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 Aftershock


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Selbstmordattentate gehören mittlerweile zum festen Bild in den Nachrichten, allerdings bleiben die meisten Zuschauer glücklicherweise unberührt davon. "Aftershock" reißt einen Selbstmordanschlag aus den Newsmeldungen und bringt ihn in Buchform zu den Lesern nach Hause, zwingt zur Beschäftigung und zum Nachdenken.

Ella ist fünfzehn und ein übermütiges, lebensfrohes Mädchen. Zusammen mit ihrer besten Freundin Jerus genießt sie das Leben in Jerusalem. Bis die beiden zur falschen Zeit im falschen Supermarkt sind. Ein palästinensisches Mädchen sprengt sich genau dort in die Luft, Jerus stirbt, Ella überlebt. Dies verändert ihr Leben. Sie trauert um die Freundin, ihre Familie fasst sie mit Samthandschuhen an und ihre Freunde wissen nicht mehr so recht, wie sie mit ihr umgehen sollen. Im Krankenhaus lernt sie Maher kennen, einen jungen Palästinenser, der ihr viel von der Wirklichkeit im "anderen" Jerusalem erzählt. Die Faszination, die sie als Überlebende auf ihre Freunde ausübt, ist ihr unangenehm, obwohl dies dafür sorgt, dass der Junge, in den sie schon länger verliebt ist, ihre Gefühle endlich zu erwidern scheint. Doch wie soll sie sich verlieben, wenn ihre beste Freundin sterben musste und sie überlebt hat, aus Gründen, die sie nicht mal erahnen kann?

"Aftershock" zeigt die psychischen Folgen, die das Miterleben eines Anschlags und der Tod der besten Freundin auf ein junges Mädchen haben. Ella hat immer zu den liberaleren Jugendlichen in ihrer Klasse gehört, doch nach diesem Selbstmordattentat wächst in ihr der Hass auf Palästinenser, bis sie auf Maher trifft und durch ihn auch die andere Seite verstehen lernt. Zusammen mit ihm macht sie sich auf die Suche nach dem Grund, aus dem Jerus sterben musste. Warum kommt ein Mädchen, ungefähr in ihrem Alter, auf die Idee, ein Selbstmordattentat zu begehen? Lange braucht es, bis sie merkt, dass manche Fragen nie vollends geklärt werden können.

Ella hat unter den Folgen des Anschlags, vor allem den psychischen, schwer zu leiden. Dieser Leidensweg, ihre Suche nach Antworten und ihr Gefühl, allein auf der Welt zu sein, ist realistisch geschrieben. Gerade dadurch ist Ella kein sympathischer Charakter. Sie stößt ihre Familie und Freunde vor den Kopf, kümmert sich nur noch um sich selbst und sieht sich als einziges Opfer. Ihre Geschichte wird in einfachen, leicht verständlichen Worten geschildert und liest sich sehr gut. Auch wenn es sprachlich keine Meisterleistung ist, macht das Thema der Story, das bisher noch nicht oft aufgegriffen wurde, dieses Buch dennoch zu einer wichtigen Geschichte. Die Beweggründe Nadiras, der Attentäterin, können nicht gelüftet werden, das muss auch Ella einsehen. Dadurch wird das Buch glaubwürdig, denn wie kann man es verstehen, wenn der Hass in einer jungen Frau so groß ist, dass sie sich selbst und viele andere Leben opfert. "Aftershock" ist damit ein Jugendbuch, dass den Leser in seinen Bann zieht und die Geschichte eines Terroranschlags hautnah erlebbar macht.

Anja Thiemé

Probe


Taschenbuch | Erschienen: 25. Oktober 2010 | ISBN: 978-3570307113 | Originaltitel: Sruta | Preis: 6,99 Euro | 208 Seiten | Sprache: Deutsch

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