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 Die Geschichte des Ordens der Tempelherren


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Seit dem Mittelalter gibt es viele Orden und Vereinigungen, die bis in die heutige Zeit bestehen und welche das Leben seit Jahrhunderten geprägt und mitgestaltet haben. Darunter sind viele Mönchsorden, aus denen wichtige Institutionen hervorgegangen sind. Die mitunter ruhmreichste Verbindung überlebte jedoch kaum zweihundert Jahre. Der Orden der Tempelherren ist der mit Abstand bekannteste Ritterorden, um den sich heute noch Legenden und Mythen ranken. Selbst 700 Jahre nach dessen Zerschlagung versuchen Wissenschaftler herauszufinden, was genau geschah, welche Geheimnisse, die sich um die Tempelritter ranken, wahr und welche falsch sind.
Gegründet wurde der Orden in Etappen um 1120 in Palästina und war zunächst für den Schutz der heiligen Stätten im Heiligen Land etabliert worden. Der zunächst nur aus acht Rittern bestehende Orden wuchs innerhalb weniger Jahre auf eine mehrere Hundert Ritter und Gefolgsleute umfassenden Institution an. Der Orden der Tempelherren vereinigte sowohl ritterliche als auch religiöse Ansichten miteinander. Doch die Daseinsberechtigung des Ordens war nach dem Fall von Akkos, als letzte christliche Bastion im Heiligen Land im Jahre 1291, erloschen. Im Laufe der Jahre gelang es den Tempelrittern, sich ein hohes militärisches und finanzielles Machtpotential zu sichern. Dass sie aber außerhalb der kirchlichen Hierarchie standen, rief einige Neider auf den Plan, auch sahen sich einige kirchliche und weltliche Würdenträger in ihrer Macht eingeschränkt, was zur Zerschlagung des Ordens im Jahre 1307 führte. Vor allem der französische König Philipp IV. der Schöne griff hart durch. Am 13. Oktober 1307 ließ er alle greifbaren Ritter und Gefolgsleute des Ordens festnehmen. Die Prozesse zogen sich mehrere Jahre hin und 1312 hob Papst Clemens V. den Orden auf ein Konzil in Vienne auf, ohne dass bis dahin ein Schuldspruch erfolgte, als eine Art kirchliche Vorsichtsmaßnahme. Die Anklagepunkte umfassten Ketzerei, Götzendienst, Homosexualität und Verrat am Christentum. Als der letzte Großmeister der Templer 1314 hingerichtet wurde, endete eine Verleumdungskampagne, deren historische Hintergründe nur schwer herauszufiltern sind.
An den Besitztümern des Ordens bereicherten sich neben dem König auch einige Adelsfamilien und Bistümer, weitere Teile gingen auch legal an den Johanniterorden über.
Die Faszination über den schnellen Aufstieg und den Fall der Tempelritter ist bis heute ungebrochen. Vieles, was man ihnen heute nachsagt, kam allerdings erst im 18. Jahrhundert hinzu, zum Beispiel, dass sich viele Freimaurerorden aus den Templern rekrutiert hätten, dass die Tempelritter die Hüter des Heiligen Grals waren und das bis heute unsagbare Schätze sich in ihren Besitzungen befanden und bis dato als verschwunden gelten. Dies wird auch in vielen Medien wie Filmen und Romanen noch forciert. Sie galten auch damals wie heute teilweise als Ketzer und Häretiker, als Götzenanbeter und Zauberer.

Der Hauptteil dieses Buches stammt aus dem Jahr 1860 und wurde von Dr. Ferdinand Wilcke verfasst. Er wollte mit dieser wissenschaftlichen Abhandlung den Verlauf der Geschichte des Ordens der Tempelherren, unter Berücksichtigung der vorliegenden Fakten und auch der Legenden, nachzeichnen. Wilcke verfasste ursprünglich sieben Bücher, welche 1860 in zwei Bänden überarbeitet zusammengefasst wurden.
Marco Frenschkowski überarbeitete die Texte von Ferdinand Wilcke, passte den Ursprungstext der heutigen verwendeten deutschen Sprache an und ging den Quellenangaben des Verfassers nach. Heraus kam ein Buch, welches die beiden ursprünglichen Werke Wilckes umfasst. Es berichtet möglichst genau über die Geschichte des Ordens. Wilcke geht dabei sehr akribisch vor, so wird zum Beispiel jedem wichtigen Großmeister ein Kapitel gewidmet. Es werden Verbindungen des Ordens zu anderen Institutionen aufgezeigt und über die Fortdauer des Ordens berichtet. Ferner wird versucht Vorurteile, Legenden und Nachsagen zu den Rittern unter geschichtswissenschaftlichen Gesichtspunkten aufzuklären und auszuräumen. In jedem Kapitel werden in Fußnoten Quellennachweise angegeben, teilweise in Latein. Es befinden sich im Anhang Listen mit den Namen der Ordensmitgliedern sowie im original lateinischen Wortlaut gehaltene Texte, welche die Festsetzung der Templer in England und Frankreich anordnen. Auch sind hier die Texte zur Übereignung der Besitztümer des Ordens zu finden.
Auf 746 Seiten versucht das Buch alle Aspekte, die mit dem Orden zu tun haben, zu beleuchten und verlangt von dem Leser sehr viel Aufmerksamkeit. Es gibt viele Hinweise, Anmerkungen und Quellen, die es erlauben, sehr tief in die Materie einzudringen.
Es ist aber, das muss man dazu sagen, kein reißerisches, populärwissenschaftliches Werk, sondern nüchtern und akribisch. Der Unterhaltungswert tendiert gegen Null. Es wurde verfasst, um aufzuklären und nicht um zu berieseln.

Fazit:
Für mich die bis jetzt interessanteste und umfassendste Publikation über die Tempelritter.
Der nüchterne Stil macht es zu einer Herausforderung für den Leser, sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen. Lesern, welche die Glorifizierung und Mystifizierung der Templer mögen, sei hier von klar abgeraten. Für geschichtlich Interessierte, welche eine fundierte Grundlage haben wollen, sei es empfohlen.

Christoph Heibutzki



Hardcover | Erschienen: 01. September 2005 | ISBN: 3865390579 | Preis: 16,95 Euro | 746 Seiten | Sprache: deutsch

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