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 Alpha und Omega, Band 2: Spiel der Wölfe

Serie: Alpha und Omega, Band 2
Autoren: Patricia Briggs
Übersetzer: Vanessa Lamatsch
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Unter dem Titel "Schatten des Wolfes" erschien auf Deutsch vor circa einem Jahr der Auftaktband einer neuen Urban Fantasy-Serie von Patricia Briggs. Diese spielt zwar im gleichen Universum wie Briggs' Mercy Thompson-Serie, stellt in den Mittelpunkt jedoch zwei neue Charaktere: den dominanten Werwolf Charles und die scheue Anna. Sie ist erst seit wenigen Jahren ein Werwesen, wurde von ihrem ursprünglichen Rudel brutal misshandelt und lernt gerade erst, ihrer neuen Familie – und ihrem neuen Gefährten Charles – zu vertrauen. Charles hingegen ist bereits seit Jahrzehnten einer der mächtigsten und kompromisslosesten Werwölfe der ganzen Welt. Sein Vater ist der Anführer aller Werwölfe Amerikas und Charles gilt als seine effektivste Waffe.

Das ist auch der Grund, warum dieser Charles und Anna in "Spiel der Wölfe", dem zweiten Band der Reihe, an seiner Stelle nach Seattle schickt. Dort finden sich die Anführer sämtlicher europäischer Werwolfclans gemeinsam mit denen der Neuen Welt zu einem Gipfeltreffen zusammen, um über die Zukunft ihrer Rudel zu diskutieren. Vor kurzem hat Charles' Vater nämlich beschlossen, dass es für die Werwölfe an der Zeit ist, das Versteckspiel aufzugeben und der Welt zu verkünden, dass es sie gibt – eine Idee, von der viele nicht begeistert sind.

Als in Seattle die hitzigen Gemüter der unterschiedlichsten dominanten Werwölfe aufeinandertreffen, hat Charles alle Hände voll zu tun. Dann jedoch wird Anna von einer Horde Vampire überfallen, die mit Werwölfen unter einer Decke zu stecken scheinen und die Situation eskaliert. Mindestens einer der anwesenden Werwölfe scheint ein falsches, perfides Spiel zu spielen – doch welcher das ist, davon haben Anna und Charles keine Ahnung …

"Spiel der Wölfe" spielt nur wenige Wochen nach "Schatten des Wolfes": Sowohl für Anna als auch Charles ist die Situation, jetzt zusammen zu sein, noch sehr ungewohnt. Aufgrund der Wunden, die ihr früher zugefügt worden sind, fällt es Anna trotz ihrer Gefühle für Charles noch immer schwer, sich völlig fallen zu lassen. Charles, der für den Großteil der Werwölfe nicht mehr ist als ein gefühlskalter Vollstrecker, hat ebenfalls große Schwierigkeiten, sich einem anderen Menschen von seiner sanften Seite zu zeigen. Gleichzeitig fürchtet er, dass Anna ihn nur als den Auftragskiller sehen wird, der er manchmal sein muss. Da die "Alpha und Omega-Reihe" ihren Fokus wesentlich stärker auf die Liebesbeziehung ihrer Hauptfiguren setzt als die "Mercy Thompson"-Romane, spielt die Entwicklung des Miteinanders von Anna und Charles eine große Rolle im Buch. Das freut die Liebesroman-Leserinnen unter dem Publikum sicher, für alle anderen wird das manchmal einen Tick zu viel. Positiv anzurechnen ist es Patricia Briggs allerdings, dass sie bei der Charakterentwicklung ihrer Figuren viel Fingerspitzengefühl beweist und dadurch überzeugt.

Zudem gelingt es ihr, in "Spiel der Wölfe" eine spannende, actionreiche Geschichte zu erzählen, die zwar zu Beginn des zweiten Drittels einen Durchhänger hat, im letzten Drittel aber noch einmal rasant Fahrt aufnimmt und das ohnehin komplexe Mercy Thompson-Universum noch einmal durch weitere Facetten bereichert. Die Autorin kopiert in ihren "Alpha & Omega"-Romanen nicht einfach die Erfolgsformel der Mutterserie, sondern setzt eigene Akzente: Seattle erweist sich als interessanter Handlungsort und mit der Schilderung des Gipfeltreffens der Werwölfe schmückt sie ein Ereignis aus, dass auch in den Mercy Thompson-Büchern eine wichtige Nebenrolle gespielt hat, ohne dass man dort viel darüber erfuhr. Zudem erfährt der Leser von Patricia Briggs' Romanen durch Anna und Charles ein bisschen mehr über das undurchsichtige Feenvolk, dass in beiden Reihen eine wichtige, wenn auch nicht dominante Rolle spielt. Dass es Briggs darüber hinaus noch gelingt, sowohl den Mythos um die Bestie von Gévaudan als auch die Sagen um König Artus und die Ritter der Tafelrunde organisch in die Geschichte einzuflechten, macht den Reiz des Romans aus. Und als wolle sie dem gefühlsbetonten Handlungsfaden von Anna und Charles einen Ausgleich gegenüber stellen, wird Patricia Briggs zum Schluss hin sogar noch einmal richtig brutal und schüttelt eine Szene aus dem Ärmel, die jedem Horrorroman alle Ehre machen würde.

Auch wenn "Spiel der Wölfe" wie sein Vorgänger gefühlsbetonter ist als Patricia Briggs' Romane um die Automechanikerin Mercy Thompson, bietet der Roman überwiegend gutes Lesefutter. Leider hakt die Übersetzung hier und da etwas. Da auch sie sich jedoch größtenteils flüssig liest, kann ruhigen Gewissens eine Kauf- und Leseempfehlung für diesen Titel ausgesprochen werden!

Christian Handel

Probe


Taschenbuch | Erschienen: 13. September 2010 | ISBN: 9783453526792 | Originaltitel: Hunting Ground | Preis: 8,95 Euro | 416 Seiten | Sprache: Deutsch

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