Wer die Kunst der Digitalfotografie grundlegend beherrschen und beim Knipsen nicht nur gelegentliche Zufallstreffer landen will, muss gleich in drei Bereichen reüssieren: Technik, Bildgestaltung und Nachbearbeitung. Die Buch-Reihe "Fotografieren lernen" aus dem Dpunkt Verlag widmet jedem dieser Bereiche einen eigenen Band, in dem die jeweils entscheidenden Punkte ausführlich erklärt und mit Abbildungen und Beispielfotos veranschaulicht werden. Der erste Band zu den technischen Grundlagen ist im Frühjahr 2010 erschienen.

Erklärtes Ziel des Autorenteams Cora und Georg Banek ist es dabei, Fototechnik nicht als reinen Selbstzweck zu verstehen. Wenn sie die technischen Funktionen der Kamera erklären, ist immer auch schon die Frage mitgedacht, wie der Fotograf sich ihrer bedienen kann, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Und ein Bild wird nicht allein dadurch toll, dass es technisch einwandfrei ist. Das Wissen um die Fototechnik soll also dazu dienen, im Hinblick auf die persönlichen Anliegen schnell die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Welche technischen Einflussmöglichkeiten der Fotograf im Moment der Aufnahme auf das entstehende Bild hat, kann in "Fotografieren lernen: Band 1" nachgelesen werden.

Nach einer knappen theoretischen Einführung in die komplexe Beziehung zwischen Fotografen, Rohbild, Bildbearbeitung, Endergebnis und Bildbetrachter widmen sich die Autoren verschiedenen Aspekten der fotografischen Technik. Ein Kapitel zu "Optik und Objektiven" gibt Informationen zu den physikalischen Eigenschaften von Licht und Farbe sowie zum Aufbau und den Funktionsweisen des wohl wichtigsten Teils der Kamera. Die beiden anschließenden Kapitel widmen sich der richtigen Belichtungsmessung und -steuerung. Nachdem damit der wichtigste Aspekt der Fototechnik, die gelungene Steuerung von Blende und Belichtungszeit, behandelt worden ist, geht es unter dem Schlagwort "Weitere Kamerafunktionen" um weitere Bauteile einer Kamera, z.B. Sensor, Sucher und Display, aber auch um Funktionen wie Serienbildschaltung und die Videofunktion, die inzwischen schon bei vielen DSLR-Kameras zur Standardausstattung gehört.
Das anschließende Kapitel befasst sich mit dem Kamerazubehör wie Akkus und Speicherkarten, über Blitzgeräte bis hin zu Stativen und Fototaschen.

Wer denkt, dass mit diesen Punkten das Thema Kameratechnik und damit das Buch beendet ist, der irrt sich. Denn entsprechend der Philosophie der beiden Autoren, Fotografie als individuelles Ausdrucksmedium zu verstehen, folgen nun noch fünf Kapitel, in denen genau dieser Aspekt in Bezug zu Fragen der Fototechnik gesetzt wird. Beim Überblick über verschiedene Kameratypen geht es deswegen nicht darum, die 'richtige' Kamera schlechthin anzupreisen, sondern einige Informationen zur persönlichen Kaufentscheidung zu geben und dabei auch die Wichtigkeit des "Bauchfaktors" zu betonen. Die Tipps zur "Fototechnik in der Praxis" erläutern, dass verschiedene Aufnahmesituationen, aber auch die persönliche Vision, verschiedene technische Anforderungen an den Fotografen stellen. Ein umfangreicher Fragenkatalog zum Thema "Welcher Fotografentyp sind Sie?" hilft dabei, das Bewusstsein über die eigenen Wünsche, Fähigkeiten und Ziele beim Fotografieren zu schärfen. Ein weiteres Kapitel motiviert zur individuellen "Weiterentwicklung" und gibt Ratschläge, wie man sein technisches Können und seinen fotografischen Blick trainieren kann. Und zum Abschluss leiten einige Seiten noch dazu an, sich erst mit Trockenübungen und dann mit herausfordernderen Aufgaben eingehend mit der eigenen Kamera vertraut zu machen, um gerüstet zu sein, wenn es darauf ankommt.

Der erste Band dieser neuen Fotoschule kann vollends überzeugen. Er ist übersichtlich gestaltet, und die Texte sind informativ, prägnant und gut verständlich. Sie werden außerdem sinnvoll durch zahlreiche ansprechende Bildbeispiele ergänzt, die immer sehr hilfreich im Hinblick auf das jeweilige Thema kommentiert und mit Angaben zu den gewählten Kameraeinstellungen versehen sind. Was das Buch über diese Qualitäten hinaus auszeichnet, ist der überaus sympathische Schreibstil, mit dem die Autoren es schaffen, nicht nur Wissen, sondern auch Begeisterung für die Fotografie zu vermitteln.

Das Inhaltsverzeichnis und Leseproben gibt es auf der Verlagsseite.