Ein wenig seltsam ist der Film zur inzwischen zwei Staffeln umfassenden Serie schon. "Das Verschwinden der Haruhi Suzumiya" heißt er und der Name ist Programm, denn die zentrale Figur der Handlung ist plötzlich verschwunden und das fast den gesamten Film über. In der Serie wird Haruhi mit ihren Freunden, die in dem Schulclub "SOS-Brigade" sind, intensiv vorgestellt. Mindestens die erste Staffel sollte man kennen, um mit den Figuren und ihren besonderen Fähigkeiten vertraut zu sein. Man sollte wissen, wieso Haruhi die Wirklichkeit verändert, wenn sie betrübt ist, dass Yuki ein Android mit einer ganz besonderen Aufgabe ist, dass Itsuki einer Geheimorganisation angehört und dass Mikuru durch die Zeit reisen kann. Nur der Protagonist Kyon hat keine ungewöhnlichen Fähigkeiten, außer der, dass Haruhi von ihm angetan ist und ihn dauernd in ihre Pläne einbezieht. Dass Kyon trotzdem etwas ganz Besonderes ist, zeigt dieser Film.

Gerade eben noch waren Kyon und seine Freude Haruhi, Itsuki, Yuki und Mikuru von der SOS-Brigade damit beschäftigt, eine riesige Weihnachtsfeier zu planen, als sich für den Schüler plötzlich alles ändert. Als er am 18. Dezember aufwacht, hat sich die Welt gewandelt. Niemand kann sich mehr an Haruhi erinnern, sie ist nicht nur verschwunden, sondern es scheint sie nie gegeben zu haben. Als Kyon Mikuru davon erzählen will, muss er feststellen, dass sie sich nicht an ihn oder Haruhi erinnert. Itsuki kann er auch nicht finden, seine gesamte Klasse scheint nicht mehr zu existieren. [PIC]Verzweifelt sucht Kyon den Clubraum der SOS-Brigade auf, immerhin scheint der noch zu existieren. Und wie immer sitzt sogar Yuki an ihrem Platz und liest. Doch schnell wird klar, dass sie sich komplett verändert hat, sie ist ein schüchternes Mädchen geworden und der Raum ist einfach nur der für den Literaturclub. Was ist bloß geschehen? Kann Haruhi für diese Veränderung der Welt verantwortlich sein? Aber warum sollte sie dann verschwunden sein, sie müsste als Einzige eine Konstante in den unterschiedlichen Welten darstellen. Noch viel seltsamer ist, dass ausgerechnet Kyon sich an sein vorheriges Leben und die Welt, wie sie vorher war, erinnern kann. Was ist bloß mit ihm passiert?

Der Film "Das Verschwinden der Haruhi Suzumiya" ist eine ungewöhnliche Ergänzung zur Serie. Alle Charaktere zeichnen sich dadurch aus, dass sie ganz besondere Fähigkeiten haben oder sogar außerirdische Wesen sind. Das alles wird hier auf den Kopf gestellt, alle sind plötzlich völlig normal. Kyon, der sonst der Normale ist, steht plötzlich im Mittelpunkt und ist derjenige, der scheinbar seltsame Erlebnisse hat und eigenartige Dinge sieht. Das lässt das Setting in einem komplett anderen Licht erscheinen.

Mit 164 Minuten Laufzeit handelt es sich um einen ungewöhnlich langen Film, tatsächlich hat man sich für die Handlung so viel Zeit genommen, als wären es einfach fünf Serien-Folgen, die man ohne einen Vor- und Nachspann hintereinander geschnitten hat. Man muss bereit sein, sich intensiv auf die Handlung einzulassen, denn eine typische Action-Handlung, bei der eine Nerven zerfetzende Szene an die andere geschnitten wurde, gibt es hier nicht. [PIC]Es vergeht erst einmal sehr viel Zeit, in der Kyon überhaupt herausfindet, was sich in der alternativen Realität alles verändert hat. Wirklich spannend wird es erst nach der Hälfte des Films, wenn nach und nach enthüllt wird, was passiert ist. Dafür ist die Auflösung aber wieder, wie man das von "Haruhi Suzumiya" gewohnt ist, absolut ungewöhnlich, verschachtelt und kommt komplett unerwartet.

Man merkt dem Film an, dass er deutlich mehr Budget zur Verfügung hatte als die zweite Staffel (die mit ihrer Handlung die Geduld des Zuschauers gehörig auf die Probe stellte). Die Bilder sind großzügiger animiert, die Hintergründe detailliert ausgearbeitet und die Farben brillant. Ebenso gelungen ist die deutsche Synchronisation. Es gibt viele Anime-Fans, die sich ausschließlich den Originalton anhören wollen, der liegt natürlich ebenso als Tonspur vor; [PIC]wer allerdings eine gut gemachte Synchronisation zu schätzen weiß und nicht über-kritisch ist, wird die Arbeit, die hier geleistet wurde, zu schätzen wissen.

Für den echten Hardcore-Fan liegt dem Schuber eine zweite DVD bei, prall gefüllt mit Bonusmaterial. Schade ist bloß, dass man nirgends auf der Packung Infos dazu finden kann, was sich darauf befindet, dabei hat sie eine Menge zu bieten, es gibt das fast obligatorische Making-of, Interviews, Aufnahmen von Premieren, Trailer und TV-Spot.

Fazit: "Das Verschwinden der Haruhi Suzumiya" richtet sich an Fans der Serie. Man sollte ein geduldiger Filmgucker sein, etwas für Anime-typische Komplexität übrig haben und sowohl Mystik als auch Albernheiten mögen.