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 Tagebuch einer Lady auf dem Lande

Autoren: E. M. Delafield
Übersetzer: Thomas Stegers
Verlag: Manhattan

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Im Südwesten Englands, in einer Grafschaft Devons, lebt die Lady zusammen mit ihrem Mann Robert und dem Hauspersonal in einem kleinen Ort. Ihre Kinder Vicky und Robin sind meist im Internat und kommen nur in den Ferien nach Hause. Sich der gesellschaftlichen Stellung entsprechend zu benehmen und sich an alle "Regeln" zu halten, ist nicht immer leicht. Und so vertraut sich die Lady mit all ihren Sorgen und oft ironischen Kommentaren ihrem Tagebuch an. Sei es ihr Ärger über die nicht keimenden Hyazinthen, die sich schon wieder ändernde Mode oder auch die Mademoiselle, die in ihrem Haus lebende "Nanny".
Es ist eben nicht einfach, es immer allen Damen in ihrer Umgebung recht zu machen und dabei mit all deren Schrullen und Macken zurechtzukommen. Und schon wieder winkt eine Einladung zum Tee, eine Freundin kündigt sich für einen Übernachtungsbesuch an oder die Lady selbst ist mal wieder dran, ein Kinderfest zu geben oder zum Ausflug an den Strand einzuladen. So ein Leben auf dem Lande kann schon aufregend sein - nur gut, dass es Tagebücher gibt.

E. M. Delafield veröffentlichte die Tagebucheinträge ursprünglich in Form einer Kolumne in einer feministischen Zeitschrift in den zwanziger Jahren. 1930 wurden diese dann in gesammelter Form in einem Buch veröffentlicht. Delafields intelligente und lustige Art über ihr Leben zu berichten erlaubt den Lesern heute einen tiefen Einblick in die Gesellschaft dieser Zeit.

Ein ganzes Jahr darf der Leser an der Seite der Lady verbringen. Von November bis Oktober gehen die Tagesberichte, die sich alle besonders durch ihre erfrischende Art auszeichnen. In den dreißiger Jahren war "man" noch Mitglied in einem Buchclub, unterhielt sich über die aktuellen Neuerscheinungen oder DAS Buch des Monats. Auch die Lady ist eine eifrige Leserin, nur treffen die beliebten Romane nicht immer auch ihren Geschmack. Wem kann sie dies besser anvertrauen als ihrem Tagebuch. Tagebücher sind so etwas wie eine beste Freundin. Ihnen kann alles gesagt werden, eigentlich sogar mehr, als selbst eine beste Freundin erfahren würde. Und so kann der Leser sich in "Tagebuch einer Lady auf dem Lande" köstlich amüsieren über die spitzen, ironischen, herzlichen und natürlich auch lästernden Kommentare der "Lady".

Auf den Schreibstil muss sich der Leser einlassen, denn er entspricht nicht dem der üblichen Erzählweise in einem Roman. Er ist episodenhaft und oft von kurzen, prägnanten Sätzen geprägt, die einer Berichterstattung ähneln. Ganz so, wie sich Tagebucheinträge im Allgemeinen darstellen.
Der Lady bei ihren Beobachtungen so nah zu sein wie ihr Tagebuch, hat etwas von großer Intimität - es fühlt sich ein wenig so an, als könnte man als Mäuschen immer dabei sein und so die Gefühle und Gedanken der Lady erfahren. Kichern und Lächeln kann sich bei dieser Lektüre sicher keiner verkneifen und sehr oft kann man der Lady nur recht geben bei ihren Vermutungen, kleinen ironischen Spitzen und auch Ängsten.

Ansprechend und an Taschenbücher der fünfziger Jahre erinnernd ist die Covergestaltung. Schade nur, dass ein kreisrunder roter Aufdruck mit einer Empfehlungsaussage von Sophie Kinsella mittig rechts auf dem Cover prangt. Hier wäre ein abziehbarer Aufkleber besser gewesen.
"Tagebuch einer Lady auf dem Lande" ist von entzückender Leichtigkeit, niemals aber trivial.

Sandra Wiegratz

Probe


Hardcover | Erschienen: 19. November 2012 | ISBN: 978-3442546916 | Preis: 16,99 Euro | 208 Seiten | Sprache: Deutsch

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