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 Der letzte Tag des Sommers


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Joe ist weder erfolgreich noch sehr beliebt, stattdessen ist er ein typischer Verlierer und wird genauso behandelt. Besonders sein Chef Mr. Crolick schikaniert und erniedrigt ihn bei jeder Gelegenheit. Er lässt Joe deutlich spüren, dass dieser nichts weiter als eine Putzkraft für die Toiletten in einer Fast-Food-Filiale ist. Und, in Mr. Crolick Augen, eine ganz miserable noch dazu.

Doch irgendwann erträgt Joe die ständigen Demütigungen nicht mehr und hat es satt, sich unbedeutend und wie ein Niemand zu fühlen. Heute will er es allen zeigen. Zeigen, dass er sich nicht weiter herumschubsen lässt, dass sich alle in ihm geirrt haben und auch er Geschichte schreiben kann. Bewaffnet, mit dem Vorsatz einen Amoklauf zu starten, will Joe seinem Chef ein letztes Mal begegnen. Obwohl längst entschlossen, streift sein Blick im "Burger Haven" eine junge Frau. Joe meint eine Verbindung zwischen ihr und sich zu spüren – irrtümlicherweise. Die Situation gerät außer Kontrolle und er entführt Stefanie in ein Motel. Irritiert muss er sich nun überlegen, wie es weitergehen soll. In der Zwischenzeit ist Crolick klar geworden, was Joes Absichten sind; nun muss er handeln.
Joes Vorhaben verläuft ganz anders als geplant – eine weitere Niederlage in seinem Leben oder vielleicht eine neue Chance?

Regisseur Vlad Yudin erschafft mit "Der letzte Tag des Sommers" eine mitfühlende Geschichte um den Protagonisten Gregory Wilks, genannt Joe. Diese erzählt von zerplatzten (Kindheits-)Träumen und der grausamen Realität.
So beginnt der Film direkt in der Fast-Food-Filiale "Burger Haven", wodurch der Zuschauer Zeuge des täglichen Spotts und der Demütigungen wird, denen Joe (Dj Qualls) ständig ausgeliefert ist. Als Putzkraft für die sanitären Anlagen steht er ganz unten in der Nahrungskette.

Bevor das wesentliche Ereignis stattfindet, das aus Joes Sicht und stellenweise mit dem Stilmittel des Voice-overs (innerer Monolog) geschildert wird, gibt es kurze Rückblenden in Joes Vergangenheit und zu seinen Rückschlägen. Seine Kollegen und insbesondere sein Chef Mr. Crolick (William Sadler) betrachten und behandeln Joe als minderwertig. Selbst als Kunde – und der Kunde ist bekanntermaßen König – wird er gnadenlos über den Tisch gezogen und angeherrscht oder gar nicht erst bedient.
Diese Einblicke erklären die Wut, die Verzweiflung und das eigentliche Vorhaben des Protagonisten: einen Amoklauf zu starten und sich in erster Linie an Mr. Crolick zu rächen.

Ein Großteil des Films spielt in einem heruntergekommen, schäbigen Motelzimmer und in dem genauso ungepflegten "Burger Haven", wo Crolick Vorbereitungen trifft, um sein Leben zu retten. Dabei ist die Erzählweise des Films eher ruhig. Aus diesem Grunde wird die Spannung vielmehr subtil als über turbulente Aktionen aufgebaut und aufrecht erhalten. Denn nach dem noch nicht vollzogenen Amoklauf und der Entführung von Stefanie (Nikki Reed), der ungeplanten Geisel, bleibt die Bedrohung eines erneuten Angriffs bestehen und somit die Spannung erhalten. So fragt sich der Zuschauer, genau wie Joe, wie es nun weitergehen soll. Dabei stehen die Fragen im Raum, ob Joe zurückkehren und ein Blutbad anrichten wird und was letztendlich mit Stefanie geschehen soll. Trotz der Gespräche, die sich im Laufe der Zeit zwischen Geisel und Entführer ergeben, ist dieser höchst nervös und bewaffnet. Ein falsches Wort ihrerseits könnte ihn zu weiteren ungeplanten Handlungen verleiten.
Dennoch entwickelt sich zwischen den beiden allmählich eine Art Verbindung. Joe findet seit langem wieder einen Zuhörer und muss dabei feststellen, dass auch Stefanies Leben nicht ohne Schicksalsschläge verlaufen ist. Er beginnt dadurch, noch einmal über sein Leben und die momentane Lage nachzudenken.

Trotz allem ist der Hauptakteur im Grunde kein boshafter Mensch, im Gegensatz zu Crolick, der offenbar Spaß daran hat Schwächere zu demütigen. Seine Taten sind Crolick voll bewusst und er empfindet erst Reue, als er um sein Leben fürchten muss. Bis zu dem Zeitpunkt, als Joe die Beherrschung verliert, begegnete dieser anderen Menschen mit Respekt und Anstand. Nach seinem Gefühlsausbruch spricht er Stefanie wiederholt mit "Miss" an und auch seinem Chef gegenüber blieb er zuvor immer freundlich und respektvoll.
Joe ist einfach immer wieder von den Menschen verletzt worden. Und es stellt sich die Frage: Hätte es soweit kommen müssen?

Dj Qualls verkörpert nicht nur durch seine Statur hervorragend den armen, bemitleidenswerten Joe/Gregory Wilks, darüber hinaus wirkt seine Darstellung zu jedem Zeitpunkt authentisch. Genauso überzeugend spielen Nikki Reed, die anfangs um ihr Leben bangt und sich nach und nach mitfühlend zeigt, und William Sadler, der als sadistischer Vorgesetzter kein Sympathieträger ist. Als stimmig kann ebenfalls die Synchronisation bezeichnet werden.

Der Film verfügt über eine englische und eine deutsche Tonspur, aber nur über deutsche Untertitel. Des Weiteren enthält die DVD die üblichen Extras, wie ein Wendecover, ein Making Of, den original Trailer zum Film sowie eine Trailershow mit neun weiteren Vorankündigungen.

Insgesamt ist "Der letzte Tag des Sommers" ein sehr gelungener sowie empfehlenswerter Film, auch wenn dieser nicht zur Sorte "immer wieder ansehen" gehört. Das Filmwerk ist sozialkritisch und lehrt den Rezipienten immer das Beste aus seiner Situation zu machen, auch wenn diese nicht ideal erscheint. Streng genommen baut eine gut funktionierende Gesellschaft vor allem auf den gewöhnlichen und / oder unliebsamen Aufgaben auf. Daher instruiert der Film bestenfalls, nicht nur dass, was wir haben, sondern auch dass, was für uns getan wird, zu wertschätzen.
Und auch, wenn sich nicht aus allen Begegnungen Sympathien oder gar Freundschaften entwickeln, so kann unsere Welt doch ein wenig mehr Freundlichkeit - wie ein einfaches "Danke" - gebrauchen.

Wer Gefallen an diesem Genre findet, kann bei diesem sensiblen Werk bedenkenlos zugreifen.

Auf YouTube gibt es den englischsprachigen Trailer.

Sarah Mehring



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 9120027347900 | Erschienen: 17. November 2011 | FSK: 16 | Laufzeit: 103 Minuten | Originaltitel: Last Day of Summer | Preis: 12,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch DD 2.0
Deutsch DD 5.1
Englisch DD 5.1

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