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 Beastly

Autoren: Alex Flinn
Übersetzer: Sonja Häußler
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Kyle Kingsbury ist sich wohl bewusst, dass er der am besten aussehende und meist begehrte Junge seiner Stufe ist. Das führt dazu, dass er jeden anderen Menschen als nicht gleichwertig behandelt. Gerade alle seine Mitschüler, die seiner Meinung nicht das Aussehen, das Geld und den Einfluss besitzen, um zu seiner Clique zu gehören, behandelt er bestenfalls mit Verachtung, wenn nicht mit kalter Grausamkeit. Kyle schreckt nicht davor zurück, andere um seiner eigenen Belustigung willen zu demütigen. Und die neue Mitschülern Kendra, die hässlich ist und es dann auch noch wagt, Kyle vor der ganzen Klasse die Stirn zu bieten, wird so schnell zu seinem neuen Opfer. Doch womit Kyle nicht gerechnet hat, ist, dass Kendra eine Hexe ist und sich seinen grausamen Streich nicht so leicht bieten lässt.

Als Kyle versucht, sie auf dem Schulball bloßzustellen, rächt sie sich: Kyle wird in eine grässliche Bestie verwandelt, sodass er in Zukunft nicht mehr mit seinem Aussehen über sein wahres Wesen hinweg täuschen kann. Die einzige Möglichkeit den Fluch aufzuheben ist der Kuss eines Mädchens, das Kyle trotz seines bestialischen Aussehens wahrhaftig liebt. Das erweist sich jedoch komplizierter als zunächst erwartet: Kyles aktuelle Freundin liebt wohl mehr sein Geld und sein Aussehen als ihn selbst, weshalb ihr Kuss wirkungslos bleibt. Als sich schließlich auch Kyles Vater, nachdem klar geworden ist, dass kein Arzt Kyles Zustand verbessern kann, von ihm abwendet und ihn in einem alten Haus in Brooklyn einsperrt, wird Kyle die Aussichtslosigkeit seiner Lage bewusst und er verfällt in tiefe Verzweiflung.
Erst der blinde Lehrer Will, der ihm neben Literatur auch das Züchten von Rosen und nicht zuletzt Menschlichkeit lehrt, gibt dem Jungen, der sich nun Adrian nennt, einen neuen Lebensinhalt: Das Aufziehen von Rosen wird Adrians neue Leidenschaft und langsam findet er sich damit ab, dass sein Leben von nun an abseits der Gesellschaft stattfindet wird. Da erhält ein Adrian ganz unverhofft eine neue Chance: einerseits zu beweisen, dass er seine Lektion gelernt hat, und andererseits auch auf wahres Glück, das der alte Kyle Kingsbury nie kannte.

"Beastly" ist eine moderne Neufassung des Märchens von der Schönen und dem Biest, das im 18. Jahrhundert von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont das erste Mal in dieser Version niedergeschrieben wurde. Die Autorin Alex Flinn hält sich dabei überraschend eng an die Vorlage, indem sie bestimmte Motive, wie zum Beispiel die Rosen, aufgreift. Gleichzeitig bringt sie neuen Schwung in die Geschichte, indem sie sie in das moderne Manhattan verlegt und in eine Gesellschaft von reichen Teenagern an einer High School. Damit macht die Autorin auch deutlich, dass die moralische Botschaft des Märchens heute noch genauso aktuell ist wie vor dreihundert Jahren. Dabei schafft Alex Flinn es jedoch, nicht in einen oberlehrerhaften Ton zu verfallen: Die Grundaussage der Geschichte – dass innere Werte wichtiger sind als äußere – kommt zwar rüber, aber die Moral wird dem Leser nicht immer wieder unter die Nase gerieben. Und das Gleichgewicht zwischen einer spannenden Geschichte um Jugendliche und die erste Liebe und dem historischen Grundgerüst des Märchens machen "Beastly" tatsächlich lesenswert.

Insgesamt ist "Beastly" genau wie das originale Märchen im Grunde eine zutiefst romantische, wenn nicht teilweise sogar kitschige Geschichte. Auch wenn Alex Flinn nicht darum herum kommt, mit einigen Stereotypen zu arbeiten, behält sie aber einen erfrischen humorvollen Grundton bei, der dafür sorgt, dass das Ganze nicht zu rührselig wird. Interessant ist, dass die Geschichte aus er Sicht des Biests, nicht aus der des Mädchens wie im Original, erzählt wird. Witzig sind insbesondere Zwischensequenzen, in denen verschiedene Personen, die offensichtlich Opfer von Flüchen geworden sind – ein Prinz, der in einen Frosch verwandelt wurde, eine verliebte Meerjungfrau, ein Bär, der um die Liebe eines Mädchens namens Schneeweißchen hadert – sich im Chatroom über ihre Schicksale austauschen.

Insgesamt ist "Beastly" kurzweilig und gerade für Jugendliche durchaus lesenswert, und wenn die Erzählung auch ein wenig oberflächlich bleibt, so scheint doch der Grundton des Märchens noch durch.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.

Kathi Wenz



Hardcover | Erschienen: 12. Oktober 2010 | ISBN: 9783833938443 | Originaltitel: Beastly | Preis: 12,99 Euro | 333 Seiten | Sprache: Deutsch

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