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 Die Frau ist frei geboren - Olympe de Gouges

Autoren: José-Louis Bocquet
Illustratoren: Catel Muller
Übersetzer: Resel Rebiersch
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
In Montauban, im Südwesten Frankreichs, wird aus einer Liaison heraus 1748 Marie Gouze geboren. Als Jean-Jacques Lefranc de Pompignans wahrscheinliche Tochter, erlernt Marie das Lesen, ist schon früh literaturbegeistert und wächst damit zu einer gebildeten jungen Frau heran. Sie kommt in Kontakt mit Voltaires und Rousseaus Werken und besucht auch später regelmäßig das Theater. Trotzdem wird sie zur Ehe gezwungen, aus der ihr Sohn Pierre Aubry de Gouges hervorgeht. Nach dem baldigen Tod ihres Ehemannes genießt sie ihre Freiheit und geht keine weitere Ehe mehr ein. Maries Weg führt nach Paris und sie ändert ihren Namen in Olympe de Gouges. Dort beginnt sie Schriften, Flugblätter und Theaterstücke zu verfassen, mit denen sie sich maßgeblich für die Rechte der Frauen einsetzt und für die Abschaffung der Sklaverei zu kämpfen beginnt. Ihr Bestreben endet erst mit ihrem Tod im November 1793. Olympe de Gouges ist eines der Opfer der Terrorherrschaft Robespierres.

Nach ihrem gemeinsamen Werk "Kiki de Montparnasse" aus dem Jahr 2011, haben sich José-Louis Bocquet (Autor) und Catel Muller (Illustrator) nun einer weiteren ganz besonderen Frau gewidmet: Marie Gouze (1748-1793); später bekannt unter dem Namen Olympe de Gouges.
In mehreren Kapiteln werden chronologisch Ausschnitte von ihrer Jugend bis zu ihrem Tod, wie in einem Roman präsentiert.

Die Geschichte beginnt 1748 im Haus Pompignan mit der Affäre ihrer Mutter, die zu diesem Zeitpunkt schon mit Olympe schwanger ist und springt dann ins Jahr 1753. Ab hier werden verschiedene Stationen in Olympes Leben in Worten und Bildern geschildert. Die meiste Zeit wird viel gesprochen, was bei dem thematischen Anspruch nicht verwundert.
Der Leser, der zu dieser Graphic Novel greift, sollte allerdings Kenntnisse der französischen Geschichte besitzen, um die Handlungen der verschieden Personen verstehen und einordnen zu können. Auch sollten die signifikanten Personen der Französischen Revolution bekannt sein, denn kaum jemand wird sich nebenher ausgiebig informieren wollen, bevor er in diese Graphic Novel einsteigt. Das hinten im Buch angefügte Personenregister mit den kurzen Texten dient auch eher zur Auffrischung beziehungsweise Unterstützung, anstatt als wirkliche Informationsquelle.

Zudem hat sich dort ein kleiner Fehler eingeschlichen, der aber jedem aufmerksamen Leser auffällt, da die aufgeführten Daten so nicht stimmen können. So ist Jean-Jacques Rousseau 1712 geboren und nicht wie angegeben 1782.

Die Zeichnungen sind schwarz-weiß und eher einfach gehalten, trotzdem ist es möglich, die unterschiedlichen Personen voneinander zu unterscheiden.
Schattierungen werden durch mehrere Schraffierungen dargestellt, so nimmt das Schwarz schnell überhand und wirkt mitunter recht erdrückend. Die zudem nur sparsam eingesetzten Details und der Comicstil der Charaktere lassen die Zeichnungen auch nur als solche erscheinen; es wird kein wirkliches Leben eingefangen. Dementsprechend ist es hin und wieder schwer, die Emotionen der Charaktere nur aus ihren Gesichtszügen lesen zu wollen. Hinzu kommen einige ruckartige Übergänge, bei denen sich der Leser nicht sicher ist, was in der Zwischenzeit vor- oder nicht vorgefallen ist!
Dafür gestaltet sich das Lesen der Texte als sehr angenehm, da die herkömmlichen Regeln der Orthografie - Groß-Kleinschreibung, Einhaltung der Interpunktion - im Gegensatz zu vielen anderen Comics eingehalten werden.

Neben Olympe de Gouges künstlerisch aufgearbeiteten Leben sind weiter ein Inhaltsverzeichnis, ein Literaturverzeichnis und das bereits erwähnte, umfangreiche Personenregister (31 Personen) mit jeweils einer kurzen (Geburts- bis Todestags-)Zusammenfassung vorhanden. Das alles verpackt in dem gewohnt hohen Niveau des Splitter Verlages.

Fazit: Dieses Werk ist anspruchsvoll, daher sollte sich genügend Zeit für die Lektüre genommen werden. Auch eignet sich dieser Comic nicht unbedingt für jedermann, denn Kenntnisse der französischen Geschichte sind auf jeden Fall von Vorteil - ein Interesse an Geschichte Voraussetzung. Die Zeichnungen sind in Ordnung, denn aus diesen kann meist problemlos die Lebensgeschichte von Olympe de Gouges gelesen werden. Trotzdem sind diese nicht als herausragend oder gar schön zu bezeichnen.

Eine Leseprobe gibt es wie immer auf der Verlagsseite.

Sarah Mehring



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2013 | ISBN: 978-3868695618 | Preis: 36,80 Euro | 480 Seiten | Sprache: Deutsch

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