Bei Nur für Erwachsene handelt es sich eindeutig um ein Buch für Menschen, die sich stark für das Thema Musik und Zensur interessieren oder aus beruflichen Gründen damit zu tun haben. So interessant die fast 250 Farbabbildungen sind, zieht man sie ab, bleibt nicht viel Text übrig. Für den nur mäßig interessierten Leser ist das Buch denke ich zu teuer

Das Rock´n`Roll provoziert (hat) ist allgemein bekannt, aber auch Pop-Musik und Medien anderer Stile haben immer wieder für Unruhe bei Labels, Sendeanstalten und Behörden gesorgt, bis hin zur Zensur. Oftmals waren die Cover Objekt der Kritik. Das Buch bietet einleitende Essays, einen lexikalischen Teil sowie einen riesigen Bildteil. Aufgrund des geringen Umfanges ist es ein Buch zum Durchlesen, weniger Lexikon zum Nachschlagen.

Die Essays behandeln, mal mehr, mal weniger interessant, verschiedene Themen zum Thema Musikzensur. Die Situation nach dem 9.11. wird zum Beispiel thematisiert, sind wir doch wieder so weit, dass in den USA Anti-Kriegs-Lieder nicht öffentlich gespielt werden und deren Interpreten sich Hetzkampagnen und Boykotts ausgesetzt sehen. Die Essays sind stilistisch sehr unterschiedlich, kommt in manchen zum Beispiel auch mal das Wort "krass" vor, sind in anderen auch dem Laien eher unbekannt Begriffe, die nicht erläutert werden.

Der Bildteil zeigt anhand einiger signifikanter Beispielen vor allem mit dem Mittel der Gegenüberstellung von Vorher-/Nachher-Situationen was und wann zensiert wurde. Bei so manchem "Vorher-Cover" muss der heutige Betrachter ratlos zur Erklärung greifen, warum da eigentlich zensiert wurde. Man sieht sehr gut, wie sich gesellschaftliche und moralische Grenzen bewegen. In den 1950ern und 1960ern zum Beispiel wurden in den USA in der Regel farbige Künstler nicht auf dem Cover abgebildet, damit das weiße Publikum - vor allen in den Süd-Staaten - nicht "abgeschreckt" wird. Teilweise absurd ist die Zensur vom angeblich "sexuell anstößigen" Cover, bezeichnend ist dagegen die Akzeptanz von Gewalt-Cover, wenn auch in diesem Bereich Zensur geübt wurden.

Folgende thematische Aufteilung hat der Bildteil: Sex und verfängliche Situationen, Frauenfeindlichkeit, Vorwurf: Verletzung von Moral, Sitte und Anstand. Vorwurf: Gewaltdarstellung und Gewaltverherrlichung, Vorwurf: Political Incorrectness

Den Abschluss des Bandes bildet ein lexikalischer Teil, der Zensur aus dem Bereich Rock- und Popmusik aufzeigt. Die aufgeführten Bands und Einzelinterpreten sind vorwiegend englischsprachig. Stichwortartig werden auch einige eher kuriose Beispiele aus dem deutschsprachigen Bereich genannt.
Nicht alle Interpreten sind einer großen Zahl von Menschen bekannt, es werden auch kleine Bands berücksichtigt. Erstaunlich ist, wer alles schon mal mit Zensur zu tun hatte, wer hätte das zum Beispiel bei den Beach Boys erwartet.
Sehr interessant und vergnüglich zu lesen.

Fazit : Für den Preis ein kurzes Lesevergnügen, aber es handelt sich nun einmal um ein sehr spezielles Thema, dass nur einen kleinen Leserkreis interessieren dürfte. Dieser bekommt aber ein wirklich gutes Buch geboten und für den ist auch die Bewertung gedacht. Wer nur mal so aus Neugierde in das Thema reinschnuppern möchte, dürfte vom hohen Preis abgeschreckt werden und kann jeweils einen Bewertungspunkt abziehen bei Preis-/Leistungsverhältnis und Gesamtwertung.

Ein Vorteil hat das Buch, da es eine Dokumentation ist, darf es alle Cover auch im Original zeigen. Die Autoren sind schon parteiisch, sprechen sie sich doch recht klar gegen Zensur aus. Obwohl auch sie sagen, nicht alles ist akzeptabel. Die Frage ist nur, wer bestimmt, was akzeptabel ist oder nicht? Und welche Normen werden als Maßstab genommen? So wie es bisher läuft, ist es jedenfalls keine zufrieden stellende Situation, gerade in Deutschland mit der weltweit einmaligen behördlichen Einrichtung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften.