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 Kreuzfahrer, Band 1: Das Gespenst mit den Silberaugen

Serie: Kreuzfahrer, Band 1
Autoren: Izu, Alex Nikolavitch
Illustratoren: Zhou Hualong, Li Jian, Zhang Xiaoyu
Übersetzer: Resel Rebiersch
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Comics, die zu Zeiten der Kreuzzüge spielen, gibt es so einige (zum Beispiel "Das fünfte Evangelium" oder "Kreuzzug", beide ebenfalls bei Splitter erschienen).

Einen originellen neuen Weg schlägt die Dilogie "Kreuzfahrer" von Izu und Alex Nikolavitch (Autoren), Zhang Xiaoyu (Zeichnungen), Zhou Hualong und Li Jian (Koloration) ein. Zwar spielt die Geschichte ebenfalls zur Zeit der Kreuzzüge, die Handlung wurde aber um einen sehr spannenden übersinnlichen Aspekt erweitert, der den ersten Band "Das Gespenst mit den Silberaugen" zu einer großartigen Mischung aus Historien-Thriller, Kampfgetümmel und Horror macht.

Im Jahr 1219 versucht ein christliches Heer unter der Führung von Kardinal Pelagius, die strategisch günstig gelegene ägyptische Hafenstadt Damiette zu erobern. Für das Heer wird es eine Reise ohne Wiederkehr – man erzählt sich, die Pest habe die Soldaten und ihren Anführer dahingerafft. Doch 25 Jahre später bricht erneut ein kleiner, erlesener Trupp gen Damiette auf, um die merkwürdigen Vorkommnisse von damals zu klären.
Der Anführer der Tempelritter, ein besonnener Mann namens Wilhelm von Sonnac, glaubt nicht an die Geschichte mit der Pest. Er vermutet ganz andere, weitaus unheiligere Machenschaften hinter der Auslöschung des Kreuzfahrerheers: Anscheinend haben die Assassinen einen Weg gefunden, Menschen in grauenhafte Monster mit Augen aus Silber zu verwandeln, die alles und jeden töten, der sich ihnen in den Weg stellt. Ist es Alchemie oder eine andere Form der Ketzerei, die diese monströsen Wesen erschuf? Wilhelm von Sonnac ist wild entschlossen, es herauszufinden … doch auf ihn und die Mitglieder seiner kleinen Gruppe der Pugnus Templi, der internen Miliz der Tempelritter, wartet das pure Grauen.

Bildgewaltig und storytechnisch ausgefeilt präsentiert sich dieser erste Band von "Kreuzfahrer" dem Leser. Man sieht auf den ersten Blick, wieviel Arbeit in den Panels steckt, wie sorgfältig die Kampfszenen choreographiert wurden – und von denen gibt es einige. Erfreulicherweise macht "Das Gespenst mit den Silberaugen" auch nicht vor drastischen Bildern halt und zeigt eine Flut von abgeschlagenen Köpfen, gruseligen Zombie-Monstern und Strömen von Blut. Das wirkt trotz manch krasser Szene eigentlich nie übertrieben - auch wenn man dem Zeichner anmerkt, wieviel Spaß er wahrscheinlich an den blutigen Szenen hatte. Schließlich ist die Gefahr, die sich der kleinen und sehr ungleichen Gruppe in den Weg stellt, wahrhaft unmenschlich und übermächtig und verlangt nach drastischen Maßnahmen.

Geschickt haben die Autoren die Charaktere der Reisegruppe mit individuellen Hintergrundgeschichten und Informationen unterfüttert, die die Handlung auch abseits der Kämpfe und Horrorszenen spannend machen. So wird zum Beispiel der Bruder von Wilhelm von Sonnac, der sich mit Alchemie auskennt, unfreiwillig für den Trip nach Damiette rektrutiert – dabei gibt es nichts, was die beiden Brüder verbindet, seit ein schreckliches Ereignis aus der Vergangenheit sie entzweite. Auch die anderen Reisenden, unter denen sich sogar eine äußerst wehrhafte Frau befindet, sind überzeugend dargestellt und immer wieder gibt es Streit und Spannungen, denn jeder verfolgt andere Ziele.
Die Handlung ist relativ komplex und wartet mit einigen Rückblenden auf; am Ende des Buches gibt es daher eine hilfreiche Zeitleiste, falls man einmal den Überblick verliert.
Ein Clou ist die letzte Szene im Comic, die gleichzeitig einen gemeinen Cliffhanger darstellt, die Spannung auf Teil 2 ("Die Pforte des Hermes") nahezu unerträglich macht und die Geschichte in eine völlig neue Richtung lenkt.

Fazit: "Kreuzfahrer – Das Gespenst mit den Silberaugen" überzeugt durch die spannende Verknüpfung von Historien-Comic und Horror-Elementen, die das Kreuzzug-Thema auffrischen und gehörig durcheinander wirbeln.
Das Artwork von Zhang Xiaoyu ist fantastisch und auch die Aufmachung des kleinformatigen Hardcovers hat ein Lob verdient, denn der Band hat – sehr ungewöhnlich für einen Comic – einen richtigen Schutzumschlag und macht damit auch schon auf den ersten Blick viel her. Ganz hinten im Buch gibt es in Form eines kleinen "Making Of" auch noch einen besonderen Leckerbissen für alle, die gerne hinter die Kulissen schauen.

Christina Liebeck

Probe



Hardcover | Erschienen: 1. Mai 2011 | ISBN: 978-3868693348 | Originaltitel: Le spectre aux yeux d'argent | Preis: 19,80 Euro | 144 Seiten | Sprache: Deutsch

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