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 H. R. Giger's Necronomicon, Band 2


Cover
Gesamt +++++
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
An dem Künstler H. R. Giger (das H. R. steht für Hans Ruedi) scheiden sich die Geister. Die einen verehren ihn, die anderen finden seine Werke schlicht eklig oder sogar empörend. Unbestritten ist der 1940 geborene Schweizer ein Meister der Airbrush-Technik und ein begnadeter Schöpfer von verstörenden Bildern, Skulpturen und Möbeln, die ihresgleichen suchen. Weltberühmt wurde Giger durch seine Kreation des Aliens aus den gleichnamigen Horrorfilmen; für das Design erhielt er einen "Oscar" als Auszeichnung. Auch an der Gestaltung der Filme "Dune" und "Species" wirkte er durch seine Entwürfe entscheidend mit.

Das Necronomicon II bietet, ebenso wie sein Vorgänger Necronomicon I, eine wunderbare Sammlung von Gigers Werken. Der großformatige Bildband aus dem Lappan Verlag überzeugt auf Anhieb durch seine hochwertige Qualität. Man spürt einfach, dass man etwas Besonderes in Händen hält; mit knapp 50 Euro ist der Bildband dementsprechend relativ teuer. Das großzügige Format (43 mal 30,5 Zentimeter) macht Sinn, weil die meisten Bilder derart detailreich sind, dass dem Betrachter in geringerer Größe vieles entgehen würde.

Die Bilder von H. R. Giger sind düster, surrealistisch und albtraumhaft, gleichsam besitzen sie eine sehr hohe Anziehungskraft. Der Maler benutzt eine Reihe von immer wiederkehrenden Motiven, die es einfach machen, seinen Stil und seine Bilder oft auf den ersten Blick klar zu erkennen: endlose Schläuche und Rohre von bizarren Maschinen und Robotern, hässliche Babygesichter mit wulstigen Lippen, Katzen, auf unterkühlte Art attraktive Frauen mit seltsam gestreckten Proportionen und endlos langen Beinen, männliche und weibliche Geschlechtsteile, dämonische Fratzen und Monster, wohin man blickt. Hier beherrschen Maschinenteile die Menschen in biomechanischen Konstruktionen, wobei manchmal nicht mehr klar zu erkennen ist, wo der Mensch aufhört und wo die kalte Maschine beginnt. Phallussymbole, oft ebenfalls in Maschinenform, oder unverkennbare Penisse dringen in Körperöffnungen ein und hinterlassen beim Betrachter Irritation, Ekel oder Bewunderung für das Kunstwerk. Die offen zur Schau gestellte Sexualität wirkt aber selten anziehend oder gar erotisch, sondern vielmehr abstoßend, steril und fremdartig.

Bisweilen wirkt diese ständige Wiederholung einzelner Themen ermüdend, vor allem, wenn man mehrere Bildbände des Schweizers kennt. Es gibt jedoch immer wieder Neues zu entdecken, Makaberes und Interessantes, oft erst auf den zweiten Blick.

Die Farben, die die Bilder beherrschen, geben die von ihnen erzeugte Stimmung wieder: Kalte Grau- und Blautöne dominieren mit schwarzen und weißen Akzenten, machen eher selten ungesundem Gelb oder verstörendem Tiefrot Platz. Gigers Bilder sind allesamt relativ monochrom oder in den meisten Fällen von höchstens zwei Farben beherrscht, was den Blick auf den Inhalt und dessen Detailreichtum lenkt. Der Bildband enthält über hundert qualitativ hochwertige Bilder in bester Druckqualität, zudem eine Reihe Fotos von Skulpturen und Möbelstücken, die der Künstler designt hat.

Die von Giger gemalten Landschaften sind ebenso verstörend wie die Bilder, die Personen und Maschinen im Mittelpunkt haben; sie erinnern in ihrer bizarren Umsetzung an die Schöpfungen des Horror-Schriftstellers H. P. Lovecraft: Schleim kriecht über Steinquader, ungesundes Licht fällt auf bizarre Ebenen. Es scheint, als wären Gigers Kreationen Ahnungen oder Erinnerungen an andere, ganz und gar fremde Welten, ganz wie sie Lovecraft in seinem Cthulu-Mythos beschreibt. Wohl nicht zufällig tragen die beiden Bildbände Necronomicon I und II den gleichen Namen wie das von H. P. Lovecraft erdachte sagenhafte Buch der Toten.

Eine kleine Kritik, die aber nur im direkten Vergleich mit dem Necronomicon I auffällt, erhält das Titelbild: Während für den ersten Bildband ein wirklich herausragendes, gestochen scharfes und außergewöhnliches Bild gewählt wurde - sicherlich eins der besten von Giger - vermag die Titelillustration des zweiten Bandes durch ihre ganz leicht verschwommene Qualität nicht völlig zu überzeugen. Hier hätte man eventuell ein noch besseres Bild wählen können.

Neben den Bildern enthält das 92-seitige Necronomicon II zahlreiche Hintergrundinformationen zu den einzelnen Werken und am Ende eine Auflistung von Ausstellungen des Künstlers.

Fazit: Für Fans von H. R. Giger ist das Necronomicon II ebenso wie das Necronomicon I ein absolutes Muss. Der Bildband vereint die besten und bekanntesten Bilder des Künstlers in ausgezeichneter Qualität. Es gibt auch Softcover-Auflagen des Werkes, jedoch lohnt es sich durchaus, in das teurere Hardcover zu investieren. Der großformatige, edle Bildband ist ein echtes Sammlerstück und kann immer wieder betrachtet werden, weil die detailreichen Bilder immer wieder Neues preisgeben.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 1996 | ISBN: 9783890825205 | Preis: 49,90 Euro | 92 Seiten | Sprache: Deutsch

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