eine gänzlich andere Moral und vor allem Bedürfnisse. Niemandem fällt Estelles Verwandlung auf, nach dem Vorfall schiebt man ihre Reaktionen auf den Blitz und den damit erlittenen Schock.
Zudem versteht die neue Estelle es ausgezeichnet, sich zu verstellen und kommt auch so in Berlin gut zurecht. Allerdings verliebt sie sich dann in Friedrich. Da er ihr Bruder ist, hat er zwar zuerst Bedenken, gibt ihrem Verlangen dann aber doch nach. Da beide wissen, dass niemand ihre Beziehung tolerieren wird, schaut Estelle sich bald nach einem anderen Mann um. Sie lebt das Leben einer Frau jener Zeit, verlobt sich, heiratet, der Ehegatte entpuppt sich jedoch als ausgesprochen brutal. Trost findet sie in den Armen ihres Liebhabers. Dann jedoch wird sie von ihrem Ehemann vergewaltigt und stellt kurz darauf fest, dass sie schwanger ist. Estelle weiß nicht, ob das Kind nun von ihrem Liebhaber oder Ehemann stammt, was es ihr auch später sehr schwer macht, mit ihrer Tochter umzugehen. Doch dies ist nicht der einzige Schicksalsschlag, den sie erleiden muss ...

Bianka Minte-Königs Auftakt zu ihrer Vampirreihe liest sich wie ein typischer historischer Frauenroman, dem man etwas Vampir beigemischt hat. Ab dem Moment der Verwandlung erzählt Estelle in Ich-Form ihre Geschichte. Erzählen ist hier absolut wörtlich zu nehmen, denn die allermeiste Zeit wird wirklich rein nur erzählt, bildlich geschriebene oder spannende Szenen sind selten.
Zudem wirkt das Buch so, als habe die Autorin sich nicht entscheiden können, ob es nun für Jugendliche oder doch für erwachsene Leser sein sollte. Sprachlich ist es sehr simpel, da fehlt einfach Schwung in den Formulierungen. Außerdem gibt es fast nur ellenlange, verschachtelte Bandwurmsätze, die den Lesefluss oft erschweren. Wer einen Liebesroman erwartet, wird auch enttäuscht sein, denn auch wenn Estelle ihrem Liebhaber gedanklich hinterher schmachtet und sich heimlich mit ihm trifft, eine romantische Atmosphäre kommt nicht auf, Erotik ist gar keine vorhanden.
Vor allem aber ist die Charakterzeichnung völlig misslungen. Estelle ist ein schwaches Frauchen. Sie lässt sich vergewaltigen und immer wieder von ihrem Gatten misshandeln und demütigen, obwohl sie die Kräfte einer vierhundert Jahre alten Vampirin hat und vorher bereits gezeigt hat, dass sie sich verteidigen, wehrten und auch töten kann. Warum sie dann so mit sich umspringen lässt, ist absolut nicht nachvollziehbar.
Neben dem brutalen Ehemann muss Estelle noch einige weitere Leiden erdulden und Schicksalsschläge hinnehmen. Ihr Vampirdasein wird dabei jedoch nur selten thematisiert.
Die Geschichte zieht sich bis zum ersten Weltkrieg hin, es werden also etliche Jahre aus Estelles Leben beschrieben. Der Auftakt ist vielversprechend und die Idee mit der Vampirfangmaschine auch richtig gut. Leider hat es sich dann auch schon mit den originellen Einfällen, denn ab der Verwandlung zieht sich die Geschichte hin, es gibt einige wenige spannende Stellen, aber ein mitreißender Roman ist es leider überhaupt nicht.

Es ist das, was drauf steht: eine Chronik. Und dabei die einer Frau, die, obwohl sie die Möglichkeit hätte, etwas an ihrem Elend zu ändern, dies nicht macht und über vierhundert Seiten hinweg von ihren verschiedenen Leiden erzählt.

Maren Frank



Taschenbuch | Erschienen: 15. September 2010 | ISBN: 978-3800095247 | Preis: 16,95 Euro | 423 Seiten | Sprache: Deutsch

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