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 Die Götter von Whitechapel

Autoren: S. M. Peters
Übersetzer: Flora Schneider
Verlag: Feder & Schwert

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
In Whitechapel leben die Menschen schon lange unter dem Joch von Großväterchen Uhr und Mama Maschine. Hier ist es ständig düster, Asche fliegt durch die Luft und in den Brennöfen lodert ein heißes Feuer. Niemand traut sich, sich dem gefährlichen Feind entgegenzustellen, denn das letzte Mal, als sich das einfache Volk aufgelehnt hat, endete das in einer Katastrophe, bei der unzählige Menschen ihr Leben lassen mussten. Angeführt wurde der Aufstand von dem jungen Mann Oliver, der sich immer noch Vorwürfe für sein damaliges Versagen macht. Trotzdem arbeitet er weiterhin im Untergrund und hat sich sogar ein eigenes Haus zugelegt, in dem er mit einigen anderen Widerständlern seiner Mannschaft lebt.
Für ihn arbeitet unter anderem Tommy, ein Mann, der von einer Krankheit befallen ist, die sich Klapper nennt. Er verwandelt sich nach und nach in eine Maschine. Phineas besitzt die einzigartige Gabe, besonders gut hören zu können; Hews ist der Mann, der das Findelkind Oliver großgezogen hat. Außerdem gehört Missy dazu, eine junge Frau, die früher als Hure gearbeitet hat und immer noch die Stimme ihrer alten Herrin in ihrem Kopf hört.

Doch es wird nicht einfach sein zu kämpfen, denn die Kesselmänner, die für Ordnung in der Stadt sorgen, sind allgegenwärtig. Außerdem werden immer wieder Menschen in den Schlot Mama Maschines geführt, um dort als Antriebsmittel zu dienen. Sie versorgen sie mit Energie und erleiden dabei unendliche Qualen, sterben lässt man sie aber nicht. Und nicht nur Oliver hat rebellische Gedanken, es gibt noch mehr Menschen in der Stadt, die sich die grausame Herrschaft nicht länger gefallen lassen wollen. Plötzlich befinden sich alle im Kampf um eine verschlüsselte Nachricht, die die Lösung enthält, wie man die mechanischen Götter ihres Throns entheben kann. Der Kampf um Whitechapel hat begonnen.

"Die Götter von Whitechapel" ist ein bedrückend-finsterer Steampunk-Roman. Die Welt, in die einen der Autor S.M. Peters versetzt, quillt über von Hoffnungslosigkeit, sie ist absolut trostlos. Vom ersten Augenblick an begleitet man die Charaktere durch dunkle Straßen und begegnet Menschen, die noch grausamer sein können als das Schicksal, dem sie sich fügen müssen. Daran soll sich bis zum Ende nichts ändern. Das Whitechapel, das hier beschrieben wird, hat es so natürlich nie gegeben, auch wenn es an vergangene Zeiten angelehnt ist.

Der Einstieg in die Geschichte fällt schwer, denn es wird nichts wirklich erklärt und man bekommt auch die Figuren nicht wirklich vorgestellt. Ganz im Gegenteil wird man mitten in die Handlung hineingeworfen und kann sich erst nach und nach ein Bild davon machen, wie die einzelnen Charaktere miteinander zusammenhängen und was ihre eigene Geschichte ist. Das macht es nicht unbedingt einfach, den Roman zu lesen. Außerdem ist "Die Götter von Whitechapel" nichts für zart besaitete Leser, denn es gibt Szenen, bei denen in aller Deutlichkeit geschildert wird, mit welcher Brutalität und Gewalt die "Götter" vorgehen. Hier werden Metallplatten an menschliche Körper genietet, es wird gefoltert und gemordet. Und der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund, sondern schildert ausführlich, was passiert. Dabei widmet er sich auch intensiv den Gedanken der einzelnen Figuren, so dass man deren Beweggründe nachvollziehen kann.

Der Steampunk ist allgegenwärtig. Alles, aber auch wirklich alles, ist umgeben von Maschinen. Selbst Menschen verwandeln sich in metallene Ungetüme. [PIC] Stellenweise hat man sogar den Eindruck, der Autor hätte so manche Szene nur des Steampunks wegen geschrieben, sich in der Beschreibung der Details verloren, ohne dass es die Geschichte wirklich voran bringt. Wer das Genre mag und genau nach diesen ausführlichen Beschreibungen sucht, wird das natürlich lieben, Lesern, denen die eigentliche Geschichte wichtiger ist, wird sowohl dies als auch der schwere Einstieg in die Handlung missfallen.

Das Covermotiv ist durchaus gelungen, wenn man es als reines Kunstwerk betrachtet, kann aber leider mit dem der englischsprachigen Originalausgabe nicht mithalten. Außerdem ist der Titel leider schwer zu lesen, was gerade im Buchladen ein großer Nachteil sein dürfte.

"Die Götter von Whitechapel" ist ein Steampunk-Roman, bei dem das Genre klar im Vordergrund steht. Er hat einige Schwächen, aber gerade was die Beschreibung der Welt an sich angeht, auch wirklich große Momente.

Bine Endruteit



Taschenbuch | Erschienen: 1. April 2011 | ISBN: 978-3867621038 | Originaltitel: Whitechapel Gods | Preis: 13,99 Euro | 448 Seiten | Sprache: Deutsch

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