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 Es war einmal in Frankreich, Band 2: Dunkle Geschäfte


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Achtung: Dies ist der zweite Teil der Serie "Es war einmal in Frankreich" von Autor Fabien Nury und Illustrator Sylvain Vallée. Um die Geschichte des Joseph Joanovici zur Gänze verstehen zu können, empfiehlt es sich, zunächst Das Imperium des Monsieur Joseph, den Auftaktband, zu lesen!

17. Juni 1940. Die Deutschen marschieren in Frankreich ein. Joseph Joanovici lässt all seine Beziehungen spielen und gibt viel Geld aus, um eine Passage nach Amerika zu erhalten. Doch in der Nacht vor dem Aufbruch entscheidet er sich gegen die Flucht. Er will in Paris bleiben. Doch für Juden ist die Situation bald unerträglich und es ist abzusehen – schließlich hat sich Joanovici viele Feinde gemacht –, dass er und seine Familie von den Deutschen festgenommen und deportiert werden. Doch mit genügend Geld und den richtigen Kontakten sieht sich Joanovici auf der sicheren Seite. Er sucht für seine Familie einen sicheren Unterschlupf auf dem Land und versucht, unterstützt von seiner Vertrauten und Geliebten Lucy, in Paris mit den Deutschen ins Geschäft zu kommen.
Alles scheint perfekt zu laufen. Die SS schützt ihn und er verdient wöchentlich Millionen mit dem Verkauf von Altmetall an die Deutschen. Dann aber wird Lafont, König der Pariser Unterwelt, auf ihn aufmerksam. Und auch Joseph merkt, wie nah er dem Abgrund ist.

Der zweite Teil der Serie rund um das Leben des Joseph Joanovici beschäftigt sich allein mit dem Geschehen während der Besatzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg. Autor Nury vermeidet diesmal die im ersten Band verstörenden Zeitsprünge und konzentriert sich auf die Situation des Juden Joanovici zwischen 1940 und 1942. Er lässt eine Zeit auferstehen, die Mörder zu Helden machte, aus Menschen Bestien werden ließ und allein dem Gesetz des Stärkeren Geltung verschaffte.

In eindringlichen Bildern gelingt es Sylvain Vallée einerseits die Zwangslage deutlich zu machen, in der Joanovici steckte, andererseits aber auch seine Skrupellosigkeit in Bilder zu fassen.
Mit klarem Strich, erdigen Farbtönen und wenigen, dafür aber umso klareren Details, sind seine Zeichnungen perfekt dafür geeignet, das Leben dieses Mannes zu illustrieren, den Nury vor den Augen des Lesers greifbar zu machen versucht.
Ihm gelingt es, die vielen Facetten eines Verbrechers, Kriegsgewinnlers, Familienvaters, vom Tode bedrohten Juden und manisch Getriebenen herauszuarbeiten. Dabei bleibt er eng an den historischen Wahrheiten, den Akten über Joanovici und dem realen Menschen. Erkennbar versucht Nury durch dramaturgische Kniffe und fiktive Begegnungen, die Ereignisse quasi zusammenzufassen und deren Kern herauszuarbeiten. Und das sind die moralischen Zwänge, die enormen Gefahren und die widerstreitenden Gefühle, denen Joseph Joanovici unterworfen wurde und die er nur zum Teil selbst beeinflussen konnte.

Nury und Vallée entwerfen ein faszinierendes Bild dieses Mannes. Zugleich vermitteln sie in einer Art Geschichtsstunde, wie sich die Menschen damals verhalten haben, verhalten mussten, um zu überleben. "Dunkle Geschäfte" ist ein brillanter zweiter Teil einer Serie, die mehr als nur fasziniert – sie begeistert! Niemand wird nach diesem Band nicht auch das Ende des Monsieur Joseph miterleben wollen, das in "Für ihre Ehre" von Nury und Vallée eingeläutet wird.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 10. Januar 2011 | ISBN: 978-3941815568 | Originaltitel: Le vol noir des corbeaux | Preis: 15,95 Euro | 60 Seiten | Sprache: Deutsch

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