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 Handbuch Erzählliteratur

Theorie, Analyse, Geschichte


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Mit dem "Handbuch Erzählliteratur" legt der Metzler Verlag einen aktuellen Überblick zum Stand der Erzählforschung vor.

Der Band gliedert sich wie im Untertitel bereits deutlich wird in die drei Bereiche Erzähltheorie, Erzählanalyse und "Geschichte der erzählenden Literatur". Besonders die Aufsätze des ersten Bereichs weisen dabei eine interdisziplinäre bzw. intermediale Perspektive auf, wenn beispielsweise die "Psychologie" und "Anthropologie" des Erzählens bzw. das Erzählen mit unterschiedlichen Medien (z.B. mit Bildern, mit Musik oder mit dem Körper) in den Blick genommen wird. Daneben finden hier auch die Funktionen des Erzählens sowie die "Hauptströmungen der modernen Erzähltheorie" ("formalistische und strukturalistische Theorien"; "kontextorientierte Theorien"; "empirische und kognitivistische Theorien") Erwähnung. Letztere stehen dabei bereits im Zusammenhang mit der Erzählanalyse, welche im zweiten Bereich des Handbuches anhand der Darlegung zentraler Grundbegriffe ("Erzählstimme", "Perspektive", "Figur", "Zeit", "Raum") thematisiert wird.

Aus der Masse der in dem Handbuch befindlichen Beiträge stechen vor allem die beiden Aufsätze des Herausgebers Matías Martínez ("Erzählen" und "Figur") hervor, dem es gelingt, hochkomplexe Sachverhalte mit anschaulichen Beispielen zu verdeutlichen. Leider können nicht alle Beiträge an diese Stärke anknüpfen. Als gelungen können jedoch die vereinzelten schematischen Darstellungen (z.B. zu den Kriterien bezüglich Erzählertypen oder zu den Dimensionen der Pragmatik des Erzählens) bezeichnet werden, die insgesamt aber noch häufiger Verwendung hätten finden können.
Hinsichtlich der thematischen Auswahl überrascht, welchen großen Anteil der Abschnitt "Medialität des Erzählens" (S. 17-58) einnimmt, welcher nur am Rande mit "Erzählliteratur" zu tun hat, insofern man Literatur als "schöngeistiges Schrifttum" (Braak/Neubauer 2001) auffasst. Denn hier beschäftigen sich die Autoren vornehmlich mit Formen des nichtschriftlichen Erzählens. Auf der anderen Seite fehlen eigenständige Beiträge zu den unterschiedlichen Gattungen der Erzählliteratur (z.B. zum Roman oder zur Novelle), welche in einem Handbuch zur Erzählliteratur aufgenommen hätten werden müssen. Denn ohne eine gattungstheoretische Fundierung bleibt die Erzählliteratur eine diffuse Größe. Der geschichtliche Überblick über die erzählende Literatur, in welchem immer wieder verschiedene Gattungen thematisiert werden, kann diesen Blickwinkel keinesfalls ersetzen, sondern lediglich ergänzen, da hier die Genese der einzelnen Erzählgattungen über die verschiedenen Epochengrenzen hinaus zu wenig deutlich wird. Hinzu kommt, dass beispielsweise eine wichtige Gattung wie die Kurzgeschichte nicht einmal Erwähnung findet.

Trotz der genannten Defizite bietet das Handbuch einen soliden, wenn auch keinen umfassenden Einblick in das Forschungsgebiet "Erzählliteratur".

Einen Blick ins Inhaltsverzeichnis und eine Leseprobe bietet die Verlags-Website.

Matthias Jakob Schmid



Hardcover | Erschienen: 14. November 2011 | ISBN: 978-3476023476 | Preis: 69,95 Euro | 308 Seiten | Sprache: Deutsch

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