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 Meisterwerke des Fahrradbaus

Handwerkskunst - Design - Technik

Autoren: Jan Heine
Illustratoren: Jean-Pierre Pradères, Eric Svoboda
Verlag: Covadonga

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Glänzendes Aluminium, blitzende Chromteile, schnittige Kurven: Viele klassische Fahrradtypen haben schon einige Jahre oder sogar Jahrzehnte auf dem Buckel und bringen trotzdem - oder gerade deshalb! - die Augen von Fahrradliebhabern zum Glänzen. In "Meisterwerke des Fahrradbaus. Handwerkskunst - Design - Technik" präsentieren die beiden Autoren Jan Heine (Text) und Jean-Pierre Pradères (Fotos) 50 klassische, handgefertigte Fahrräder en detail und mit viel Insiderwissen versehen. Die gezeigten Modelle haben damals Maßstäbe gesetzt, was Design und Technik angeht, und tun es heute noch.
Statt eines klassischen Inhaltsverzeichnisses besitzt der großformatige Bildband einen chronologisch sortierten Index, der alle Fahrräder als kleine Abbildung mitsamt der Typbezeichnung und dem Baujahr anzeigt. Eine schöne Idee, die die Orientierung erleichtert und einen Vorgeschmack - wenn auch im Miniaturformat - auf das gibt, was den Leser auf den folgenden 167 Seiten erwartet.

Jan Heine, Redakteur der Zeitschrift "Bicycle Quarterly", liebt Fahrräder, das liest sich klar aus den Texten heraus. Mit dem Fotografen Jean-Pierre Pradères ist er buchstäblich um die halbe Welt gereist, um herausragende Fahrräder aufzuspüren und für den Bildband abzulichten; der Schwerpunkt liegt deutlich auf französischen Fabrikaten. Es sind "Legenden und Träume des Fahrradbaus", die hier liebevoll in Szene gesetzt wurden. Die gezeigten Räder sind, wie der Autor im Vorwort erklärt, heute nur noch äußerst selten zu finden. Sie sind liebevoll von Hand konstruierte und mit großer Sorgfalt entworfene Gesamtkunstwerke; ihre Baumeister entwarfen nicht nur den Rahmen, sondern das komplette Rad mit Schutzblechen, Gepäckträgern, Vorbauten und so weiter, in das sich jedes noch so kleine Einzelteil harmonisch einfügt.
Eingeteilt sind die ausgewählten Fahrradtypen nach zeitlichen Epochen. Den Anfang machen "Die Gründerjahre" (1910 bis 1939). Jeweils zwei Doppelseiten sind einem Fahrradtyp gewidmet, etwa von La Gauloise, Hirondelle oder Reyhand. Die großformatigen Fotos zeigen die Fahrräder im Ganzen aus verschiedenen Perspektiven; auch Detailansichten, etwa von der Schaltung, sind vertreten. Da alle Fotos mit weißem Hintergrund arbeiten und viel Weißraum vorhanden ist, wirken die Abbildungen sehr edel, der Blick wird auf das Wesentliche gelenkt. Zusätzlich gibt es zu jedem Fahrrad auch einen erläuternden Text, der Besonderheiten hervorhebt und die Geschichte des Modells kenntnisreich umreißt.
Die fotografierten Räder sind natürlich nicht neu - Schmutz, Rost und Abnutzungserscheinungen haben vielen von ihnen über die Jahre ihr ganz eigenes "Gesicht" gegeben, auch wenn viele offensichtlich top gepflegt und über die Jahrzehnte hinweg instand gehalten wurden. Das wirkt charmant und authentisch und macht deutlich, dass die Reise der beiden Autoren eben auch eine spannende Zeitreise in die Handwerkskunst des Fahrradbaus ist.
Dem Abschnitt der Gründerzeit folgt "Die Blütezeit" mit Fahrrädern von 1940 bis 1959. Hier finden sich Fahrräder von Charrel, Follis oder schnittige Modelle von Alex Singer und René Herse. Es ist interessant zu sehen, wie perfekt die Räder aus den 50ern sind, immerhin liegt die Fertigung bereits mehr als 60 Jahre zurück; dennoch würden die Räder kaum Aufsehen erregen, würde man sie heute fahren - sie sind zeitlos schön. Auf das Blütezeit-Kapitel folgen die Jahre 1960 bis 2005 unter dem Titel "Die Tradition wird fortgeführt". Erneut finden sich hier viele Fahrräder von René Herse und Alex Singer, aber auch Goéland und Jo Routens.
Am Ende des Bildbandes befinden sich abschließend interessante Ausführungen zum Thema Originalität - die Autoren haben sich bemüht, bei allen Fahrrädern solche abzulichten, die nach Möglichkeit den Originalzustand repräsentieren, obwohl die Modelle größtenteils schon mehr als 40 Jahre alt sind. So haben die meisten gezeigten Räder noch ihre Originallackierung. Eine Auflistung gibt hier zu jedem Rad aus dem Buch die nicht originalen Komponenten an, also ob beispielsweise Felgen getauscht oder Flaschenhalter ausgewechselt wurden. An dieser Liste zeigt sich erneut der hohe Anspruch von Heine und Pradères, wirklich "unverfälschte" Liebhaberstücke zu zeigen.

"Meisterwerke des Fahrradbaus. Handwerkskunst - Design - Technik" ist ein sehr spezieller Bildband für Bicyclophile. Sehr schön in Szene gesetzt und hochwertig aufgemacht, mit fachkundigen und interessant zu lesenden Erläuterungen, ist dieser Band etwas für alle Fahrrad-Enthusiasten, die die Handwerkskunst der alten, in vielen Fällen von Legenden umrankten Modelle zu schätzen wissen.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 30. Mai 2012 | ISBN: 9783936973693 | Originaltitel: The Golden Age of Handbuilt Bicycles | Preis: 39,80 Euro | 167 Seiten | Sprache: Deutsch

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