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 Villa rustica

Leben und Arbeiten auf römischen Landgütern


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Es ist ein Charakteristikum unserer Zeit, dass nur noch wenige Menschen einer landwirtschaftlichen Tätigkeit nachgehen. In den vorangegangenen Epochen der Menschheitsgeschichte spielte Landwirtschaft eine herausragende Rolle, ob in der Antike oder im Mittelalter, stets arbeiteten weit über die Hälfte aller Menschen auf dem Land. Wer diese Epochen verstehen will, kommt also nicht darum herum sich mit ihren landwirtschaftlichen Grundlagen, mit ihrer Agrartechnik und mit ihren ländlichen Lebensformen zu beschäftigen.

Die Archäologin Ursula Heimberg hat mit "Villa rustica - Leben und Arbeiten auf römischen Landgütern" eine Einführung in Technik und Aufbau römischer Villen in den Rheinprovinzen und in Gallien geliefert. Das reich bebilderte Buch bietet auf 160 Seiten einen Überblick über den Jahresablauf römischer Landwirtschaft, der Haus- und Gartentechnik, des Ackerbaus sowie der Weinherstellung.

Unter diesen Großkapiteln finden sich kleinere Unterabschnitte, die sich jeweils mit einem technischen Aspekt beschäftigen, beispielsweise dem der Herde, der Schlosstechnik, der Brunnen, des Kelterns und viele mehr. Abgeschlossen wird das Buch durch eine weiterführende Bibliografie und einem Register.

"Villa rustica - Leben und Arbeiten auf römischen Landgütern" ist eine solide Einführung in die technischen und landwirtschaftlichen Grundlagen der Spätantike. Das Buch ist sowohl an einem Stück lesbar als auch durch seine übersichtliche Gliederung als Nachschlagewerk zu gebrauchen. Sehr erfreulich ist, dass die Autorin trotz des einführenden Charakters des Buches, welches sich auch an Interessierte ohne Vorwissen richtet, ihre Quellen häufig heranzieht und nennt. Obwohl sie sich vor allem auf die Rheinprovinzen konzentriert versäumt sie nicht die Unterschiede zu ähnlichen Landgütern in Italien oder Südgallien aufzuzeigen, wodurch ein vielfältiges Bild antiker Landwirtschaftstechnik entsteht.

Ebenfalls bemüht sich die Autorin, die Errungenschaften römischer Technik und Handwerkskunst zu verdeutlichen. Den Grund dafür nennt sie dann auch im Nachwort: Viel zu lange habe sich die Vorstellung gehalten, dass die Römer auf dem Gebiet der Technik wenig innovativ waren und ihre Produktivitätsgewinne einzig durch die Vermehrung ihrer Sklaven bewerkstelligten. Diesem Bild will sich die Autorin widersetzen und schafft dies auch mit einigem Erfolg. In den einzelnen Kapiteln reiht sie Weiterentwicklung an Weiterentwicklung. Dem Leser bietet sich zwangsläufig ein Bild technischer Innovationskraft. Besonders anschaulich funktioniert dieser Ansatz in den Abschnitten zum Pflug und zu den Schlössern.

So interessant die Fokussierung auf die Entwicklung der Technik und Arbeitsprozesse auch ist, so sehr bleibt sie doch nur ein Aspekt. Gesellschaftliche und soziale Aspekte kommen deutlich zu kurz, um ein vollständiges Bild von der römisch-provinzialen Landwirtschaft zu erhalten. Letztlich handelt es sich fast ausschließlich um eine archäologische Technikgeschichte. Das ist nicht unbedingt ein Makel, doch impliziert der Titel "Leben und Arbeiten auf römischen Landgütern" doch ein etwas weiter gefasstes Thema.

Die technischen Beschreibungen in dem Buch sind häufig durch anschauliches Bildmaterial ergänzt. Leider klappt es aber in einigen Kapiteln nicht, ein anschauliches Verständnis der Technik nahezubringen. Insbesondere dann, wenn Fachwörter nicht erklärt oder Bilder nicht ausreichend durch Untertitel ergänzt werden. So fällt es dem Leser beispielsweise in dem Kapitel zu den Schlössern sehr schwer die komplexeren Mechanismen nachzuvollziehen, während die ersten einfacheren durch einen Blick auf ein Bild schon nachvollzogen werden können. In dem Kapitel zum architektonischen Aufbau einer Villa fehlt oftmals eine Veranschaulichung der vielen genannten Details.

So bleibt das Buch allen zu empfehlen, die sich für antike Technik und Landwirtschaft interessieren. Es ist insgesamt eine gute Einführung, die hilft zu verstehen, wie Leben und Arbeiten auf römischen Landgütern funktionierte. Aber sie deckt eben nur einen von vielen Aspekten ab. Wer mehr als nur die technische Seite erfahren will, muss sich noch nach zusätzlichem Lesestoff umschauen.

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 25. August 2011 | ISBN: 978-3805343183 | Preis: 29,90 Euro | 160 Seiten | Sprache: Deutsch

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