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 Der falsche Spiegel

Autoren: Sergej Lukianenko
Übersetzer: Christiane Pöhlmann
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Der neue SF-Roman von Sergej Lukianenko spielt in einer Zukunft, wie sie bald eintreten könnte: Der geniale Softwareentwickler Dmitri Dibenko hat ein Programm entwickelt, das virtuelle Realität in weit höherem Ausmaß als bisher zur subjektiven Realität werden lässt. Wer in einen Sensoranzug steigt, den passenden VR-Helm aufsetzt und das Programm DEEP startet, landet in der sogenannten Tiefe und lebt dort fast wie in der Realität. In der vom Programm erzeugten Hypnose verhalten sich die UserInnen wie im richtigen Leben, nur weniger gefährdet. Wer möchte, kann in der Tiefe Häuser bauen, Kneipen eröffnen, als Briefbote arbeiten, Held spielen oder einfach umherschlendern. Die Leber erleidet auch nach sehr vielen Wodkas keinen Schaden und nach einem Tod im Spiel muss man einfach nur neu anfangen und wieder ins Programm einsteigen. In der ersten Version des Programms haben allerdings Menschen Schaden genommen, weil sie nicht rechtzeitig aus der Tiefe wieder aufgetaucht sind und den realen Bedürfnissen ihres Körpers nicht nachkamen. Solche Menschen wurden immer wieder von sogenannten Divern gerettet: Tauchern, die sich ohne Interface in der Tiefe bewegen und sogar die Tiefe verlassen bzw. betreten können.

Der Held des Romans ist Leonid, ein Diver, der zu Beginn als Möbelpacker in der Tiefe arbeitet. Dann hört er von einer Waffe der dritten Generation, die Menschen vor ihrem Computer tötet. Waffen der ersten Generation zerstören Software, also etwa den Avatar des Besuchers in der Tiefe. Waffen der zweiten Generation zerstören Hardware, also den Computer des Getroffenen und jene der dritten Generation töten den Menschen selbst. Wenn sich die BesucherInnen der Tiefe alle so bewaffnen würden, würde es dort unangenehm real: Auseinandersetzungen könnten dann so tödlich enden wie im richtigen Leben. Im Laufe seiner Nachforschungen findet Leonid – unterstützt von neuen Freunden – heraus, dass Dibenkos neues Programm weit mehr kann als neue Waffen bereit zu stellen. Er entdeckt auch etwas sehr Erstaunliches über sich selbst.

Sergej Lukianenko führt die LeserInnen in die nur scheinbar virtuelle Realität, die von einer neuen Software geschaffen wird. Die Typen, die er uns dort in Aktion zeigt, dürften all jenen bekannt vorkommen, die schon einmal mit Menschen zu tun hatten, die sich als Spieler, Programmierer oder Hacker sehr intensiv mit Computern beschäftigen. Durch den neuen Faktor in ihrer virtuellen Lieblingswelt - Dibenkos neues Programm - sehen sie sich gezwungen, ethische Entscheidungen zu treffen und aufgrund dieser Entscheidungen über ihre bisherigen Grenzen hinaus zu wachsen. Das liest sich sehr realitätsnah und spannend.

Wie in seinen anderen Büchern schreibt Sergej Lukianenko in einem eingängigen Stil. Wer sich auf die SF-Umgebung mit russisch-nachsowjetischem Flair einlässt, wird leicht, gut und spannend unterhalten. Es ist nachvollziehbar, wie der ehemalige Held sich selbst wieder findet und dadurch erneut zum Helden wird. Wer hinter der Unterhaltung auch eine Botschaft über richtiges Verhalten in virtuellen und realen Welten erkennen will, wird zum Nachdenken angeregt. Damit vereint das Buch, was gute SF ausmacht: Spannende Handlung und einen Anstoß zum Nachdenken über Gegenwart und Zukunft.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagsseite.

Jürgen Maaß



Taschenbuch | Erschienen: 9. November 2011 | ISBN: 9783453533721 | Originaltitel: False Mirrors | Preis: 14,99 Euro | 576 Seiten | Sprache: Deutsch

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