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 Gay Shorts, Folge 3: Lieb mich! - die 3.


Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Acht Kurzfilme vereint die 138minütige Compilation "Lieb mich! – die 3.". Acht Filme, die sich zwar allesamt um schwules Leben drehen, nicht immer aber - wie es der Titel vermuten lässt - auch um Liebe. Toll am Konzept ist, dass man sich nicht nur auf amerikanische oder deutsche Produktionen konzentriert, sondern auch Beiträge aus Großbritannien, Finnland, Argentinien und Dänemark präsentiert.

Zu den einzelnen Filmen:

[imgleft]http://www.media-mania.de/images/UploadGrafiken/1321202925Liebmich!Szene1.jpg[/imgleft]Sowohl "Curious Thing" als auch "The In-Between" stammen von Alain Hain (USA): Sie gehören zu den experimentelleren Beiträgen von "Lieb mich!", da sie nicht in erster Linie eine Geschichte erzählen, sondern dokumentarisch zwei Themen unter die Lupe nehmen. In "Curious Thing" fühlen sich zwei scheinbar heterosexuelle junge Männer zu ihrer eigenen Verwirrung voneinander angezogen und gehen unterschiedlich mit diesen aufkeimenden Gefühlen um. "The In-Between" handelt von Untreue in gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Beide Beiträge tragen deutlich die gleiche Handschrift: Schnelle Bildwechsel und das Einspielen der Kommentare beider Seiten. Der Zuschauer bekommt den Eindruck, als habe man die Antworten zweier unterschiedlicher Interviews nur ein klein wenig zeitverzögert übereinander gelegt. Der verbale Schlagabtausch macht vor allem hier das Verständnis etwas schwierig, denn natürlich sind bis auf den deutschen Beitrag alle Kurzfilme fremdsprachig, aber es gibt anwählbare Untertitel auf Deutsch.

[imgright]http://www.media-mania.de/images/UploadGrafiken/1321202679Liebmich!Szene2.jpg[/imgright]"We once were tide", ein Beitrag aus Großbritannien, kommt hingegen fast ohne Dialoge aus. Wo "The In-Between" und "Curious Thing" auf bunte, schnell wechselnde Bilder setzen, ist der Kurzfilm von Jason Bradbury ruhiger, stiller, von den Farben her etwas trister und folgerichtig in Handlung und Stimmung auch wesentlich melancholischer. Im Mittelpunkt stehen zwei Jugendliche, die in einer ländlichen Gegend an der Küste Englands leben. Die bittersüße, realistische und berührende Geschichte erzählt nicht nur von der Liebe dieser beiden Jungen, sondern auch von der Liebe eines Sohnes zu seiner Mutter und der Liebe eines jungen Menschen zur Kunst. "We once were tide" ist keine leichte Kost, aber aufgrund seiner eindringlichen Erzählweise das berührendste Werk auf der Compilation.

Ebenfalls tragisch ist der deutsche Beitrag "Hinterbliebene". Nach dem Tod seines Vaters streift ein junger Berliner ziellos durch die Nacht, bis er von einem in die Jahre gekommenen Schwulen aufgerissen und zu diesem mit nach Hause genommen wird. Obwohl der Film zunächst mit einem billigen Klischee kokettiert, entwickelt er sich ganz anders als erwartet.

Zum Befreiungsschlag holt ein Teenager in Miikka Leskinens Film "Small-time Revolutionary" aus, der in den 80er Jahren in England spielt. Gemeinsam mit einer Gruppe alternativer Freunde protestierte die Hauptfigur gegen den Paragraphen 28. Seinen eigenen Eltern jedoch zu beichten, dass er schwul ist, traut er sich nicht.

[imgleft]http://www.media-mania.de/images/UploadGrafiken/1321202703Liebmich!Szene4.jpg[/imgleft]Das argentinische "El Rel Oj" erzählt davon, wie schwer es sein kann, den Mut aufzubringen, jemandem gegenüber einzugestehen, dass man mehr von ihm will. Das dänische "XY Anatomy of a Boy" ist eine Dokumentation, in der sich eine handvoll Jugendliche miteinander darüber austauscht, was es für sie bedeutet, schwul zu sein. Gerade dieser Beitrag wirkt wie eine klassische Arbeit für eine Filmschule und besteht eigentlich nur aus viel Blabla um Nichts, das für den einen oder anderen Zuschauer vermutlich einfach aus dem einen Grund sehenswert ist, weil der Kurzfilm wirkt, als habe man eine schwule Jugendgruppe in unterschiedlichen Zweierkonstellationen nackt in jeweils eine Badewanne gesteckt, wo sie sich philosophisch miteinander über das erste Mal unterhalten. Immerhin: Die Tauchszenen im Swimmingpool sind nett anzuschauen.

Abgeschlossen wird "Lieb mich! – die 3." von "GoGo Reject", einer augenzwinkernden Gute-Laune-Komödie, der man die amerikanische Handschrift deutlich anmerkt. In bunten Bildern beschließt ein hühnerbrüstiger Joghurtverkäufer, einen Job als GoGo-Boy in einem angesagten Schwulenclub zu ergattern. "GoGo Reject" ist ein bisschen schrill und unrealistisch, aber macht gute Laune und beschließt die Compilation deshalb mit einer amüsanten Note.

[imgright]http://www.media-mania.de/images/UploadGrafiken/1321202691Liebmich!Szene3.jpg[/imgright]Was man sämtlichen Beiträgen der Kurzfilmsammlung attestieren darf ist, dass sie handwerklich sehr solide bis inspiriert inszeniert und produziert wurden. Durch ihre mitunter unterschiedlichen Stile machen sie "Lieb mich! – die 3." abwechslungsreich. Auch die Akteure liefern passable bis gute Leistungen ab.

Trotzdem fehlt das gewisse Etwas, dass aus einer netten Kurzfilmsammlung eine großartige macht, die man unbedingt gesehen haben sollte. Vielleicht liegt es daran, dass die einzelnen Beiträge in ihrer Gesamtheit ein bisschen zu schwer und zu trist sind. Vielleicht auch daran, dass ein richtiger Knallerbeitrag fehlt. Insgesamt sind die einzelnen Filme mal mehr, mal minder nett anzuschauen. Wenn man sie einmal gesehen hat, reicht das dann aber auch. Ob man unter dieser Voraussetzung eine Kurzfilmsammlung unbedingt auf DVD besitzen muss, bleibt jedem selbst überlassen.

Bilder © by PRO-FUN MEDIA

Christian Handel



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