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 Der Selbstmörderclub


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Prinz Florizel von Böhmen findet seinen Alltag mehr als eintönig und ist daher immer auf der Suche nach Zerstreuung, gerne auch extravagant. Auf seinen Ausflügen wird er dabei von Oberst Geraldine begleitet, der nicht nur für den Schutz des Prinzen, sondern auch für dessen Maskeraden verantwortlich ist. Eines Abends begegnen die beiden einem fremden und mysteriösen Mann, der ein verheißungsvolles Abenteuer verspricht. Er führt den Prinzen und Geraldine in die Gesellschaft des Selbstmörderclubs ein, der allen vermögenden, daseinsmüden Männern einen einfachen Weg bietet, dieses Leben zu verlassen.
Fassungslos stellen Prinz Florizel und sein Begleiter fest, dass es sich um keinen Spaß handelt und an jenem Ort tatsächlich ein tödliches Spiel gespielt wird. Ein Spiel, das unter allen Mitgliedern einen Mörder sowie ein Opfer auslost. Und plötzlich wird aus diesem Abenteuer tödlicher Ernst, mit weitreichenden Folgen …

Der Name Robert Louis Stevenson (1850-1894) steht für Werke wie "Die Schatzinsel" oder "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde". Neben diesen und weiteren Romanen hat der schottische Schriftsteller außerdem zahlreiche (Reise-)Erzählungen und Kurzgeschichten verfasst, darunter auch "Der Selbstmörderclub". Diese Erzählung ist nun von Clément Baloup und Eddy Vaccaro frei adaptiert worden und liegt als künstlerische und spannende Graphic Novel vor - als Hardcover in einem handlichen Format mit Schutzumschlag.

Die Leitmotive dieser Geschichte sind Langeweile, (Selbst-)Mord, Tod und Intrigen, aber auch die Liebe. Dabei beginnt alles mit den Charakteren Prinz Florizel von Böhmen, der immer nach neuen Abenteuern und Gefahren sucht, und dem Oberst Geraldine, der dem Prinzen dabei treu zur Seite steht. Durch Geraldines Maskeraden können sich die beiden unerkannt in auch weniger standesgemäße Gesellschaft begeben. Durch eine Gasthausbekanntschaft werden sie schließlich Mitglied in dem Selbstmörderclub. Ein sehr bizarres englisches Etablissement, denn hier werden regelmäßig durch ein Kartenspiel ein Mörder und sein Opfer ausgelost. Nach Prinz Florizel Meinung ist der einzige Gewinner dieser Darbietung der Präsident des Clubs. Geschockt und wütend zugleich will der Prinz den Präsidenten zur Verantwortung ziehen und schafft sich damit einen mächtigen Feind.

Die spannend erzählte Geschichte spielt weitgehend in London und stellenweise in Paris und wird praktisch nur durch ihre Illustrationen und Dialoge getragen, zusammenfassende Textblöcke gibt es keine. Dabei dreht sich das erste Drittel der Adaption um die Einführung in den Selbstmörderclub, danach versucht Prinz Florizel den Präsidenten dieses Etablissements für seine Verbrechen büßen zu lassen. Dieser muss London in Begleitung von Geraldines jüngerem Bruder verlassen.
Ohne Kenntnis der Originalvorlage sind einige Wendungen schwer zu erfassen. Warum etwa der Präsident des Clubs nach Paris geschafft wird, ohne sofort eine angemessene Bestrafung zu erhalten, wird in der Adaption nicht ganz deutlich. Denn in Paris scheint er sich weiter frei bewegen zu können und ist in der Lage neue Intrigen zu spinnen.

Auch wenn Vaccaros Illustrationen auf den ersten Blick etwas verwackelt oder schemenhaft wirken, so können sie doch als absolut gelungen bezeichnet werden, denn es gelingt ihnen jederzeit, die Atmosphäre stimmig wiederzugeben. Für die dezente Ton-in-Ton-Kolorierung kommen immer wieder passend warme gelb-braune sowie kältere grau-blaue Töne zum Einsatz - abhängig von Jahreszeit, Witterung und Ort sowie von den Emotionen der Personen. Dadurch können ebenfalls die Mimik und die Gesten der Charaktere den Betrachter überzeugen. So macht es auch einfach Spaß, die Illustrationen etwas länger oder öfter zu betrachten und eventuell neue Einzelheiten zu entdecken.

Insgesamt bietet "Der Selbstmörderclub" eine spannende, leider nicht an allen Stellen fassbare Handlung und feine zeichnerische Qualität - das alles in einer qualitativ hochwertigen Edition. Für Robert Louis Stevenson- und Graphic Novel-Fans durchaus eine Überlegung wert.

Auf der Verlagsseite gibt es eine Leseprobe.

Sarah Mehring



Hardcover | Erschienen: 1. Juli 2012 | ISBN: 978-3868695076 | Originaltitel: Le Club du Suicide | Preis: 19,80 Euro | 93 Seiten | Sprache: Deutsch

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