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 Der Schwarze Mann


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Paris Anfang des 19. Jahrhunderts: In der blühenden Metropole an der Seine treibt ein gruseliges Phantom sein Unwesen. Wer ist der mysteriöse Schwarze Mann, der schon mehrere Todesopfer forderte? Hat der Schriftsteller Arthur de Grézieux das Phantom mit der Kraft der Fantasie heraufbeschworen, indem er einen Roman schrieb, in dessen Mittelpunkt der Schwarze Mann steht? Doch auch de Grézieux ist ein Opfer der geheimnisvollen Erscheinung, wie sich bald herausstellt, genauso wie der junge Journalist Alceste Boursault, der auf den Spuren der gruseligen Gestalt in der Irrenanstalt landet …
Immer mehr einflussreiche Kreise scheinen in die mysteriösen Ereignisse verstrickt zu sein. Wer ist der Schwarze Mann, und was bezweckt er mit seinen Taten?

"Der Schwarze Mann" ist ein ursprünglich mehrteiliges Werk des franko-belgischen Autorentrios Antoine Maurel (Text), Hamo (Zeichnungen) und Benoît Bekaert (Kolorierung). In der Ehapa Comic Collection ist das Werk in einer 144 Seiten umfassenden Gesamtausgabe erschienen, die die drei Teile "Ouvertüre", "Opfer" und "Schach" enthält.

Die Ausgangssituation ist definitiv reizvoll: Eine unheimliche Erscheinung, der "Schwarze Mann", sucht verschiedene Persönlichkeiten in Paris heim und bringt sie scheinbar dazu, merkwürdige Dinge zu tun. Ein Journalist schreibt einen fatalen Artikel, der seinen zukünftigen Schwiegervater diskreditiert, und muss sich dadurch sowohl von seiner Verlobten als auch von seiner mentalen Gesundheit verabschieden.
Ein erfolgloser, von seinen Freunden belächelter Schriftsteller erhält Besuch vom Schwarzen Mann, der ihm Ideen für einen unwiderstehlichen Roman einflüstert, welcher in der Pariser Gesellschaft wie eine Bombe einschlägt. Doch erste Morde lassen nicht lange auf sich warten …

Interessant ist für den Leser über längere Zeit hinweg die Spekulation, ob der Schwarze Mann einfach nur ein maskierter Mensch ist oder doch eine übersinnliche Erscheinung, die vielleicht sogar nur in den Köpfen der Betroffenen in Erscheinung tritt? Bis die Frage geklärt ist, warum der Schwarze Mann umgeht und wer er wirklich ist, muss man sich gedulden. Nach einem wirklich interessanten Einstieg hat der Mittelteil der ohnehin recht langen Erzählung definitiv seine Längen. Immer neue Figuren treten aufs Spielfeld, die von politischen und gesellschaftlichen Zielen getrieben werden. Jeder von ihnen könnte mit dem Schwarzen Mann unter einer Decke stecken. Nur langsam kristallisieren sich die wahren Hauptfiguren in diesem merkwürdigen Spiel heraus. Zu Beginn ist die Geschichte sehr reizvoll, frisch und durchaus auch gruselig, auch wenn sie dem Leser durch die vielen Charaktere und undurchsichtigen Andeutungen auch einiges abverlangt. Sie verliert aber ihren Reiz zunehmend im Mittelteil, der schlicht zu lang und zu zäh ist; man sehnt bald nur noch die Auflösung herbei. Die ist am Ende zwar einigermaßen schlüssig, kann aber nicht mehr mit dem atmosphärischen Beginn mithalten und wirkt dadurch etwas enttäuschend.

Die Zeichnungen aus der Feder von Hamo sind durchwachsen. Teilweise sind sie durchaus ansprechend und sorgen in vielen Situationen für die nötige unheimliche, etwas bizarre Atmosphäre – vor allem, wenn der rätselhafte Schwarze Mann auf den Plan tritt. Außerdem entwirft Hamo gemeinsam mit den Texten von Maurel ein stimmiges Sittengemälde von Frankreich zur damaligen Zeit und gibt Einblicke in die verschiedensten Schichten und Kreise. Die Zeichnungen wirken aber auch des Öfteren zu flächig, die Gesichter der erwachsenen Figuren zu simpel, etwas zu grob und zu kindlich, um die düstere Stimmung, die der Schwarze Mann ja erzeugen soll, überzeugend wiederzugeben.

"Der Schwarze Mann" ist ein ambitioniertes Projekt, das in der Gesamtausgabe wie ein langer Kriminalfall wirkt. Mit einigen Längen in der Handlung und nicht besonders herausragenden Zeichnungen kann der Comic jedoch nicht völlig überzeugen. Am Ende bleibt, gerade weil am Anfang hohe Erwartungen geweckt wurden, ein schaler Nachgeschmack beim Leser.

Eine Leseprobe im PDF-Format gibt es auf der Verlagswebsite von Ehapa.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 14. Januar 2011 | ISBN: 9783770434251 | Originaltitel: NoirHomme | Preis: 34,95 Euro | 144 Seiten | Sprache: Deutsch

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