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 Die Launen des Teufels


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ulm im Jahre 1349: Nach schweren Unruhen zwischen den Handwerkerzünften und dem städtischen Patriziat schreitet der Ausbau der Stadt nun endlich weiter voran. Der geplante Bau des Ulmer Münsters stößt jedoch nicht bei jedem auf Zustimmung und so mancher Bürger nutzt das gewaltige Vorhaben zu seinem eigenen Vorteil. Unter diesen befindet sich der brutale Glockengießermeister Conrad. Dieser schreckt nicht davor zurück, seine unschuldige Tochter Anabel an den skrupellosen Abt der Barfüßerabtei zu verschachern. Von diesem brutal missbraucht, hält sie einzig ihre Arbeit im Hospital und die Sorge um ihre Geschwister aufrecht und so fügt sie sich in ihr Schicksal. Doch selbst im Hospital herrschen schlimme Zustände und auch hier muss sie sich den unmenschlichen Zuständen und rückständigen medizinischen Methoden scheinbar machtlos stellen. Diese bringen leider nur zu oft den Bedürftigen mehr Schaden als Nutzen.
Der einzige Lichtblick ist Bertram, ein junger Lehrling ihres Vaters. Als Anabel und er sich das erste Mal begegnen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Beide fühlen sich zueinander hingezogen und wünschen sich nichts sehnlicher, als ein Paar zu werden.
Indes spitzt sich die Lage um den Bau des himmelsstürmenden Münsters weiter zu. Vom Wunsch nach Macht und Einfluss angetrieben, spinnt Anabels Vater eine teuflische Intrige und geht dabei sogar über Leichen. Als die Stadt durch die Pest heimgesucht wird, bricht das Leid über Ulm herein und viele Menschen fallen dem schwarzen Tod zum Opfer, darunter auch Anabels Geschwister. Als auch noch Betram erkrankt, scheint alles verloren zu sein. Denn er sitzt im Kerker und muss für eine Tat büßen, die ein anderer begangen hat.

Historische Romane erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit. Fiktive Schicksale werden in historische Ereignisse oder Schauplätze eingebetet und wahre Gegebenheiten somit neu inszeniert. Dies trifft auch auf diesen Roman zu: In "Die Launen des Teufels" erzählt Silvia Stolzenburg das schicksalhafte Leben einer jungen Frau zu Zeiten der Errichtung des Ulmer Münsters. Die durchaus interessante Thematik lässt jedoch nur wenig Spannung aufkommen, da sich die Autorin eines zu distanzierten Schreibstils im Bezug auf ihre Figuren bedient und die Charaktere stereotyp und oberflächlich ausfallen. Die Geschichte ist zwar keinesfalls langweilig, jedoch auch nicht so mitreißend, wie sie hätte sein können. Conrad ist böse und egoistisch, Bertram nett, wenngleich zu schwach und Anabel hilfsbereit und duldsam. Dies ist leider für einen solch umfangreichen Roman zu wenig. Die Liebesgeschichte zwischen Anabel und Bertram ist nur schwach ausgearbeitet und daher kaum gelungen. Hier fehlen die Emotionen der Figuren. Die wenigen Beschreibungen über das Gefühlsleben der Betroffenen machen dem Leser das Mitschwingen schwer. Anabel ist meist über die Machenschaften in ihrer Umgebung im Bilde, weiß sich aber nicht gegen den Abt und die anderen im Hospital zu behaupten. Das macht die Figur nicht gerade sympathisch, da sie sich letztlich nicht der Konfrontation stellt.
Dafür findet man unter den Nebenfiguren einige interessante Persönlichkeiten: Meisterin Guta, eine erfahrene Hebamme oder Begine, die den Männern die Stirn bietet und durch Wissen und Intelligenz besticht. Ebenso gelungen ist die Adelige Katharina von Helfenstein, die Zuflucht im Hospital sucht, um dort heimlich ihr uneheliches Kind zu entbinden. Diese Rollen fallen zwar recht klein aus, sind jedoch weit besser ausgearbeitet und hinterlassen einen bleibenderen Eindruck, als es bei den Hauptfiguren der Fall ist.

So könnte man "Die Launen des Teufels" als einen unterhaltsamen, aber nicht herausragenden historischen Roman bezeichnen. Liebhaber dieses Genres werden sicherlich dennoch Gefallen daran finden.

Maren Frank



Hardcover | Erschienen: 11. Oktober 2010 | ISBN: 978-3937357416 | Preis: 16,95 Euro | 466 Seiten | Sprache: Deutsch

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