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 Sternspringer

Autoren: Nancy Kress
Verlag: Festa, Leipzig

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Vor Jahrhunderten stieß die Menschheit auf ein Netzwerk von Sternentoren, das eine uralte Rasse von Außerirdischen hinterlassen hatte. Doch sie trafen auch auf die Faller, eine Rasse, gänzlich nichtmenschlich, die nur den Krieg kannte.
Dieser Krieg tritt nun in eine entscheidende Phase, die Menschen drohen endgültig vernichtet zu werden. Da finden die Menschen ein Artefakt, das sich als Superwaffe entpuppt. Die fremde Technik, als Mond getarnt, kann ganze Sternensysteme vernichten.
Das Sternenschiff Zeus setzt ein Kontaktteam der Menschheit unter Dr. Achmed Bazargans Leitung dem Planeten, dessen Trabant das Artefakt ist, ab. Er hofft, seinen anthropologischen Studien nachgehen zu können, denn mit Krieg hat er nichts im Sinn.
Vordergründig studiert das Team die Einheimischen. Diese "Weltler" sind humanoide Wesen, die eine gemeinsame Realität teilen. In Wahrheit hat Dr. Bazargan eine andere Aufgabe: Er soll den künstlichen Mond erforschen, den die unbekannten Außerirdischen einst bauten. Doch auch den Fallern ist dieser Mond bekannt und den Menschen bleibt wenig Zeit.

Ein Wesen der Einheimischen, die unreale Enli, wird damit beauftragt, die Menschen zu bespitzeln. Sie soll klären, ob die Menschen wirklich und real oder unreal sind. Die Konsequenzen wären erheblich. Enli selbst ist wegen Mordes zur Unrealen geworden. Ihr fehlt bis zum Ende der Strafe ihre Seele, sie kann am Gemeinschaftsgefühl der anderen nicht teilhaben, gilt nicht als "Mensch".
Schwere Gewissenskonflikte entstehen zwischen den Menschen und den Einheimischen - und immer droht der Krieg gegen die Faller auch in dieses Sonnensystem getragen zu werden.

Die zwei Handlungsstränge, einer im All, in dem es um die Untersuchung, Bergung und mögliche Nutzung eines Artefaktes geht, das der Menschheit im Kampf gegen die Faller helfen kann, und die zweite Ebene, die auf dem Planeten spielt, wo die Menschen die "Weltler" studieren und andererseits die "Weltler" herauszufinden versuchen, ob die Menschen real sind, werden von Nancy Kress geschickt verknüpft.

Die Handlung im All ist eher eine Nebenhandlung, die einiges über die Technik und den Krieg mit den nebulös bleibenden Fallern erzählt. Da "Sternspringer" der erste Band einer preisgekrönten Science-Fiction-Trilogie von Nancy Kress ist, bleiben viele Dinge im Dunklen oder werden nur am Rande erklärt.
Sie setzt sich in dem Auftaktband nicht nur mit dem unverständlichen Erbe einer fremden Zivilisation auseinander, sondern zeigt die verzweifelte Situation der Menschheit auf, die im Krieg der einzigen - von vielen humanoiden Völkern - wirklich fremden Rasse zu unterliegen droht. Die psychologische Situation der Menschen und "Weltler" wird eingehend beleuchtet und hinterfragt. Dabei ist die Schreibweise sehr klar und einfach. Nancy Kress vermag auch schwierigste technische Dinge so zu erläutern, dass sie verständlich sind.
Die Autorin arbeitet zu Beginn des Buches geschickt auf beiden Handlungsebenen. Routiniert, doch sehr spannend lässt sie diese aufeinander zu laufen. Im Gegensatz zu vielen technologisch überfrachteten "Space Operas" ist ihre Darstellung zutiefst menschlich und emotional überzeugend. Sie beantwortet wenige der sich aus der Handlung ergebenden Fragen, sondern lässt die überzeugenden Charaktere eigene Erfahrungen sammeln und macht deren Gewissenskonflikte deutlich.

Dabei vernachlässigt die Autorin auch nicht die entsprechenden Actionszenen. Nur müssen ihre Charaktere auch mit den Folgen leben lernen. Der Roman ist sehr geradlinig, einfach, doch inhaltlich komplex geschrieben. Das Buch steckt voller interessanter Ideen und die Autorin erdrückt ihre Leser nicht gleich zum Auftakt der Trilogie mit zahlreichen Hintergrundinformationen, sondern entwickelt erst einen spannenden Handlungsstrang, den sie im Verlaufe des Romans mit wichtigen, aber gezielten Hinweisen "füttert". Trotz der über Kino und Fernsehen sehr stark vermarkteten Idee der Sternentore und des Netzwerkes, das das gesamte Universum öffnet, ist dieses Buch durchaus eigenständig. Die Sternentore sind Nebensache und nur als Grundbedingung eingeführt, um physikalisch korrekt große Entfernungen überbrückbar zu machen.

Leider ist das Gefühl, den ersten Teil einer Trilogie zu lesen, sehr stark. Als eigenständiger Roman kann das Buch mich nicht überzeugen. Doch es endet so stark, dass sich jeder Leser den zweiten Band herbeisehnt.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 01. Oktober 2005 | ISBN: 3865520081 | Preis: 9,90 Euro | 378 Seiten | Sprache: Deutsch

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