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 Der Schlitzer von London

Der Mädchenmörder


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die brutalen Morde, die 1888 in Londons Armutsviertel geschahen, motivierten zahlreiche Zeitgenossen zu vielfältigen Vermutungen und Verdächtigungen. Marie Lowndes (1868 - 1947) verarbeitete die Mordserie 1913 zu einem Roman, den zunächst Alfred Hitchcock und später dann John Brahm mit Laird Cregar in der Hauptrolle verfilmte. John Brahm nahm sich dabei mehr künstlerische Freiheiten gegenüber der literarischen Vorlage heraus, wodurch ein eigenständiges Werk entstand. Zusätzlich befindet sich auf der DVD eine kurze, englischsprachige Reportage, die Hintergrundinformationen zu dem Film und seiner Wirkung mitliefert.

Bereits seit Längerem werden in Whitechapell, einem Arbeiter- und Tagelöhnerdistrikt in London, Frauen des Nachts auf der Straße ermordet, indem ihnen mit einem Messer die Kehle durchgeschnitten wird. Scotland Yard verstärkt zwar seine Präsenz in dem Viertel, schafft es aber nicht zu verhindern, dass die Londonerin Katie auf dem abendlichen Heimweg in einem Hinterhof ermordet wird.

Während die Morgenblätter von dem erneuten Mord berichten, erhält das Ehepaar Bonting Besuch von einem Pathologen, der sich als Mr. Slade vorstellt und an den Zimmern, die das Ehepaar aus finanziellen Gründen vermietet, interessiert ist. Der schüchterne Mr. Slade dreht zunächst die Bilder von berühmten Schauspielerinnen, die in seiner neuen Unterkunft hängen, um und irritiert das Ehepaar auch durch seine nächtlichen Ausflüge und seine allgemeine Verschwiegenheit.

Auch kann er seinen Missmut darüber, dass Kitty Langley, die schauspielernde Nichte seiner Gastgeberin, ebenfalls in dem Haus wohnt, kaum verbergen und deutet Mrs. Bonting gegenüber an, dass sein Bruder durch eine solche Bekanntschaft ums Leben gekommen ist. Während Kitty sich auf den Auftritt mit ihrer Varieté-Show vorbereitet, geschehen in der Nachbarschaft weitere Morde an Schauspielerinnen und Sängerinnen.

Inspektor John Warwick, der mit dem Fall betraut ist, lernt bei seinen Ermittlungen Kitty kennen und versucht einen privaten Kontakt aufzubauen. Nach einer wichtigen Premiere wartet Mr. Slade in Kittys Umkleide auf die Schauspielerin...


Der Beginn Filmes ist so detailverliebt und mitnehmend gestaltet, dass man sich als Zuschauer sofort in einen Kinosaal der 40er Jahre versetzt fühlt. In einer liebevoll gestalteten gotischen Londoner Kulisse wird man durch ein Fahndungsplakat in die Mordserie eingeführt und folgt anschließend im Rahmen einer Kamerafahrt zwei Polizisten, die im Viertel patrouillieren. Diese Kamerafahrt ist technisch anspruchsvoll ausgeführt und wird in ihrer atemberaubenden Wirkung lediglich dadurch geschmälert, dass die Polizisten als Ausdruck ihrer Pflichtbewusstheit nicht von der vorgegebenen Route abweichen sondern voller Elan durch eine sich im Weg befindende Pfütze laufen, was beim heutigen Zuschauer ein leicht ungläubiges Kopfschütteln hervorruft.
Auch im Verlauf bleibt die Kameraführung gut durchdacht und durch teilweise ungewohnte Blickwinkel werden interessante Entfremdungseffekte erzeugt.

Bis zum Ende fragt der Zuschauer sich, ob der verschüchterte, unglückliche Mr. Slade, der offensichtlich Probleme im Umgang mit Frauen hat, wirklich der Mörder ist, für den ihn nach und nach immer mehr der Nebenakteure halten. Diese konsequente Ambivalenz, dass bis zum Ende eine Unschuld nicht ausgeschlossen werden kann, gibt dem Film einen besonderen Reiz. Ein Grund für das Mitleid und die Sympathie, die Mr. Slade beim Zuschauer hervorruft, ist die faszinierende schauspielerische Leistung von Laird Cregor.

Auch wenn der Film, um den Sittenwächtern nicht allzu stark zu missfallen, einige Kompromisse in der Handlung machen musste (beispielsweise sind die ermordeten Frauen keine Prostituierten, sondern Schauspielerinnen beziehungsweise andere Bühnendarstellerinnen) so wirkt er dennoch abgerundet und in sich geschlossen.

Es ist nachvollziehbar, warum diese Verfilmung des „Jack the Ripper“ Themas als einer der besten Horrorfilme der 40er Jahre gilt. Wer britisches Englisch mit leichtem Arbeiterakzent mag, sollte zur Originaltonspur greifen, aber auch die deutsche Synchronisation mindert das Filmerlebnis nicht.

Sebastian Langer



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 0807297089295 | Erschienen: 24. Februar 2012 | FSK: 16 | Laufzeit: 81 Minuten | Originaltitel: The Lodger | Preis: 6,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Englisch, Deutsch

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