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 Ash

Autoren: Melinda Jo
Übersetzer: Karin Dufner
Verlag: PAN

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es war einmal ein Mädchen namens Ash, das lebte mit ihren Eltern in der Nähe eines Waldes in einem ruhigen Dorf … Doch eines Tages ändert sich Ashs Leben schlagartig: Die Mutter stirbt, und mit ihr alle Freude im Haus. Als der Vater wieder heiratet, ziehen eine Stiefmutter und zwei Stiefschwestern im Haus ein, doch sie kommen aus der großen Stadt, fühlen sich im Dorf nicht wohl, glauben nicht an Feen und geben Ash das Gefühl, anders und nicht liebenswert zu sein. Als auch noch der Vater zu einer großen Reise aufbricht und nicht wieder kehrt, wird Ashs Leben noch schlimmer. Sie muss mit der Stieffamilie in die Stadt ziehen, weg vom Wald und den Feen und damit von der Hoffnung, ihre Mutter wieder zu sehen. Denn Ash ist überzeugt davon, dass ihre Mutter noch lebt, und zwar bei den Feen. Bei ihrer Stiefmutter muss sie das Leben eines Dienstmädchens führen, unter dem Vorwand, der Vater hätte nichts als Schulden hinterlassen. Dadurch stürzt sie sich noch tiefer in die Hoffnung, dass die Feen sie retten werden, wenn sie nur den geheimnisvollen Feenmann Sidhean wiederfindet, den sie regelmäßig auf Streifzügen durch den Wald getroffen hat.
Als der Prinz auf Brautschau durch das Land reist und dabei auch Ashs Wege kreuzt, ändert sich ihr Leben abermals.

Wem diese Geschichte bekannt vorkommt, der hat vollkommen Recht. Es ist gewissermaßen die Geschichte Aschenputtels, die hier neu erzählt wird. Doch diesmal spielen Feen eine tragende Rolle, und auch Ash ist mehr als nur ein Mädchen, das vom Schicksal schlecht behandelt wurde. Bis sie allerdings erkennt, welches Potential in ihr liegt und dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen kann, muss viel passieren.

Hier unterscheidet sich die Geschichte am deutlichsten von der berühmten Inspirationsquelle. Aschenputtel war ein armes Mädchen, das sich treiben lassen hat, bis in die Arme des Königssohns. Diesen sicheren Hafen erreichte sie allerdings allein durch etwas Zauberei und sehr viel Schönheit. Auch Ash treibt zunächst wie ein verlorenes Blatt im Wind, sie gewinnt aber nicht durch ihre Schönheit an Status und Glück, sondern muss auch Opfer bringen und Ängste überwinden.

Der Roman ist nicht so schwebend leicht wie ein Märchen, das verfliegt während man es liest und das einen träumen lässt; er birgt trotz Feen und Magie genug Realismus in sich, um den Leser das ein oder andere Mal schlucken zu lassen. Den Charakteren wird nichts geschenkt, alles ist erarbeitet, erkämpft und an vielen Stellen muss etwas geopfert werden, um das zu erlangen, was man sich wünscht. Die Mischung ist stellenweise etwas zu wild; so werden dem Märchen von Aschenputtel Feen hinzugedichtet, ein verwunschener Wald, uralte Magie, Hexenkünste und vieles mehr. Nicht immer ist die Autorin konsequent, stellenweise finden sich Widersprüche in den Kapiteln, wenn man aufmerksam liest – zum Glück selten an handlungsentscheidenden Punkten.

Ein wenig des ätherischen Stils von Märchen wurde in den Roman hinübergerettet, leider bleiben dadurch auch die Charaktere seltsam entfernt, als würde man sie durch eine Glasscheibe betrachten. Die Beschreibungen der Umgebungen sind außerordentlich gut gelungen, schade, dass nicht die gleiche Liebe zum Detail in die handelnden Personen investiert wurde.

"Ash" ist eine Abwandlung des Aschenputtel-Märchens, im grundliegenden Handlungsablauf sehr ähnlich und doch ganz anders. Für Fans von Märchen und Feen, die auch ein kleines bisschen lesbische Liebe in diesem Gewand akzeptieren, ein sehr gelungener Lesegenuss, für alle anderen ein altes Märchen in neuem Gewand, aber auch nicht mehr.

Anja Thiemé



Hardcover | Erschienen: 2. November 2010 | ISBN: 978-3426283448 | Originaltitel: Ash | Preis: 12,99 Euro | 272 Seiten | Sprache: Deutsch

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