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 Lyonel Feininger: Fotografien 1928-1939

Autoren: Laura Muir
Herausgeber: Harvard Art Museums
Verlag: Hatje Cantz

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Die künstlerischen Ausdrucksmittel scheinen zwischen den Generationen der Familie Feininger klar aufgeteilt: Vater Lyonel (1871-1956) kann mit seinen Karikaturen und seinen prismatischen Gemälden vor allem von deutschen Kirchen und Landschaften als einer der bedeutendsten Maler der klassischen Moderne gelten. Seine Söhne Theodore Lux (geb. 1910) und vor allem Andreas Feininger (1906-1999) fanden im Medium der Fotografie ihr Berufung. Wenige wissen jedoch, dass auch Lyonel Feininger sich praktisch mit der Fotografie auseinander setzte. Mit knapp sechzig Jahren begann sich der Bauhaus-Künstler, mit Kamera und Stativ bewaffnet, eine neue künstlerische Sprache zu erschließen, die wiederum auf seine Malerei zurückwirkte. Seine fotografischen Experimente erklärte er jedoch zum reinen Privatunternehmen: Nie hat er Anstalten gemacht, mit den Ergebnissen dieser Arbeit an die Öffentlichkeit zu treten. Einblicke in das umfangreiche fotografische Werk Lyonel Feiningers, der nach seinem Tod immerhin 500 Abzüge sowie rund 18 000 Negative und Dias hinterlassen hat, gibt nun erstmals eine Ausstellung, deren Katalog bei Hatje Cantz erschienen ist.

Der Band enthält – auf hochwertigem 150-Gramm-Papier und wie immer bei Hatje Cantz in exzellenter Druckqualität – Abdrucke aller 76 Originalabzüge von Lyonel Feininger, die auch in der Ausstellung zu sehen sind. Die Auswahl legt ihren Schwerpunkt auf die Anfangszeit seiner Entdeckung der Fotografie, die Zeit von 1928 bis 1939, in der Feininger als Fotograf besonders produktiv war, zumal ihm in diesen Jahren auch meist eine Dunkelkammer zur Verfügung stand.

Die ausgewählten Fotografien lassen unschwer den Bezug zu Feiningers Arbeiten als Maler erkennen: Hier wie da scheint ihn zum Beispiel die Visualität von Transparenz, von Bildüberlagerungen sowie Licht-und-Schatten-Spielen zu faszinieren. Dieser Faszination spürt er über eine Vielzahl von Motiven und Fototechniken nach. Insbesondere Nachtbilder haben es ihm angetan, schwach beleuchtete Straßen und Häuser, Motive im Gegenlicht, Bilder bewegter Menschen, die das Vergehen von Zeit durch Bewegungsunschärfe und Doppelbelichtungen festzuhalten suchen, Schaufensterpuppen, denen die Kamera durch die Spiegelreflexe der Glasscheiben eine ungewöhnliche Atmosphäre abtrotzt.

Neben dem unfangreichen Abbildungsteil bietet der Ausstellungskatalog einige informative Texte zum Leben und Werk des Künstlers. Herzstück des Textteils ist der Essay "Lyonel Feiningers Neues Sehen". Reich bebildert und angereichert durch Zitate aus Feiningers Korrespondenz wird hier das sich im Laufe seines Lebens wandelnde Verhältnis zur Fotografie nachgezeichnet, das sowohl durch die Arbeiten seiner Söhne als auch die von Bauhaus-Kollegen wie László Moholy-Nagy geprägt wird. Mit Hilfe dieses gut 30-seitigen Aufsatzes, der immer wieder auf die konkreten Beispielfotografien im Hauptteil des Buches verweist, lässt sich so das Wechselverhältnis sowohl zwischen Feiningers Fotografie und seiner Malerei als auch zwischen seinem Gesamtwerk und den sich wandelnden Kunstströmungen seiner Zeit verstehen.

Nachdem die Ausstellung im Frühjahr 2011 in Berlin zu sehen war, reist sie weiter in die Pinakothek der Moderne, München 2.6.-17.7.2011, das J. Paul Getty Museum, Los Angeles 25.10.2011-11.3.2012 und schließlich in das Harvard Art Museums, Cambridge, Massachusetts 30.3.-2.6.2012.

Einen Einblick in das Buch bietet die Verlagsseite von Hatje Cantz.

Silke Hettich



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2011 | ISBN: 978-3775727884 | Preis: 29,80 Euro | 150 Seiten | Sprache: Deutsch

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