Kriminalkommissar Thomas Berg, der auf eigenen Wunsch von Berlin auf die Nordseeinsel Spiekeroog versetzt wurde, bekommt es bereits am dritten Tag seines Aufenthalts mit einem Mord zu tun. Der Betreiber eines in Limperding befindlichen Souvenirladens liegt mit einem Loch in der Stirn tot in den Dünen und keiner der knapp 800 Bewohner will etwas gesehen haben. Aber nicht nur die Einheimischen haben ein Problem mit dem heimtückischen Mord, auch Revierleiter Theo Herrlich ist völlig überfordert mit den Ermittlungen und deshalb ist er froh, um Verstärkung vom Festland bitten zu können.

Kurze Zeit später übernimmt Kriminalhauptkommissarin Freda Althius den Fall und beginnt gemeinsam mit Thomas Berg das Umfeld des Toten zu beleuchten. Doch außer einem längst vergessenen Unfall dessen pubertierenden Stieftochter Marie und dem sehr merkwürdigen Verhalten seiner Ehefrau treten keine Auffälligkeiten zutage und so sehen sich die beiden Ermittler in der Pflicht, weitere Insulaner zu befragen. Ein zähes Unterfangen, das von einem weiteren Mord überschattet wird und erneut gibt es niemanden, der zu der Person des Toten oder dem Umstand seines Ablebens etwas sagen kann.

"Friesensturm" ist das Krimidebüt der Baden Württembergischen Autorin Birgit Böckli, die mit der Veröffentlichung ihrer Leseprobe auf der Online-Plattform NEOBOOKS derart erfolgreich war, dass ihr Buch im Knaur Verlag publiziert wurde. Kein Wunder. Denn die wendungsreiche Mordermittlung auf einer eher beschaulichen Nordseeinsel besticht nicht nur mit einem gut durchdachten Plot, sondern weiß auch mit einer stimmungsvollen Atmosphäre und interessant ausgearbeiteten Figuren zu überzeugen. Angefangen von einem ausgebrannten Berliner Kommissar, über eine undurchschaubare Ermittlerin vom norddeutschen Festland, bis hin zu fremdelnden Insulanern sind die beteiligten Personen glaubwürdig erdacht und verfügen über ausreichend Ecken und Kanten.

Eine angenehm flüssige Schreibweise und Ansätze, die zum Miträtseln anregen ergänzen das gelungene Arrangement und lassen neben kurzweiliger Unterhaltung auch ausreichend Spannung entstehen. Denn immer, wenn der Leser glaubt, dem Verbrechen auf der Spur zu sein, geschieht ein neuer Mord, der alle bisherigen Vermutungen auf den Kopf stellt. So wird der Leser unweigerlich dazu animiert, seine Spekulationen über Motiv und Mörder zu überdenken und Indizien und Spuren neu zu ordnen.

Fazit:
Trügerische Ruhe, alte Geheimnisse und schweigsame Insulaner. Die Mischung, die Birgit Böckli für ihren Erstling gewählt hat, stimmt und weiß mit einer atmosphärisch dichten und glaubhaft geschilderten Umsetzung zu überzeugen.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.