Mit "Das Muskelbuch" hat der KVM Verlag ein Werk veröffentlicht, das man in seiner Ausführlichkeit gerne schon als Standardwerk bezeichnen kann. Hier liegt bereits die fünfte Auflage vor, die unter anderem um die wichtigsten Muskeldehntests mit theoretischer Grundlage (unter anderem Einstufung der Dehnfähigkeit) und neun Nerventabellen ergänzt und an weiteren Stellen überarbeitet wurde. Es handelt sich um ein Nachschlagewerk, das jedem, der sich mit dem menschlichen Bewegungsapparat beschäftigt, eine große Hilfe sein kann. Es ist sowohl für Ärzte und Physiotherapeuten empfehlenswert als auch für Chiropraktiker oder Menschen, die sich aufgrund ihres Hobbys (zum Beispiel Sport) mit ihm beschäftigen. Sie werden hier mit umfangreichen Informationen versorgt.

Was bereits beim ersten Durchblättern auffällt, ist die extreme Übersichtlichkeit des Buches. Der Aufbau erschließt sich umgehend, so dass man es perfekt als Nachschlagewerk nutzen kann. Vorangestellt ist ein kurzer theoretischer Teil, in dem die Funktionen und Einteilung der Skelettmuskulatur, Muskelsysteme und klinische Relevanz behandelt werden. Tabellen und Abbildungen unterstützen die Verständlichkeit.

Mit über vierhundert Seiten ist der Band sehr umfangreich, was eine gute Gliederung erfordert. Die Aufteilung erfolgt in den Bereichen Obere Extremität, Untere Extremität, Rumpf, Hals und Kopf. Farbliche Kennzeichnungen helfen dabei, die gewünschten Inhalte zügig zu finden. Am Ende jedes dieser Bereiche folgt eine Tabelle, die zeigt, von welchen Nerven (inklusive der segmentalen Ursprungsgebiete entlang der Wirbelsäule) die Muskeln versorgt werden. Das hilft zu erkennen, wo bestimmte Beschwerden ihre Ursache haben können, obwohl der Muskel nicht geschädigt ist.

Die Beschreibung eines Muskels ist immer gleich aufgebaut. Auf der linken Seite befinden sich zwei Abbildungen, eine zeigt die entsprechende Körperstelle, als wäre sie transparent. Digital wurde hier der Muskel (und teilweise das unterstützende Skelett) angelegt, so dass man eine genaue Vorstellung von seiner Position hat. Außerdem gibt es ein Foto eines Modells, auf dem man den, zur besseren Sichtbarkeit meist kontrahierten, Muskel sehen kann. Alle Abbildungen sind durchweg farbig. Die Muskeln sind mit dem entsprechenden Fachterminus benannt, es wird die medizinische Nomenklatur verwendet. Dann folgt eine kurze Beschreibung des Muskels und seiner Funktion sowie der Zusammenarbeit mit anderen Muskeln. In tabellarischer Form werden Ursprung, Ansatz und Innervation genannt. Besonders aufschlussreich ist die Aufzählung der Synergisten und Antagonisten, die nach Wirkungsgrad sortiert sind. Außerdem werden verschiedene Wirkungsbereiche im Körper berücksichtigt.

Besonders hilfreich für den aktiven Einsatz des Buches ist die genaue Beschreibung der Muskelfunktionsprüfung. Hier werden nicht nur die Ausgangsstellung und der Untersuchungsgang beschrieben, sondern es wurden auch Instruktionen ausgearbeitet, wie man sie dem Patienten direkt geben kann. Das erleichtert die Arbeit sehr, denn oft fällt es in dem Bereich schwer, die richtigen Worte zu finden, die auch für einen Laien verständlich sind. Jeder einzelne Schritt ist mit Fotos ausführlich bebildert. Für manche Muskeln liegen besondere Hinweise vor. Zum Beispiel kann es einem Menschen bei einem Muskel schwer fallen, ihn willkürlich einzusetzen - das sollte man wissen, um keine falsche Diagnose zu stellen. Außerdem gibt es Erläuterungen zur klinischen Relevanz, mit Vermerk auf Erkrankungen oder Verletzungen. Die beiden letzten Punkte sind tatsächlich klein gedruckt und eher als Fußnoten anzusehen, aber durchaus besonders für noch Unerfahrene hilfreich in der Diagnostik.

Im Anhang befinden sich schematische Darstellungen der Segmentzonen, Muskelaufstellung nach Innervation und Innervationshöhe, Hauptmuskeln für die einzelnen Bewegungsmöglichkeiten, Einteilung der Muskeln im Myofaszialen System, außerdem gibt es einen alphabetisch sortierten Index. Der Vorteil dieser verschiedenen Anhänge besteht darin, dass man auf verschiedenen Grundlagen nach den einzelnen Muskeln suchen kann, nach Namen ebenso wie nach Zugehörigkeit einer Muskelgruppe oder Innervation.

Fazit
"Das Muskelbuch – Anatomie, Untersuchung, Bewegung" ist alleine schon wegen seiner Einzigartigkeit auf dem Markt eine absolute Kaufempfehlung. Hier stimmen Umfang und Leistung im Vergleich zum Preis, das Buch ist garantiert jeden Euro wert. Jedem, der auch nur ansatzweise etwas mit Muskeln oder Gelenken zu tun hat, sei dieser Band uneingeschränkt empfohlen. Er wurde von einen interdisziplinären aus insgesamt sechs Autoren verfasst, so dass alle Blickwinkel, aus denen man das Thema betrachten kann, fundiert beleuchtet werden.

Hinweis: Der KVM Verlag bietet ein PDF mit einigen Probeseiten an, die einen Überblick über das Buch geben.