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 Voll ins Schwarze

Neue mörderische Geschichten

Autoren: Ralf Kramp
Verlag: KBV

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ralf Kramp, der in Euskirchen geborenen wurde und noch immer in der Eifel zu Hause ist, beweist in seiner neuen Sammlung von Kriminalgeschichten, dass ihm die Ideen nicht ausgehen. Einundzwanzig mörderische Erzählungen und Gedichte treffen "Voll ins Schwarze", wenn der für seinen bitterbösen Humor bekannte Schriftsteller aus dem Alltag plaudert und das nicht nur mit erschreckend realem Hintergrund, sondern auch immer mit einem Augenzwinkern.

"Schöne Aussichten" sind es, die Manfred von seinem Badezimmerfenster aus genießen kann, wenn er regelmäßig am Samstagabend mit seinem Fernglas einen Blick in nachbarschaftliche Fenster riskiert. Doch leider hält dieses Vergnügen nie lange an. Denn erstaunlicherweise verschwinden die freizügigen Schönheiten in der gegenüberliegenden Hochhaussiedlung immer dann, wenn seine Frau Gitti mit einem extra kaltgestellten Bier und Gottschalk im Fernsehen auf ihn wartet. Zufall oder Mord? Eine Frage, die sich Henriette nicht mehr stellen muss, als ihr Geliebter plötzlich mit einer Kugel im Kopf neben ihr liegt. Denn im Taumel des Glücks war es nur ein kleines Versehen, als sie bei der Beauftragung des Killers die Fotos verwechselte. Ganz so zufällig geht es im Büdchen allerdings nicht zu, wenn Hübi mit seinen Kumpanen und einigen Runden Jägermeistern über das zauberhafte Verschwinden seiner ungeliebten Gattin philosophiert. Da sind Einmachgläser schon eine gut Alternative, die nach und nach im Wasser des Flusses versenkt werden können. Das jedenfalls, hätte sich die alte Dame im Zug nach Paderborn auch überlegen sollen, anstatt mit einer Handvoll Papiertüten und den Resten ihren Mannes, andere Fahrgäste zu belästigen.

Bitterböse und mit viel Humor geht es zu, wenn Ralf Kramp die Schwächen seiner Mitbürger aufs Korn nimmt und dabei schonungslos die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet. Denn ein in Frischhaltefolie eingewickelter Kopf des Ehemannes oder ungestüm ausgeführte Messerattacken sind nicht gerade das, was man einen sauberen Mord nennen könnte. Da hat doch sein Herr Schledl in "Marikas Wanne" eine viel bessere Idee, wenn er den Keller vorsorglich mit dreizehn Zehn-Liter-Kanistern Schwefelsäure bestückt, um seine Holde in der neuesten Errungenschaft baden zu lassen. Ob perfekt vorbereiteter Mord oder Affekthandlung. Letztlich ist es völlig egal, warum er ein Verbrechen geschehen lässt. Denn gerade die Stümperhaftigkeit der Protagonisten gepaart mit vielen, unkontrollierbaren Gefühlen sind es, die das Besondere an den Geschichten von Ralf Kramp ausmachen. Gut beobachtet und lebensecht herausgearbeitet, bringt er nicht nur die Motivation des Täters auf den Punkt, sondern versteht es, die Umstände der Tat nachvollziehbar zu beleuchten. Dabei sind nicht alle seine Schilderungen originell und einmalig. Auch alt bekannte Mordgelüste werden neu aufbereitet und kurzweilig dargeboten. Eine bunte Mischung, die für jeden Geschmack etwas bereit hält und schafft es einmal eine der Geschichten nicht, den Leser zu begeistern, so gelingt es der nächsten ganz bestimmt.

Fazit:
Angenehm kurzweilig und mit bitterbösen Wendungen gespickt, präsentiert Ralf Kramp eine Auswahl von mörderischen Kurzgeschichten und trifft damit wirklich "Voll ins Schwarze".

Dorit Wiebke



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2010 | ISBN: 978-3940077950 | Preis: 9,50 Euro | 248 Seiten | Sprache: Deutsch

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