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 Vampire

Verstecken war gestern!


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton
Vampire spielen eine immer größere Rolle in der Gesellschaft. Trotzdem gibt es immer noch Menschen, die nicht an die Existenz der Blutsauger glauben. Mit dieser Dokumentation will ein Kamerateam endlich das ganz normale Leben einer Vampirfamilie ans Licht bringen. Jedoch scheitert nicht nur der erste Versuch des Drehstarts, auch der zweite endet damit, dass das Fernsehteam gefressen wird. Nun aber soll es soweit sein, eine belgische Familie ist gefunden, die bereit ist, ihr tägliches Leben von einem Kamerateam rund um die Uhr aufzeichnen zu lassen. Auch zu Interviews sind die Vampire bereit; obwohl es doch zunächst allen eine Menge Disziplin abverlangt, sich mit dem Essen zu unterhalten und es nicht einfach nur zu genießen.

Familienoberhaupt Georges lebt mit seiner Frau Bertha und den Kindern Samson und Grace in einem geräumigen Einfamilienhaus. Tatsächlich gibt dieses aber noch einer zweiten, wenn auch sehr kleinen, Familie Raum. Im Keller lebt ein Pärchen, das sich entschieden hat, noch keine Kinder zu haben. Sie möchten lieber warten, bis sie das perfekte Kind für sich finden. Ohne Kinder jedoch haben sie kein Recht auf ein eigenes Haus. So werden die unten lebenden Nachbarn größtenteils ignoriert und diskriminiert.

Im Grunde läuft sonst alles recht normal - es wird gegessen, was die Polizei vor die Tür legt oder auch mal vom "Fleisch", das sich die Familie in Person einer jungen ehemaligen Prostituierten im Kühlschrank hält. Der heranwachsende Samson tobt sich sexuell aus, bis auf eine Ausnahme kennen Vampire hier keine Tabus. Einzig Tochter Grace verhält sich ungewöhnlich: Ihr sehnlichster Wunsch ist es, wieder ein echter lebendiger Mensch zu sein. So unterzieht sie sich immer wieder Selbstmordversuchen, bleibt damit jedoch stets erfolglos. Dann aber bringt Sohn Samson Unglück über die Familie, in dem er gegen die einzige Regel im Sexleben der Vampire verstößt: Er lässt sich mit der Frau des Vampirfürsten der Gegend ein und wird dabei auch noch erwischt. Nun bleibt der Familie nur noch der Weg ins Exil nach Kanada ...

In Zeiten der Reality-Shows gibt es kaum noch Tabus. Im TV wird fast alles gezeigt - Menschen, die in ihrem realen und psychischen Müll ersticken; Promis, die es TV-Teams erlauben, ihr tägliches Leben zu zeigen; kleine Ansammlungen von bisher in den Medien völlig unbekannten Freiwilligen, die sich für einen langen Zeitraum mit anderen Fremden zusammen in eine kleine künstliche Welt einsperren lassen, die rund um die Uhr von Kameras beobachtet wird. Da haben doch auch die Vampire ein gutes Recht, mal ihre "wahre" Natur zu zeigen, ihren "Tages"ablauf. Eine großartige Idee, die Regisseur Vincent Lannoo hier mit sehr authentisch wirkenden Darstellern umsetzt. Nur leider wirkt die schauspielerische Leistung in der deutschen Übersetzung ganz schnell wenig ambitioniert, denn die Synchronisation ist einfach grottenschlecht. Ein wenig mehr Einsatz wäre wünschenswert gewesen. So klingt es eher, als hätten Laien sich mit dem Filmmaterial in eine Garage gesetzt und mal eben die Texte neben dem Autoschrauben abgelesen. Es wäre gut gewesen, wenn sie dabei zumindest einmal auf den flackernden, tragbaren Röhrenfernseher geschaut hätten. So wären ihnen vielleicht auch die Mundbewegungen der Schauspieler nicht entgangen, die bei einer Synchronisation durchaus hätten berücksichtigt werden dürfen. Nun aber fehlt jeglicher Charme beim Ton, auch die Nebengeräusche sind fast komplett weggeschnitten. Die deutsche Sprachfassung ist daher leider einfach nur schlecht - schade, denn das hat der Film wahrlich nicht verdient! Der findige Zuschauer macht sich in so einem Fall gleich auf die Suche nach der Originaltonspur. Diese ist auch enthalten, wer jedoch des Französischen nicht mächtig ist wird wieder auf die furchtbare deutsche Version zurückwechseln müssen. Es gibt nämlich weder deutsche noch englische Untertitel. So kann man einen tollen und ungewöhnlichen Film auch zum Flop verurteilen, da hilft auch eine Alexandra Kamp in der Rolle der verführerischen Vampirfürstin nicht ...

Sieht man von den Garagenolmen einmal ab, kann hier ein wirklich lustiger, innovativer und sehr sozialkritischer junger Film erwartet werden. Es wird mit Tabus gespielt, Themen wie Diskriminierung, Toleranz und Liebe werden aufgegriffen. Und natürlich spielen Sex und Gewalt eine große Rolle bei den Vampiren. Skurrile Charaktere wie die pubertierende Tochter Grace mit ihrer Vorliebe für die Farbe Rosa, machen es lohnenswert, den Film anzuschauen.

Nicht grundlos lief dieser Film, der im Original einfach nur "Vampires" heißt, erfolgreich auf vielen Phantastik-Filmfestivals. Für jeden, der französisch versteht, ist er eine ungewöhnliche Wonne, für alle anderen immer noch eine tolle Idee, mit jedoch unterirdischer Vertonung. Extras gibt es bis auf eine Trailershow auch keine.

Sandra Wiegratz



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 9120027346453 | Erschienen: 9. Juni 2011 | FSK: 16 | Laufzeit: 88 Minuten | Originaltitel: Vampires | Preis: 7,99 Euro | Untertitel verfügbar in: keine | Verfügbare Sprachen: Deutsch DD 5.1, Deutsch DD 2.0
Französisch DD 2.0

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