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 F.A.Z. Comic-Klassiker: Dilbert

F.A.Z. Comic-Klassiker, Band 17


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Wer hätte gedacht, dass öder Büroalltag die Rahmenhandlung für einen lustigen Comic bieten könnte? Wohl kaum jemand - mit Ausnahme des Amerikaners Scott Adams, der 1989 zum ersten Mal seinen Helden "Dilbert" zeichnete und seitdem seine Leserschaft über die kleinen Absurditäten im Büroalltag seiner Comicfigur schmunzeln lässt.

Auf 256 Seiten und für faire 4,90 Euro brachte die Feuilleton-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Dezember 2005 die bekannten Dilbert-Cartoons als 17. Band im Rahmen ihrer Reihe "Klassiker der Comic-Literatur" heraus. Über die Hälfte der Seiten des kleinen Buches in DIN A5-Format bestreiten die farbigen, ganzseitigen Comics mit dem Titel "Firmenpolitik und Überlebensstrategien" (2001-2001), gefolgt von den schwarz-weiß-Strips "Im Büro" (1992-1996) und "Tiere" (1991-1996).

Scott Adams Titelfigur ist ein dicklicher Ingenieur mittleren Alters mit Brille und einer stets nach oben verrutschen Krawatte, der sich in einem Großraumbüro mit den Tücken des modernen Arbeitsalltags herumschlagen muss: die Besonderheiten des Computerzeitalters, hochgestochene Managementtheorien und übertriebenes Beraterwesen. Dilbert hat nicht nur mit seinem Liebesleben Pech, auch im sozialen Umgang mit seinen Kollegen läuft nicht immer alles glatt.

Der Leser begleitet den Protagonisten bei dessen täglichem Zusammentreffen mit dem demotivierten und faulen Wally, Dilberts Arbeitskollegen und besten Freund, der ständig seine Kaffeetasse mit sich herumträgt. Weiterhin arbeitet Dilbert mit Alice zusammen, einer chronisch überarbeiten Frau, die stets gegen die sexistischen Vorurteile ihrer männlichen Kollegen ankämpft, genauso wie mit Asok, einem tollpatschigen indischen Praktikanten, der am untersten Ende der Firmenhierarchie steht.

Der Chef des mittelständischen amerikanischen Unternehmens ist namenlos, wird aber wegen seiner hörnerartigen Frisur außerhalb des Comics oft "The Pointy Haired Boss" genannt und ist ein skrupelloser und egozentrischer Mensch, dem es an jeglicher Sachkenntnis fehlt, ein Teufel in Menschengestalt

Neben dem zynischen Hund Dogbert, der die Weltherrschaft anstrebt und alle Menschen versklaven will und der arroganten Katze Catbert, besitzt Dilbert auch noch eine aus der Tierversuchsanstalt befreite Ratte mit dem Namen Ratbert, die immer mal wieder ein bisschen Optimismus in die sonst etwas sarkastische Serie bringt.

"Dilbert" ist kein besonders aufwändig gezeichneter Cartoon. Die minimalistischen kastenförmigen Figuren haben zylinderförmige oder dreieckige Gesichter und kurze dünne Ärmchen. Vielmehr als die Zeichnung besticht jedoch der subtile Humor - zwar unpolitisch - aber für jeden, der in einem Büro arbeitet, absolut nachvollziehbar.

Dieser Comic richtet sich an eine erwachsene Leserschaft, die aus eigener Erfahrung kennt, wie lästig Genehmigungsanträge beim Chef sind, wie anstrengend externe Berater sein können und welch innere Wut inkompetente Vorgesetzte und sinnlose Meetings auslösen. Besonders lustig ist es immer wieder zu erleben, wie der fachlich kompetente Dilbert mit seinen geschwätzigen Kollegen, insbesondere mit seinem Chef, zu Recht kommen muss. Dilbert selbst ist aber auch nicht fehlerlos: Er hasst alle Nicht-Techniker und lässt das seine Umgebung auch deutlich spüren.

Es ist dem Cartoon anzumerken, dass Scott Adams früher selbst im IT-Bereich einer großen amerikanischen Firma tätig war und eigene Erlebnisse mit in sein Werk einfließen lässt - so pikant ist oft der Wiedererkennungseffekt typischer Bürosituationen.

Adams wurde 1957 in Windham, New York, geboren. "Dilbert" entstand aus kleinen Kritzeleien und wurde erstmals 1993 in einer amerikanischen Lokalzeitung abgedruckt. Mitarbeiter erkannten sich oder andere in Dilbert wider und versendeten Kopien des Strips per Fax weiter. Dadurch gewann der Comicheld schnell an Bekannt- und Beliebtheit. 1995 erschien "Dilbert" dann als erster Internet-Cartoon und zwei Jahre später mit "Das Dilbert-Prinzip" zum ersten Mal in Buchform.

Mit der Aufnahme dieses Klassikers in ihre Comic-Serie hat die F.A.Z.-Redaktion eine richtige Entscheidung getroffen. "Dilbert" passt sich im Gegensatz zu anderen Comics gut an das durchgängige DIN A5-Format an, ist witzig, modern und wie der Feuilletonist Patrick Bahners in seinem sechsseitigen Vorwort treffend schreibt, fast eine Fortsetzung des kultigen Charlie Brown. Denn: "Hätte Charlie Brown erwachsen werden dürfen, hätte er Dilberts Leben führen müssen."

Nikola Poitzmann



Softcover | Erschienen: 1. Dezember 2005 | ISBN: 3899810988 | Preis: 4,90 Euro | 256 Seiten

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