Die schwedische Schriftstellerin Camilla Läckberg ist noch ziemlich jung (Geburtsjahr 1974), hat aber schon eine ganze Reihe von erfolgreichen Krimis veröffentlicht und ist in ihrer Heimat - und zunehmend auch dem Rest der Welt - sehr populär. Kein Wunder, sind doch ihre Krimis rund um den Polizisten Patrik Hedström und seiner Frau Erica Falck alle schlüssig aufgebaut und fesselnd.
Der neueste auf Deutsch erschienene Roman "Meerjungfrau" ist bereits das sechste Buch der Krimireihe, deren Verbrechen sich in dem kleinen schwedischen Ort Fjällbacka zutragen. Diesmal geht um es um eine Reihe mysteriöser Drohbriefe, die gleich mehrere Personen erhalten. Als die Polizei herausfindet, dass die Empfänger der anonymen Briefe in Kindertagen allesamt Freunde waren, ist es bereits zu spät: Ein Mann, der mehrere Monat vermisst gemeldet war, wird ermordet aufgefunden, seine Leiche unter dem Eis eines Sees festgefroren. Da nun scheinbar alle anderen Empfänger der Briefe sich in unmittelbarer Lebensgefahr befinden, versucht Patrik Hedström, Tempo in die Ermittlungen zu bringen. Seine Frau Erica, inzwischen hochschwanger mit Zwillingen, ist ebenfalls sehr an dem Fall interessiert, denn ein Freund von ihr, der Autor Christian Thydell, ist offenbar in die Sache verstrickt und ebenfalls in höchster Gefahr. Doch auch als weitere Todesfälle geschehen, hüllen sich die Beteiligten störrisch in eine Mauer des Schweigens. Was hat sich vor Jahren in Fjällbacka zugetragen, wer schreibt die Drohbriefe und ist offensichtlich auf Rache für eine Tat aus längst vergangenen Tagen aus?

Obwohl die Krimis von Camilla Läckberg vielleicht weniger spektakulär sind als andere typische "Schweden-Krimis" - es gibt keine ausufernde Gewalt, keine durchgedrehten Serienkiller oder dergleichen -, machen die Bücher süchtig. Neue Teile der Fjällbacka-Reihe werden von den Lesern sehnsüchtig erwartet, denn ein neuer Roman verheißt auch immer ein Wiedersehen mit den inzwischen liebgewonnenen Figuren. Neben Patrik Hedström und Erica Falck stehen auch weitere Personen im Mittelpunkt der Handlung, etwa der unfähige Polizeichef Ernst, der den Lesern trotz seiner unausstehlichen Art mehr und mehr ans Herz gewachsen ist, oder Ericas Schwester Anna, die ebenfalls ein Kind erwartet. Neben den vielen persönlichen Verwicklungen aller Romancharaktere vernachlässigt Camilla Läckberg aber auch den Krimiplot nicht. Lange Zeit tappt der Leser, genau wie die ermittelnde Polizei, völlig im Dunkeln, was den Absender der Briefe und den rachsüchtigen Mörder betrifft. Dass auch hier ein unschönes dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit der Schlüssel ist, wird schnell klar. Einen ähnlichen Handlungsstrang verfolgte der Vorgängerroman "Engel aus Eis": Auch hier gab es ein eingeschworenes Grüppchen mit einer finsteren Vergangenheit, deren Taten erhebliche Folgen für die Zukunft hatten. Dennoch wirkt "Meerjungfrau" nicht wie ein Abklatsch des Konzeptes, sondern weiß erneut zu fesseln und bis zum Schluss ausgezeichnet zu unterhalten. Das Ende überrascht mit einer ungewöhnlichen Auflösung und ist trotzdem schlüssig genug, um glaubwürdig zu sein und die Handlung zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen. Die letzten Seiten bringen dann nochmal einen dramatischen Cliffhanger, der gespannt auf den nächsten Roman macht.

"Meerjungfrau" ist ein typischer Camilla Läckberg-Krimi: Das beschauliche Fjällbacka wird einmal mehr zum Schauplatz abscheulicher Verbrechen, die nicht nur die Polizei in Atem halten. Spannend, dabei aber angenehm bodenständig und mit genau der richtigen kleinen Prise "Soap" - gemeint ist die stetige Weiterentwicklung der Schicksale der Romanfiguren fernab von der Krimihandlung. Camilla Läckberg ist die erfolgreichste schwedische Krimiautorin der Gegenwart - und das völlig zu recht, wie auch dieser Roman wieder beweist!

Eine Leseprobe und einen Trailer zum Buch gibt es hier auf der Verlags-Website.